Mittwoch, März 07, 2007

Werte – Werteerziehung

Im Moment ja wohl ein ganz großes Thema, das mich eigentlich schon sehr lange beschäftigt. Jetzt, wo die Familie wieder Zuwachs bekommt, ist das wieder besonders aktuell und für mich ein Anlass, zu vergleichen und auch zu gucken, was jetzt drinsteckt in meinen Kindern, was davon ich sehr bewusst vermittelt, was ich vorgelebt habe und was sich über die Hintertür eingeschlichen hat. Heute musste ich mehrfach über die Bescheidenheit meines Sohnes nachdenken, die mich immer wieder erstaunt, vor allem, wenn es um materielle Güter geht. Und dann dachte ich, dass meine Eltern doch auch in sehr vielen Bereichen sehr bescheiden sind und das sehr vorgelebt haben. Ich selbst habe wohl auch eine bescheidene Seite, aber so sehr ausgeprägt ist sie denn doch nicht. Woher kommt also die starke Ausprägung beim Sohn? Gezielt angelegt habe ich es darauf jedenfalls nicht, habe aber dennoch die Vermutung, dass es daran liegt, dass Geld/Preise immer ein Thema waren. Kann auch am Geschlecht liegen. Mein Vater und mein Bruder sind da seeeehr ähnlich.

Berufstätig? Ist mir nicht neu, eben drum ...

Es ist bei mir kein Knoten geplatzt und kein Riesenfass zum Überlaufen gebracht worden durch die Möhre, die nicht gekauft, sondern geschenkt wurde, sorry dafür, dass ich das verwechselt habe, aber einen Riesenunterschied macht das noch nicht. Sie war einfach ein kleiner Mosaikstein in einem Bild, das sich beim Verfolgen des Blogs (für mich zumindest) abzeichnet. Ich mag Details fehldeuten, aber dass es sich um ein totales Zerrbild handelt, glaube ich dennoch nicht. Ein größerer Mosaikstein war eine Aussage, als wir beide vor gut anderthalb Jahren in einem Glasperlenkurs saßen und ich XXX wildfremden Menschen erzählen hörte: „Ich mache irgendwann mal eine Suppenküche auf.“ Ich mauloffen! Ich weiß nicht mehr, ob ich postwendend oder erst auf der Rückfahrt nachgefragt habe: „ Du meinst, du machst das Konzept, die Standortanalyse, die Wahl des Ladenlokals, die Ausstattung, die Speisekarte, das Rezeptetesten, suchst das Personal aus und schaust gelegentlich mal vorbei? Oder möchtest du da jeden Tag stehen und den Laden selbst schmeißen?“, Antwort: „Na klar!“ und die bezog sich eindeutig auf letztere Variante. Ich meine, noch mal nachgefragt zu haben, aber es war kein „Ja, weil, ich denke ...“ oder so zu hören. Rechtfertigungen wurden nicht erwartet, aber irgendetwas, was die Sache nachvollziehbarer gemacht hätte. Da war ich es, die dachte „Häh? Aber sie HAT doch einen guten Job!“. Nun muss ich sagen, dass mir ja die Berufserfahrung in der Richtung komplett fehlt. Ich habe als Studentin nie in ähnlichen einfachen gastronomischen Betrieben gearbeitet, XXX schon. Vielleicht ist es die gute Erinnerung daran, gepaart mit der Vorstellung so ein Geschäft als eigene Herrin und mit mehr Erfahrung und Mitteln und auch mit Marktkenntnis besonders gut und befriedigend umsetzen zu können? Vielleicht ist es aber reine Spinnerei, ich weiß es nicht. Es ist schwer, darüber ins Gespräch zu kommen. Ich habe es versucht. Diese für mich überhaupt nicht einschätzbare Wertigkeit des Jobs einerseits und anderer möglicher Beschäftigungen andererseits, die inhaltlich miteinander so sehr wenig gemein haben und dann die von mir so wahrgenommene Häufung von Basteleien verschiedenster Art, haben mich fragen lassen: Wo ist sie da? Das sich abzeichnende Bild passt nicht! Ich kenne sie anders. Und dann habe ich das gesagt. Die Reaktion zeigt, dass ich das korrekt eingeschätzt habe: „Ich bin berufstätig!“. Das ist, wie ich finde, ne gute Antwort. Die passt und rückt mein Bild wieder ins Lot! Die Antwort hätte ja auch heißen können „Sag ja nix über meine neuen Freunde. Die sind alle ganz toll und von dir in jeder Hinsicht falsch eingeschätzt.“. Ich habe nicht gesagt, dass XXX so ist, sondern nur, dass sie in die Schublade nicht passt und auch nicht in die Nähe. Mit dem baldigen Eintritt in den Club der OnlineGewerblichCraftenden habe ich eh nicht gerechnet. Ich fand nur, dass die Wertigkeiten im Blog stark verzerrt sind. Das gilt aber für mein Blog auch, das ist mir bewusst. Allerdings geht das dann wieder in eine ganz andere Richtung.

Das insGesprächKommen ist mir leider häufig nicht gelungen. Ich denke, dass wir eine sehr große Menge Gemeinsamkeiten haben. Darüber zu sprechen ist ein Selbstläufer, keine Frage. Aber sobald es um Dinge geht, in denen wir uns unterscheiden und ich nach dem Warum frage, kommen sehr prompt und bestimmt Antworten wie „Das will ich so.“, „Da steh ich zu.“, „Das gönn ich mir.“. Und nicht immer klingt mein Warum schon so zweifelnd und skeptisch, als müsse unweigerlich eine anstrengende kontroverse Debatte folgen. Anders als früher meinen Eltern gegenüber, die ich nie ein zweites Mal um eine Erlaubnis gefragt habe, wenn sie mir eine Sache verboten hatten (nach dem Motto: Sie werden schon ihre Gründe haben – hatten sie aber nicht immer – wie mir jetzt klar ist), habe ich auch gelegentlich ein zweites Mal nachgefragt, aber nicht mehrfach ... Dann habe ich das halt nicht verstanden. Und da denke ich, wurde eine Chance vergeben, sich näher zu kommen und voneinander zu lernen. Angesichts dieser Kommunikationsschwierigkeiten erschien mir die Möglichkeit, mich hier zu äußern eine bessere Alternative. Ich will hier auch niemanden umerziehen oder nötigen, sondern dachte, es könnte ein Denkanstoß sein, ach Quatsch, das ist auch ein zu großes Wort, eher wollte ich, dass meine Wahrnehmung zur Kenntnis genommen wird, denn den Eindruck hatte ich eben dann doch häufig nicht.

Wo wir gerade dabei sind, kann ich noch folgendes beichten, was möglicherweise bereits bekannt ist. Als wir da im Dezember in Schiphol standen und warteten, da habe ich neben Freundin M. gestanden und bin nicht sofort, aber irgendwie doch sehr bald darauf zu sprechen gekommen, was mir an XXX merkwürdig oder unverständlich erscheint (dass sie unsere größte Gemeinsamkeit ist, war ja von Anfang an klar, das Gesprächsthema also naheliegend – der Verlauf hätte allerdings anders sein können). Als ich es aussprach, dachte ich noch „Das kannst du doch hier nicht machen. Wie sieht das denn aus? Sie ist schließlich deine Freundin.“, aber dann gefiel mir doch die Möglichkeit, die Dinge mal aus einem anderen Blickwinkel dargestellt zu bekommen, der auch nah dran ist ... und das war gut, muss ich sagen. Ich erinnere mich sehr gut an eine Sache, die ich aus der Perspektive einer Frau, die ein ähnliches Leben führt, besser nachvollziehen kann, bzw. dass ich erkennen musste, dass diese Andersartigkeit tatsächlich in den anderen Lebensumständen begründet liegt.

Ach übrigens wurde nach der Teilnahme an dem Glasperlenkurs eine Grundausstattung samt Brenner gekauft, nicht von mir – versteht sich. Was daraus geworden ist, würde ich lieber mal im Blog sehen ... aber gut, das ist hier schließlich kein Wunschprogramm!

Blase kommt – kommt Blase?

Vielleicht nimmt Blase sich ja ein Vorbild an seiner Cousine? Die ist nämlich 12 Tage nach dem errechneten Termin zur Welt gekommen. Viel Spaß dann noch beim Warten. Die werdenden Großeltern jedenfalls, haben sich dann heute wohl auf den Weg gemacht, um den Geburtstag des jüngsten Enkels nicht, den des ältesten aber sehr wohl zu verpassen.

Dienstag, März 06, 2007

Kein Mutterglücksseufzer, aber ...

... Erleichterung? Auch nicht, wirklich ... Allerdings ist es endlich so weit: Meine komplette Nachkommenschaft darf endlich Auto fahren!!!
... Fragt mich nicht, wieso das nun so lange dauern musste ...

Montag, März 05, 2007

Palle

Möglicherweise schieße ich gelegentlich übers Ziel hinaus, möglicherweise bin ich auch diejenige, die immer wieder versucht, ihr Ziel neu zu definieren und dabei in den eigenen Unzufriedenheiten stochert, was dann manchmal so wirkt, als wäre ich viel unzufriedener als ich es wirklich bin. Möglicherweise zieht Steffi auch mehr Zufriedenheit aus den kleinen Dingen und hat weniger Drang nach einem wie auch immer gearteten Mehr? Letztens sprachen wir darüber, wie sie das Studium abbrechen und ganz was Anderes machen wollte. Vielleicht hat sie das viel stärker gereizt, als es mich jemals gereizt hat? Schätze ich das falsch ein? Vielleicht? Seeehr falsch? Glaube ich nicht. Gut, dann bin ich die Kätzerin, die Nörglerin, meinetwegen, aber in ihr schlummert auch was Anderes. Das muss ich ja nicht unbedingt aufwecken, is ihre Sache ... Aber ich habe nicht gesagt, dass ich die „Super-Überbastlerin“ bin ... und „arm“ ist mein Statement auch nicht ... nein, dass denke ich nicht ...

Knutsel-Juff

Eigentlich wollte ich gerade einen spontanen Kommentar zu Steffis letztem Post schreiben, aber dann mischte sich der Text mit Gedanken, die ich den Tag über angesammelt und sowieso schon zum Posten im Hinterkopf hatte und mit Eindrücken vom heutigen Tag ... Ja und dann fand ich meine Haltung zu Steffi auch zu kritisch und kätzerisch, um neben den ganzen „Oh, how cute!“, „What a cutie she is“, „Wat leuk!“ und „“Wat lekker!“-Kommentaren die gute Stimmung zu verderben ... ja und da es hier doch wohl eher mehr um mich als um Steffi geht und sie nur der Anlass zu sein scheint, warum ich manches gerade heute sage, schreibe ich es jetzt hier:

Jetzt mal ehrlich! Bin ich hier eigentlich die einzige Kritikerin? Finden sonst immer alle alles nur schöööön? Also im Ernst, ich finde die von dir entdeckten und vorgeführten Artefakte interessant und frage mich bei der Lektüre auch gelegentlich, was ICH mit meiner kreativen Seite anfange – und da weiß ich, dass wir diese Seite beide haben ... schön, wenn frau da einen Ansprechpartner hat und ohne große Erklärungen verstanden wird ... wenn ich Anregungen von dir bekomme, auch schön ...

... Heute hatte ich wieder so einen Tag, die Sonne schien, der Garten rief, die Anfänger-Klassenarbeiten ließen genug Platz im Kopf um parallel über mein Leben zu sinnieren, die ausgiebige Lektüre der Zeit (mehrheitlich die zwei Ausgaben vor der aktuellen ...) ... lenkt die Gedanken eher so in die Richtung: „Welche Welt hätten wir denn gern für unsere Nachkommen?“, „Und was können wir heute dafür tun?“ und „Wo sollte der grassierende Neoliberalismus in seine Grenzen verwiesen werden?“. Ach und außer der Besinnlichkeit kam auch noch eine relativ volle Bude dazu. Alle waren sie da und haben die meiste Zeit hier vor sich hingegammelt, mal Karten gespielt, mal nen Film geguckt, gemeinsam gebruncht ... alle, die ganze Familie, Tochter, Sohn, Schwiegertochter in spe, ich natürlich und außerdem Sohnemanns Freund L., der gerne mal hier pennt, da er 35km entfernt wohnt. Beide Nächte sogar waren sie hier ... Nicht ganz Hotel Mü, aber so ähnlich ... die Tradition wird fortgeführt ... Gestern habe ich tatsächlich auch mal wieder Stoff gekauft (die Deckenreste, von denen ich dir, Steffi, letztens erst einen überlassen hatte), denn eigentlich waren wir ja beim Thema Kreativität ... will sagen: Wenn ich Zeit und Muße habe, das Wetter schön ist und all meine Lieben in Reichweite, dann besinne ich mich auf mein wahres Ich und da ist immer auch Kreativität dabei, deshalb gestern zum Beispiel der Stoffkauf (ein wichtiges Werk muss bis zu Blases Geburt noch vollendet werden, dazu habe ich an diesem Wochenende dann doch keine Zeit mehr gefunden ...).

Also Steffi, ich bin dann doch gelegentlich erstaunt darüber, was dir alles Glücksseufzer entgleiten lässt. Die Möhre, die hat man doch in circa 20 Minuten selbst gemacht, oder? Klar, da muss man mal kurz in den Stoffresten kramen und auch das Band muss mit Bedacht gewählt werden, damit es nicht sofort reißt, aber so was haben wir doch alles in unseren Vorräten ... Daran liegt es doch wohl nicht, dass du es nicht selbst machst, oder?

Also ich finde es durchaus auch mal nett, was zu kaufen, aber schöner finde ich, es selbst zu machen, vor allem, wenn es so eine Kleinigkeit ist. Das ist doch viel mehr Glücksseufzer wert. Einen aufgeregten, wenn man den Anhänger im Internet findet und sich denkt „Den will ich.“, einen zweiten, wenn man sich überlegt, ob man auch alles dafür im Haus hat, einen dritten, wenn man sich freudig an die Nähmaschine setzt und alle Materialien bereit liegen und im Geiste das Objekt der Begierde deutlich vor Augen hat, einen vierten, wenn es denn endlich vollbracht ist und einen fünften, wenn man von Fremden lobend auf das Objekt angesprochen wird, ohne darauf hingewiesen zu haben, dass es selfmade ist.

Ich muss gerade daran denken, wie du hier letztens bei mir schliefst und in meinem Bett erstmals meine Schweinchen-Kissen sahst ... Schön, wenn sie dir gefallen, bei Tageslicht hättest du sehen können, dass die Bordüre aus drei verschiedenen Farben Filz und mit 6 oder 7 Farben umstickt ist. Nett, ich weiß! War mal so ein Herbstferienprojekt, ein Geburtstagsgeschenk für meine Tochter, ich glaube, als ich meine zweite Staatsarbeit fertig hatte und noch zwei weitere kinderfreie Tage (verreist) zu füllen hatte ... Jetzt mal ganz ehrlich. Meine Kissen sind doch mal deutlich schöner als ... also, ich bin dem Link gefolgt und ... ja, ich finde die Idee nett, dass kreative Mütter im Internet sich gegenseitig unterstützen und Aufträge erteilen, aber das ist doch alles ... wie soll ich’s sagen und nicht lügen ... das können wir besser und das brauchen wir doch nun wirklich ganz und gar nicht ... die Trip-Trap-Kissen erscheinen ja auch ganz praktisch, aber diese ewig gleichen Computer-Stickereien ...

Jaaaa, wir können das besser. Aber ... ja, was aber? Was kritisiere ich hier eigentlich? Ich glaube einfach nicht, dass diese Frauen mit diesen Miniproduktionen für ihre Webshops der rechte Umgang für uns sind, für mich sowieso nicht und für dich auch nicht. Die sind einfach nicht weit genug entfernt von so Frauen wie der Schwägerin meiner anderen Steffi-Freundin, die ständig Window-Color-Bilder produziert. Ja, wir haben’s gerne schön und bei uns wird’s immer netter als bei vielen Anderen sein, aber das ist nur eine Seite von uns ... das Glorifizieren von Crafting? Steffi als Knutsel-Juff oder deren beste Käuferin? Geld verdienen mit (Kunst-)Handwerken? Eintauchen in einen Freundeskreis von Bastlern, wo sich alle lieb haben und sich gegenseitig mit Bastelaufträgen über Wasser halten? Also das ist stark überzeichnet, zugegeben (nur weil du die Dinge jetzt gerne kaufst und zur Schau stellst, ist ja noch lange nicht klar, dass du so ein Geschäft auch mal aufziehen möchtest ... es ist nur ein leiser Verdacht, aus zwei oder drei im letzten Jahr aufgeschnappten Statements deinerseits gefolgert), scheint mir aber auf jeden Fall die falsche Richtung ...

Ich bin doch ganz froh, dass ich mein eigenes regelmäßiges Geld verdiene, alleine im Grundbuch stehe (und damit ziemlich unabhängig bin) und kreativ sein darf, wann ich will und die Zeit es erlaubt. Jaaa, ich glaube, dass ich euch noch in den nächsten Jahren überraschen werde, mit einem mehr oder weniger kreativen Nebenerwerb, mit einer innovativen Website-Idee, mit einem längeren und interessanten Auslandsaufenthalt, mit der Produkt- und Vermarktungsidee, die ich letztens schon einigen verraten habe ... oder ... oder ... oder ..., noch weiß ich nicht so recht ... sicher ist aber, dass es keine kindliche-Applikationen-auf-allem-Webshop-Geschichte wird, auch keine Suppenküche ... ich denke noch nach, mal mehr, mal weniger intensiv ... Es muss auch nicht mit Geld-Verdienen verbunden sein. Ich könnte auch ganz groß im CouchSurferHosting und –Reisen werden oder so Stadtteil-Diners (in Bordeaux habe ich mal einen Flyer für so was bekommen und später in der Zitty in Berlin und über Berlin auch darüber gelesen: Menschen richten gemeinsam ein festliches Diner aus und laden wildfremde Menschen gegen einen Unkostenbeitrag dazu ein – so in etwa war die Idee) ausrichten. Ach übrigens, mein Angebot, einen gemeinsamen (möglicherweise kommerziellen) Webauftritt mit mehreren Frauen aufzubauen, steht auch noch (im Raum). Wir müssen nur wissen, dass wir das wollen und wie viel Zeit wir darein investieren können ... Ich schrecke tatsächlich vor allen Ideen zurück, die mich noch mehr ans Haus fesseln, als Klassenarbeiten und so es eh schon tun ... Andererseits bin ich ja auch tatsächlich ein unverbesserliches Hausmütterchen (und genieße mein Zuhause) ... aber muss ich das (durch Schaffung betrieblicher Notwendigkeiten) auf ewig festschreiben? ... nee, nee, das auch wieder nicht ... Hach, es gibt noch viel zu überlegen, aber glücklicherweise drängt die Zeit ja nicht ... Bevor ich fünfzig (fünfundvierzig?) werde, wird längst was geschehen sein, versprochen ... Ja und Steffi, zu viel Bricolage ist mir einfach suspekt, nur so ein Gefühl, ... wollte ich nur mal gesagt (und damit das Nachdenken darüber vielleicht angeregt) haben ...

PS: Vielleicht nehme ich das alles viel zu ernst? Schließlich habe ich von dir auch schon einige Male abwertende Kommentare über einzelne dieser Crafting-Sites gehört ...

Montag, Februar 26, 2007

Warum nicht mal kurz posten?!

Ja ja, so ganz spontan posten, das tue ich ja dann überhaupt nicht mehr. Meist wird es ellenlang und etwas schwer verdaulich. Dabei gäbe es doch häufig Kleinigkeiten, die mal eben zu erwähnen, ganz nett wäre.
Gestern zum Beispiel war ich spontan mit dem Mütterchen im Museum (es regnete sooooooo sehr - und wir wollten mal raus - nix Geplantes also). Ich liebe ja Skulpturen, hatte ich das erwähnt? Da ist mir tatsächlich, als hätte ich das bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Ist vermutlich so ähnlich gewesen. Meine Mutter meinte jedenfalls, es könnte etwas too much gewesen sein, damals. Ja und außerdem bin ich ja schon auf dem Schulweg und überall hier von Skulpturen umgeben ... Ach ja, und auch entwickeln wir uns langsam zu Video-Kunst-Freaks und Rineke Dijkstra, die hat es uns jetzt schon mehrfach angetan, mit Videos, aber doch auch mit ihren Fotos. Ich glaube, ich muss demnächst mal nach Venlo ins Museum oder so ...
Oder man könnte auch gerne die totalen Lappalien schreiben. Da habe ich doch soeben mit viel Mühe eine Deckenlampe aufgeschraubt, um die darin befindliche Glühbirne auszutauschen ... dann wurde das Glas von Fliegen und anderen Insekten befreit und vorsichtig wieder aufgeschraubt. Ja und kaum sitze ich unter der Lampe am Schreibtisch ... Was passiert wohl? Da kommt so ein bekloppter riesiger Käfer aus irgendeiner Niesche zielstrebig in die Lampe geflogen. Glaube, der is noch nicht tot, wird mir wohl noch heut Nacht länger Freude bereiten ... GRRRRR!
Ja und dann gäbe es noch ganz Anderes zu posten. Thema Depressionen!
Nein, nicht ich ... Aber fangen wir mal anders an: Vor der großen Familienfeier letztens, da war ich ja doch verunsichert und fragte mich, wie das wohl werden könnte ... ob es doch Gründe gab, um lieber zu Kreuze gekrochen zu kommen, ob ich nicht wirklich durch und durch schlecht bin, wie es mir hier ausführlich dargelegt wurde ... Morckel war nicht die einzige, der ich von meiner Unsicherheit berichtete. Reaktion: "Da muss ja wohl ganz jemand Anderes zu Kreuze gekrochen kommen. Du hast ja schließlich nicht angefangen." Ach, ja, stimmt ja? Zwar habe ich scheinbar Tabus gebrochen, aber unflätig, um es mal so zu nennen, das war dann doch eher mein Gegenüber. Ich dachte mir also, dann gucken wir mal ... und achten wir doch mal darauf, wie sich die moralisch so Unfehlbare so schlägt, ob ich tatsächlich der Trottel und sie die Frau von Welt?! Eigentlich die falsche Fragestellung, ist mir auch klar, aber so in etwa war meine recht unreflektierte Gefühlslage. Na, und was glaubt ihr? Madame war in Höchstform, inszenierte sich und kreischte gelegentlich schrill wie ein TokyoHotel-Fan. Fragt sich, was die sich da eingeworfen hatte ...
Eigentlich hätte ich das gleich berichten oder darüber schweigen sollen, ich weiß, aber gestern dann hörte ich ein anderes pikantes Detail ... auch das vielleicht erst später ... Erinnern wir uns doch zunächst, wie all das Theater angefangen hatte: Mir wurde vorgeworfen, ich könne nicht ertragen, dass eine gewisse Person auch ohne Job glücklich sei. Tja und jetzt ratet mal, wer Depressionen hat? Und damit ist sie nicht die einzige im Umfeld. Komisch! Was hatte ich doch noch moniert? Doch nur, dass sie ständig erzählte, was sie tun wolle und das dann nie tat. Ich hatte lediglich empfohlen, dann doch lieber mal von was Anderem zu reden, da das Gegenüber irgendwann schon nicht mehr weiß, was es sagen, wie es reagieren darf. Ich habe mich schon gefragt, warum da nicht mal irgendwer jemandem einen kräftigen Tritt in den Hintern gibt, aber ich wäre sicherlich nicht die Richtige gewesen, das zu tun. Jedenfalls war ich mal wieder auf der total falschen Ebene. Ich habe damals gedacht, ICH hätte ein Kommunikationsproblem. Falsch! Das was ich kommuniziere, ist dem was ich sagen will und auch dem, was ich fühle, schon mächtig nahe!
Vielleicht demnächst mehr zum Thema! Über den Rest muss ich dann doch länger nachdenken ...

Mittwoch, Januar 10, 2007

Stützräder

Ach ja, zur Vollständigkeit (wovon ich bei dem Thema wohl weit entfernt bin, das hier sind lediglich meine einsamen Gedanken und erheben keinen Anspruch auf allzu große Gültigkeitsbereiche): Wir hatten auch Stützräder! Weil? Ja weil sie jemand gekauft hat und erst später beobachtet und nachgedacht wurde. Das ist wie mit dem Bau/der Renovierung des ersten Hauses. Hinterher weiß man in etwa wie sowas geht. Immerhin habe ich zumindest meiner Tochter ein sehr kleines Rad gekauft, weil mir da schon klar war, dass das trotz drohenden Rauswachsens sinnvoll ist. Ich bilde mir aber ein, dass meine Skepsis Dingen gegenüber, die allein deshalb gut sein sollen, weil alle sie haben, auch damals schon vorhanden war. Nur sehr gelegentlich überkommt es mich und ich kaufe mir etwas, weil Andere es auch haben und ich glaube, ihnen nachtun zu müssen. So zuletzt geschehen mit dem Espresso-Vollautomaten. Mittlerweile ist er wenigstens in Benutzung und es schmeckt, aber der Espresso aus der Vorgänger-Kanne schmeckte auch sehr gut ... Gerade im Baby- und Kleinkindbereich gibt es doch so ungeheuer viele Dinge, die man nicht braucht. Erinnert sich noch jemand daran?: Meine Tochter z.B. hat NIE aus einer Flasche getrunken oder einen Schnuller gelutscht, Papierwindeln hat sie auch die meiste Zeit nicht getragen. Das ist jetzt keine Philosophie oder so, aber ich denke, man darf es eben doch auch anders machen, als die Werbung und die Umwelt es einem suggerieren! Dass für Steffi das Andersmachen ein Weblog über ihre Kinder und die Benutzung eines Laufrades hervorgebracht hat, finde ich gut!
Ich glaube, ich habe im Moment auch Böcke, was auszuprobieren: Dieser Tage werde ich wohl zu einem Treffen von mir bisher völlig unbekannten HC-Mitgliedern und Weltenbummlern gehen, zu dem in einem HC-Forum eingeladen wurde ... Mal sehen, wie das wird.

Alles eine Frage der Erziehung?

Klar, es wäre schon längst mal wieder Zeit zum Bloggen gewesen. Ein klassischer Zeitpunkt, an dem ich mich gewöhnlich zu Wort melde, scheint ja das Ferienende im Allgemeinen zu sein, wenn endlich (fast) alle geplanten Erledigungen/Arbeiten vollbracht, manche gecancelt und einige wenige auf die kommenden Wochen verschoben wurden. Seit Freitag befinde ich mich in diesem Zustand. Es waren nur noch 6 Klausur-Exemplare zu korrigieren, am Montag dann mussten Noten eingetragen werden und in den kommenden Tagen folgen die diversen Zeugniskonferenzen. Da ich glücklicherweise keine Zeugnisse schreiben oder drucken muss, bleiben mir nur einige kleine Tests und Nachschreiber und der ganz normale Unterricht! Zwar waren gerade Ferien, die sehr entspannt waren, aber am Ende eben doch noch die ganzen Korrekturen ... und: Ich bin echt langsam! Jedenfalls erscheint es mir so. Ich übe immer, das Korrigieren ganz entspannt als etwas Schönes zu inszenieren. Das gelingt mir auch weitestgehend: mit Kerzen und Tee oder im Sommer im Garten, mal mit Musik, manchmal mit Fernsehserien oder Dokumentationen im Hintergrund. Ich weiß, dass das die Konzentration mindert und den Akt verlängert, aber auch das mit einberechnet, bin ich noch langsam. Es macht mir doch auch Spaß, vor allem, wenn ich sehe, wie etwas ankommt und die Früchte meiner Mühen schwarz auf weiß zu lesen sind.
Jedenfalls werden ab heute vermehrt fällige Arbeiten am Rechner gemacht, die schon lange anstanden. Da darf ich dann ruhig mal unterbrechen und etwas bloggen ...
Häufig blogge ich ja innerlich und denke nach, was ich denn mal schreiben könnte, bzw. eher umgekehrt, ich denke nach und formuliere die Dinge dann für mich so, als spräche ich zu meinem Blog. Da habe ich häufig den Eindruck, dass ich mich im Kreis drehe, denn viele Themen eignen sich ganz klar nicht zur Veröffentlichung, auch wenn sie mich gerade sehr beschäftigen und andere, die mir geeignet erscheinen, sind so fürchterlich lapidar ...
Gerade jedenfalls habe ich Steffis letzte zwei Posts gelesen und landete sehr schnell gedanklich in einem Wust von Einstellungen und Beobachtungen aus 20 Jahren Mutterschaft – also letztlich bei der Frage, was gute Erziehung sei.
In diesem Sommer habe ich darüber häufiger nachgedacht und bin dabei immer wieder bei dem Ergebnis gelandet, dass es keinen richtigen Weg gibt. Anlass war das Abitur meines Sohnes und das Nachdenken über einige Gleichaltrige, die man viele Jahre gekannt und beobachtet hat. Als ich eines Tages im September eine Mutter aus seiner Grundschulklasse traf und wir zunächst vom Abitur unserer Kinder berichteten und dann über die Mitschüler sprachen, von denen wir gehört oder die wir getroffen hatten, fiel auf, dass nur vier Schüler dieser Klasse das Abitur ohne Umwege absolviert hatten. „Jetzt bilde dir darauf mal ja nichts ein.“, hörte ich dann, als ich meiner Mutter davon berichtete. Okay, Mutter! Trotzdem war ich damals nachdenklich. Den ganzen Sommer über waren meine Gedanken immer wieder bei so Fragen wie: „Haben Eltern, deren Kinder es jetzt nicht geschafft haben, etwas falsch gemacht oder übersehen?“, „Hat sich das schon früher abgezeichnet?“, „Habe ich tatsächlich etwas richtiger gemacht als Andere?“, nicht nur wegen des Abiturs, auch sonst ... Ich hatte nicht wirklich den Eindruck, Antworten näher zu kommen. Von zwei Gleichaltrigen, die ich aus der Nähe, aber eben doch auch nicht so wirklich nah, kenne, hatte mich die Tatsache, dass sie die Zulassung bekommen hatten, dann aber durchgefallen waren, sehr, ja, wie soll ich’s sagen, „verwundert“ ist wohl ein recht passender Terminus. Ich habe ja schon an verschiedener Stelle den Wert des Abiturs verteidigt, den ich häufiger mal unterschätzt sehe. Manche Leute meinen, man müsse es nur ernsthaft versuchen ... Ich bin immer wieder beeindruckt von den Leistungen, also von dem Leistungs- und Erkenntniszuwachs der in den vier Fächern in der kurzen Zeit der Abiturvorbereitung in den letzten Wochen erfolgt. Es stellt sich aber die Frage, ob diese Kandidaten, die man am hiesigen Gymnasium so gnadenlos hat durchfallen lassen, einfach zu „blöd“ waren? Ich selbst hatte keine Antwort, mein Sohn, den ich dann irgendwann mal dazu befragt hatte, wusste zwar davon zu berichten, dass der Eine oder Andere das behauptete, dass er die These aber nicht bestätigen könne, dementieren aber auch nicht, er habe schlicht keine Ahnung. Ich war zwar froh, dass das Abitur für meinen Spross nun bewältigt war, fragte mich aber auch immer wieder ob das Versagen, wie andere es nun bereits erlebt hatten, auf uns in Zukunft bei der Studien- und Berufswahl zukommen werde. Die diesbezügliche Orientierungslosigkeit und das Herumgehampel ging mir dann schon nach wenigen Wochen mächtig auf den Wecker. Irgendwann legte ich innerlich die Frage nach der „guten“ Erziehung ad acta, ohne weiteren Erkenntnisgewinn. Lediglich beim Elternsprechtag blitzte die Frage gelegentlich auf, wenn ich versuchte, mir ein Bild von den Familienverhältnissen, weiteren Interessen und Freizeitbeschäftigungen meiner Schüler zu machen, um passende und für die Betroffenen akzeptable Lerntipps zu finden.
Letztens habe ich dann lange mit Steffi gesprochen und da haben wir auch sehr lange darüber geredet, wie man ein Kind fördert, bzw. wie man mit einem Kind lebt, das deutliche Defizite gegenüber einem normal entwickelten Kind hat. Da fiel es mir schon wieder so ansatzweise ein, dass ich mir noch nie Sorgen gemacht habe, dass ich immer geguckt habe, was ich meinen Kindern anbieten kann, was ich unterstützen kann, aber nie aus Sorge heraus oder weil ich meinte, mein Kind zu etwas zwingen zu müssen. Als ich Linus zum ersten Mal gesehen habe, habe ich mir schon gedacht, dass man sich möglicherweise fachlichen Rat holen muss, um nicht wichtige Dinge zu übersehen, aber ich habe mir keine Sorgen gemacht. Ich habe mir gedacht: Es wird so gut werden, wie sie es zusammen schaffen und das ist okay. Was ich gut kann und wohin ich doch auch sehr schnell wieder zurückfinde, das ist die Entspanntheit, denke ich. Auch in der Schule, da bin ich genervt und energisch, aber auch in Sekundenschnelle wieder ganz entspannt, denn so lehrt und lernt es sich am besten. Also gibt es vielleicht doch einige Parameter, die die Entwicklung besser unterstützen als andere? Ja, aber vermutlich wird die Entspanntheit allein nicht das Kind durchs Abitur tragen.
Heute dann las ich in Steffis Blog den Post über die Fahrradkünste ihrer Tochter und den Kommentar einer Mutter, die erläuterte, dass ihr Kind „eine ‚vorsichtige’“ sei „und deshalb mussten die ollen stützräder dran...“ und da war die Erinnerung dann doch wieder da an die Zeiten, in denen ich die Entwicklung meiner Kinder noch sehr eng begleitet habe und welche Beobachtungen ich da gemacht habe ... Da gab es doch Dinge, die ich ganz klar als Fehler gewertet habe. Seinem Kind ein zu großes Fahrrad zu kaufen oder gar mit Stützrädern fahren zu lassen, war einer davon, mag gut gemeint sein, ist aber kontraproduktiv und vermittelt dem Kind Frusterlebnisse im Bewegungsbereich von denen es meiner Meinung nach nicht zu viele haben sollte. Seinem Kind das Schwimmen vorzuenthalten, in einem Alter, in dem der Bewegungsdrang noch groß ist. Sein Kind zu Leistungssport anzuhalten, ihm aber dann Schuhe zu kaufen, mit denen es ständig ausrutscht, weil man sich weigert, sich die Schuhe genau anzusehen, bzw. viel Geld zu investieren, was zeigt, dass man sich eigentlich gar nicht interessiert und eigentlich gar nicht möchte, dass das Kind den Sport erfolgreich betreibt. Vom Kind zu fordern, dass es bestimmte Freizeitprogramme absolviert, ohne sich das jemals anzusehen, ohne über das dort Erlebte zu reden. Sein Kind auf spezielle Schulen zu schicken, ohne hinter den dort vermittelten Werten zu stehen (Waldorf, sehr beliebt). Am Spielfeldrand immer alles mit „Super!“ zu kommentieren, anderen Eltern gegenüber immer nur vom eigenen Kind zu sprechen und sich kaum einen Namen der umgebenden Kinder (im Verein) zu merken ...
Wir sehen, mein Hauptbeobachtungsfeld ist ganz klar der Sportplatz. Da kann man unglaubliche Studien treiben. Die beklagenswerten Aspekte erschöpfen sich hier noch lange nicht. Auch habe ich immer gedacht, man könne Kindern vor allem als Vorbild dienen, bzw. dass überhaupt Vorbilder gebraucht werden. Der Klavierunterricht (ich hätte ihn schon längst abgebrochen, wenn meine Mutter nicht interveniert hätte) hat auch deshalb nicht stärker angeschlagen, weil ich mich da auch nicht allzu oft austobe (meine Mutter aber auch nicht, die kann nicht mal Blockflöte spielen). Mittlerweile sind meine Tochter und ich in etwa auf dem gleichen (beklagenswerten) Stand der Fertigkeiten. Andererseits kann sie durchaus etwas mit Musik anfangen. In Chicago haben wir uns schließlich sehr viele klassische Konzerte ‚angetan’, freiwillig und mit großem Vergnügen. Dass ich das Sprachenlernen meiner Kinder nicht noch stärker gefördert habe, lag daran, dass wir zu wenig gereist sind und zu wenige Auslandskontakte hatten. Dennoch habe ich beiden Kindern immer vermittelt, dass sich so was lernen lässt, da ich schließlich auch recht viele Sprachen ganz normal in der Schule gelernt hätte. An Elternsprechtagen höre ich viiiiieeel zu häufig aus Elternmund, sie ‚könnten Fremdsprachen’ einfach nicht und könnten da auch nicht helfen. Das sieht dann bei uns doch anders aus. Überhaupt war ich immer bemüht zu zeigen, dass man große Teile des Schulpensums auch zwanzig Jahre später noch können kann. In den Fächern Geschichte, Erdkunde und Biologie konnte ich dann nicht sehr lange mithalten. In Chemie haperte es schon vor zwei oder drei Jahren, aber es gibt noch immer eine Menge Themen, bei denen ich mitreden kann. DAS war mir tatsächlich immer wichtig. Wer mich kennt, der weiß das auch. Es geht nicht darum, den Kindern die Hausaufgaben zu machen, sondern bei Fragen da zu sein und das eine oder andere trockene Detail mit Leben zu versehen.
Lottes wahnsinnig differenzierter Umgang mit Sprache und Fremdsprachen ist doch geboren aus der Lebenssituation zwischen zwei (und mit Kontakt zu weiteren) Sprachen UND aus dem Vorbild von Eltern, besonders der Mutter, die mehrere Sprachen im Alltag differenziert und adäquat, anwenden (fließend und so sowieso ...). Mich haben damals tatsächlich Leute gefragt, ob ich meine Kinder zweisprachig erziehe! So’n Quatsch! Gerade als Alleinerziehende! Ah, ja, pädagogisch ganz besonders wertvoll! Wie krampfig geht’s denn noch?
Ich befürchte, dass ich jetzt, an einem ganz normalen Mittwoch doch noch was Anderes zu tun habe und Schluss machen muss.
Eines aber noch:
Zu der Sache mit dem nicht bestandenen Abitur ist mir heute erstmals eine für mich plausible Erklärung in den Sinn gekommen. Ich kenne es eigentlich eher, dass Schüler die Zulassung nicht bekommen, nicht aber, dass viele in den Prüfungen selbst durchfallen. Heute musste ich dann an einen Referendarskollegen denken, der die ganzen zwei Jahre der Ausbildung über immer die Note 4,0 erhalten hatte. Selbst im Examen, wo Teile mit 5,0 bewertet wurden, hat man ihn dann alle Prüfungen machen lassen. Normalerweise wird die Prüfung abgebrochen, wenn das Bestehen rechnerisch nicht mehr möglich ist. Die Noten wurden die ganze Zeit (vermutlich absichtlich) so gegeben, dass rechnerisch immer noch was möglich blieb. Offenbar wollte man ihm eine Chance offen lassen. Die Prüfer sahen/vermuteten wohl ein Potenzial, von dem sie hofften, dass er es an irgendeinem Punkt mal deutlicher zeigen würde. Erst nach dem Kolloquium stand das Nichtbestehen fest. Möglicherweise ist das der Grund, warum Schüler im Abitur durchfallen, weil ihre Lehrer ihnen „die Reife“ grundsätzlich zutrauen (das Potenzial sehen), sie dann aber nicht die erwartete Leistung bringen. Das hieße, dass sie nicht zu „blöd“ sind. Dann gibt es ja Hoffnungen.
Ach ja, wie war das? Ich habe mir nie Sorgen gemacht? Stimmt. Und auch jetzt mache ich mir keine, aber die Möglichkeit, dass das anvisierte Universitätsstudium (das muss es scheinbar unbedingt sein), nicht so easy und erfolgreich verlaufen wird, wie er sich das vorstellt, sehe ich schon. Aber das ist dann sein Problem, na ja nicht ganz. Meine liebsten Kollegen können ein Lied davon singen, wenn Kinder ihr Studium kurz vor dem Abschluss abbrechen und auf Kosten der Eltern was Anderes anfangen ... Na Prost! Das kann noch heiter werden!

Samstag, Dezember 02, 2006

Männergeschichten? Durchhänger und Berge von Heften bei Kerzenschein ...

Tja, was gibt es zu erzählen? Viele Kleinigkeiten vermutlich. Und wenn frau so lange nicht gebloggt hat, dann stellt sich die Frage, ob die vielen Kleinigkeiten noch wichtig genug sind, um mit deutlichem Verzug doch noch erwähnt zu werden.
Immer wenn ich etwas mehr Muße habe, dann blogge ich – meist aber nur in meinem Kopf – ich höre mich mit meinen Lesern kommunizieren und meine Erlebnisse aufbereiten ... bis an den Rechner schaffe ich es dann nur eben doch nicht.
Am letzten Wochenende war der zweite Schwung Klassenarbeiten geschafft und ich atmete etwas durch. Eigentlich hätte ich da schreiben können. Aber nein, stattdessen habe ich mich beinahe das ganze Wochenende über – so jedenfalls war meine Wahrnehmung – hingesetzt und Haushefte und Cahier d’activités korrigiert was das Zeug hält. Außerdem waren Elternanrufe in größerer Zahl fällig. Ich war froh, dass ich mal endlich ohne allzu großen Druck arbeiten konnte und wollte nicht wieder den nächsten Berg anlaufen lassen. So ist das oft. Dann könnte ich mal was Anderes machen und setzte mich doch mit wachsender Begeisterung hin. Gestern auch: Da habe ich bergeweise Freiarbeitsmaterial laminiert, geschnibbelt und so ... Manchmal frage ich mich, ob das armselig ist, aber dann wieder denke ich, dass es schön ist, wenn man tatsächlich das Bedürfnis hat, das zu tun und es ordentlich zu machen. Und wenn dann die Kerzen brennen und eine Kanne Tee bereitet ist, dann ist es auch schön, zu sehen, dass viele Schüler eben doch recht ordentlich arbeiten und es nicht so schlimm ist, dass ich bisher nicht so gründlich in die Hefte geguckt hatte. Ach ja, Vokabeltests gab es auch noch. Genau weiß ich nicht mehr, wie lange ich mich am letzten Wochenende damit beschäftigt habe, aber fünf Stunden waren es mindestens ...
Ja und dann habe ich doch so einiges Andere gemacht in der letzten Woche. Manchmal gerät das nur in meinem Bewusstsein an den Rand. Zwar habe ich zwei Veranstaltungen geschlabbert, zu denen ich eigentlich unbedingt gehen wollte, bzw. mich verpflichtet fühlte, aber dann war ich doch innerhalb der letzten sechs Tage immerhin einmal im Kino, einmal Skat spielen, einmal im Philharmoniekonzert und einmal hatte ich doch tatsächlich ein Date. Ja, ich glaube, so würde man das nennen. Im Unterschied zu den Treffen mit den zwei (ach, mittlerweile sind es wohl schon drei) Herren, mit denen ich regelmäßig was trinken gehe (kommenden Mittwoch wieder mit N. – Ich freu mich auf dich!), ist der Herr, mit dem ich den Donnerstagabend verbringen durfte weder verheiratet noch steinalt. Und wenn sich ein Mann und eine Frau abends treffen und er sie dann zum Essen einlädt, dann ist das wohl so was wie ein Date, oder? Ehrlich gesagt weiß ich nicht so recht, wie ich darüber denken soll, aber ich werde bei Gelegenheit berichten, vielleicht nicht hier, aber auf Nachfrage und von Angesicht zu Angesicht ganz bestimmt. In der Theorie finde ich es gut, wenn man Menschen über gemeinsame Unternehmungen und Interessen näher kommt. Wenn man sich vorab eine ganze Weile erlebt hat. Ihr ahnt es, wo ich IHN kennen gelernt habe? Ja, im NL-Kurs! Ich habe mir bisher nichts dabei gedacht. Dann habe ich gedacht: "Verabreden? Warum eigentlich nicht?". Und jetzt wundere ich mich, wie entspannt es war und wie relativ gut wir uns unterhalten und wie oft gelacht haben ... Keinen blassen Schimmer, was ich jetzt davon halten soll, echt nicht ... und ganz fürchterlich aufregend ist es auch nicht, aber es veranlasst mich, meine Gedanken ein bisschen schweifen und herumspinnen zu lassen ...
Ein Thema des Abends, das mir gerade einfällt, waren Stadtteile und ich war über zwei Dinge erstaunt: Erstens, dass er sehr spontan beschlossen hatte, sich beruflich im Ruhrgebiet niederzulassen, wozu es überhaupt keine Notwendigkeit gab. Er hätte ja nicht unbedingt die Praxis in Pinneberg übernehmen müssen, in der er bereits einige Zeit tätig gewesen war, an der ihm aber plötzlich einiges suspekt war. Da er sich selbstständig machte, hätte es jeder Ort sein können. Es ist totales Ruhrgebiet geworden (in seinen Augen sehen die Leute an meinem Wohnort bereits besser aus als bei ihm!!! Und das will was heißen!) und nicht mal heimatnah. Und dann sprachen wir so über das Ruhrgebiet und ich z.B. darüber, dass ich am liebsten in Arbeiterstadtteilen einkaufe, dass ich aber dennoch nicht glaube, dass ich das hier glorifiziere, wir sprachen auch über Parallelgesellschaften ... und ich glaube, das kann man dann doch nicht mal eben so einfangen und nachvollziehbar machen ... jedenfalls habe ich dann zum Vergleich wieder mal die Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttel genannt, wo ja Morckel und Mü wohnen, wo es auch kunterbunt ist, aber eben doch auf einem sehr anderen Niveau als hier. Ja, und da stellte sich heraus, dass er 100m oder so von den beiden (dreien) entfernt gewohnt hat.
In jedem Fall war es nett und ich hatte mir gewünscht, mal in eine polnische Kneipe zu gehen, von der ich gelegentlich immer mal gehört hatte und in die ich letztens bei einem Einkaufsbummel bereits einen neugierigen Blick gewagt hatte. Es war echt nett und gab sogar Livemusik!
Ach eins noch zum Thema "Liebe zum Einfachen": Er verabredet sich regelmäßig mit Freunden, die dann immer in einer anderen Stadt eine Tour durch die "schlechtesten Kneipen" machen, die einer aus dem Kreis vorher ausgewählt hat. Gestern waren sie wohl in meiner Stadt. Die Kneipen muss ich mir unbedingt mal nennen lassen. Ob die schlechter sind als die, die ich gelegentlich besuche? Auch bei meinem Sohn kann ich einen Hang dazu feststellen, "normale" Eckkneipen den angesagteren vorzuziehen ...
Irgendwie ist es wohl okay, dass ich erst heute schreibe, denn das hier klingt doch ganz positiv, oder? Hätte ich in den letzten Wochen geschrieben, dann hättet ich euch nämlich von einer Männerbekanntschaft der unangenehmeren Art berichtet: Ich hatte es mal wieder geschafft, mir einen lästigen Verehrer heranzuziehen, ohne es auch nur zu merken. Es handelte sich um jemanden, den ich gelegentlich sah und mich ganz nett aber unverbindlich unterhielt. An Flirten oder so habe ich dabei nie gedacht, bis mir dann gesagt wurde, er sei in der vorigen Woche im Schwimmverein gewesen und ich sei nicht dort gewesen. All das nur, weil ich erwähnt hatte, dass das Wetter ja so gut sei, dass man es am Nachmittag mal mit dem Schwimmen versuchen könnte. Dann hatte es aber geregnet. Nun wurde mir der Ernst der Lage bewusster. Ich hatte mich nie gefragt, ob dieser Herr zu haben war. Jetzt erschien es mir, als wäre das der Fall und ich gab bereitwillig Telefonnummer und Nachnamen an (ein Fehler, wie sich herausstellte). Fortan hatte ich einen hartnäckigen Verfolger nicht nur am Telefon, nein, er stand auch diverse Male unangekündigt vor meiner Tür. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich so was hasse! Wenn ich so einen abwimmeln und ihm damit ganz offensichtlich wehtun muss, dann finde ich alles soooo scheiße ... Dann musste ich mir auch noch jede Menge Geblubbere anhören. Ich sei kompliziert (mag sein, das kann er gar nicht beurteilen), wir seien doch zwei Menschen, die beide auf der Suche seien (partnerlos ja, auf der Suche? Vielleicht auch, aber sicherlich nicht so intensiv, wie er das glaubt). Das Schlimmste an der Sache fand ich, dass er verheiratet ist und die Frau vermutlich keinen blassen Schimmer davon hat, dass er „auf der Suche“ ist.
Ja ja, aber jetzt hat meine Stimmung doch tatsächlich einen Sprung gemacht. In den letzten Wochen habe ich echt etwas neben mir gestanden. Der Verehrer hat dazu auch beigetragen.
Am letzten Wochenende dann, bin ich zweimal auf mein Blog angesprochen worden. Am Sonntag traf ich Petra M. im Kino, die mal eben so in die Runde warf, dass ich "ja nicht mehr" schreibe. Da war ich kurz genervt und hab gedacht: "Du brauchst hier gar nichts zu fordern. Du kannst froh sein, wenn du was zu lesen kriegst. Ich hab vielleicht auch noch Anderes zu tun?!". Aber das war dann doch überreagiert, auch wenn es nicht ausgesprochen wurde, denn eigentlich ist es schon ganz schön, wenn ich merke, dass die Leute das hier lesen. Ja und Montag habe ich dann mit N. telefoniert, der auch anmerkte, dass er zuletzt die Autogeschichte zu lesen bekommen habe ... Bin mal gespannt, was er am Mittwoch, wenn wir uns treffen, dazu zu sagen hat?!
Ach a propos Auto: Zu dem Philharmoniekonzert waren wir zu viert, mein Vater, meine Tante, meine Tochter und ich und ratet, mit welchem Auto wir unterwegs waren???? Ja ja ja ja. Ich glaube nicht, dass es allein an unserer Körperfülle liegt, ich glaube, dass allein die Länge unserer Beine ausreicht, das Ein- und Aussteigen auf die Rückbank quasi unmöglich werden zu lassen ... In jedem Fall ein Abenteuer! Auf der Hinfahrt saß ich vorne und einmal, als wir an einem Kulturzentrum vorbeifuhren, zu dem gerade zahlreiche Zuschauer oder Zuhörer zu einem Konzert-, Kabarett- oder sonst was-Abend strömten, die unseren Weg querten und unsere Fahrt behinderten, da habe ich gemurmelt "Ja, Leute, nur nicht beeilen, für so ein Angeberauto macht man extra nicht Platz, wie?" oder so ähnlich und einen giftigen Kommentar von meinem Vater geerntet. OOOOOOOH!

Montag, Oktober 30, 2006

Spießer, Krisen und ein ganz gemütlich/gewöhnliches Wochenende

Eigentlich wollte ich jetzt gerade Billy Wilders „Eins, zwei, drei“ sehen, bin dann aber kurz beim Töchterchen hängen geblieben, die einen total bekloppten Special-Effects-Film auf Pro7 sah und dachte mir dann „Eh egal. Mein Festplattenreceiver nimmt den Film eh auf.“ Doch jetzt muss noch was anderes Nettes her, um ein ruhiges Wochenende angemessen ausklingen zu lassen. Da dachte ich mir „Bloggen ist gut und danach den Krimi auslesen für den’s im Sylt-Urlaub nicht gereicht hat.“.
Hier also nun ein kurzentschlossener Post, dessen Themen vermutlich nicht so ganz geordnet sein werden. Dennoch hier der informierende Einstieg (damit ihr wisst, was euch erwartet): Spießer, Midlife-Crisis und vielleicht noch Zukunftsphantasien?!
Das Thema Spießer hat mich an diesem Wochenende irgendwie verfolgt. Ich war am Freitag ausnahmsweise mal mit dem Auto zur Schule gefahren, um anschließend einen größeren Real-Einkauf tätigen zu können. Es fehlten noch einige Spezial-Zutaten für der Tochter Cocktailparty am Abend und ich hatte ungeschickterweise auch Besuch zu erwarten. Da unsere Straße in diesen Tagen für ein größeres Stromkabel-Verlege-Projekt, das erst in der 18. Kalenderwoche des kommenden Jahres beendet sein soll, aufgerissen wird, drehte ich zunächst eine Runde um den Block, um die Parkplatzlage zu sortieren. An einem Freitag gegen 15 Uhr ist es hier ja nicht eng, aber der eine oder andere Nachbar hat eine Grundstücks- oder Garageneinfahrt, die respektiert werden möchte und man weiß ja nie, wie die Nachbarn so drauf sind ... Die Vermutung steht im Raum, dass es allesamt Spießer sind. Noch auf der Fahrt hatte ich auf WDR2 eine Art Glosse über nervige Nachbarn mit lärmenden Laubgebläsen gehört. Da hatte ich noch gedacht, dass ich niiieeee so extrem über Nachbarn ablästern würde, dass diiiieeee das sowieso nie verständen, wenn man ihnen den Unsinn dieser Lärmgeräte klarzumachen versuchte und dass sie sich dann zu sehr in ihrer Privatsphäre verletzt fühlten. Dennoch hatte ich immer den Eindruck, der Erzähler könne nur ganz konkret meine eigenen Nachbarn vor Augen haben, da es diese Garten-Traktier-Wut nicht ein weiteres Mal auf der Welt geben könne. Dennoch war ich der Überzeugung, dass ich die Genervtheit über lärmende Geräte nie meinen Nachbarn gegenüber zum Thema machen würde, da ich absolut keine Böcke habe, mich ihnen gegenüber allzu angreifbar zu machen. So also meine Gedanken, als ich nach einem geeigneten Parkplatz Ausschau hielt, der nicht direkt vor meiner Tür sein konnte, da dort ja nun Halteverbot herrscht. Wohin könnte ich mich stellen, ohne zu viel Platz zu vergeuden, aber gleichzeitig auch, ohne Nachbarn oder Passanten zu behindern, oder allzu weit von meiner Haustür entfernt zu landen? Ich entschied, mein Autochen so zu parken, dass unmittelbar dahinter ein anderes Auto stand und nicht ganz so unmittelbar davor eine Grundstückseinfahrt lag. Ich hatte gar keine Zeit, auszusteigen und das Parkergebnis von außen auf Erträglichkeit zu überprüfen, denn als ich ausstieg, kam auch schon der Hauseigentümer angeschlichen und fragte, ob ich länger dort stehen bleiben wolle. „Ja, eigentlich schon. Es wird ja heute Abend noch eng werden hier ... Wieso?“ Antwort: „Ja, dann kommen SIE mal da rein!“ (Ach wäre ich doch so schlagfertig gewesen und hätte ich ihn gefragt, ob das eine Einladung sei, aber nein, ich dachte ja noch, man könne reden). „Soll ich noch etwas zurückziehen? Oder soll ich mich besser da drüben hinstellen?“ (Ich traute mich nicht, die vier Schritte zu tun, die nötig gewesen wären, um genau sehen zu können, wie viel Platz noch hinter meiner Stoßstange war, denn ich nahm an, dass er mich als unfreundlich empfunden hätte, wenn ich plötzlich mehrere Schritte von ihm weg getan hätte ...) Antwort: „Ach, machen Sie doch, was Sie wollen!“, sprach es und stapfte wieder in seinen Hof/Garten zurück.
Seltsam! Das ist der einzige Nachbar in einem Radius von 20m um mein Haus herum, der sowohl Hauseigentümer, als auch unter 50 ist. Wenn man schon mit dem nicht reden kann, was soll dann mit den anderen alten Spießern werden? Ne, ne, es sind auch Nette dabei, aber die sind in der absoluten Minderheit!
Irgendwie jedenfalls hatte sich die Idee, dass es doch ziemlich schei**e ist, unter sooooo Spießern zu wohnen, in meinem Hirn festgebissen.
Als ich am Samstag dann – wie immer – in zwei verschiedenen Arbeiterstadtteilen den Markt besuchte – angenehm, garantierte Spießerquote unter 5%, entdeckte ich dort sehr alte und sehr unrenovierte schöne Häuser, die noch nicht von den sich dort tatkräftig engagierenden Türken in Beschlag genommen und renoviert worden waren. An zweien waren urururalte Firmenschriftzüge noch deutlich zu erkennen – da dachte ich, dass es doch auch ganz nett wäre, sich dort so ein Haus zu renovieren. Mit zwei oder drei Parteien darin wohnen! C l a u d i a und ich hatten früher mal darüber gesprochen, dass wir in etwa so ein Haus haben wollten, wenn wir 50 wären (mit mehreren alternden, bastelfreudigen und Altes liebenden Frauen). Bis dahin ist es für mich auch nicht mehr ganz so lang, für sie sogar noch weniger ... Jedenfalls wäre das auch zentral gelegen, man hätte nicht nur die Discounter vor der Türe, sondern unzählige bunte Läden, mehrheitlich in türkischer Hand, also alles nicht ganz so bunt wie bei Morckel und Mü in der Osterstraße, aber immerhin. Und irgendwie hätte ich die Hoffnung, dass dort auch zurückgegrüßt würde ... Wüsste ja gerne mal, was ich eigentlich getan habe? Nein, ich werde jetzt nicht überlegen, was es gewesen sein könnte, denn das ist wirklich zu haarsträubend. Hinterher traut man sich ja nicht mal mehr zu atmen.
Heute jedenfalls wollte ich dann nach etlichen Stunden vorm Computer doch noch einen Rest der Nachmittagssonne (Abendsonne kann man das ja dann wohl doch nicht mehr nennen) genießen und mich zum Kartoffelschälen auf den Balkon meines Sohnes setzen, doch dann entschied ich, mal den Gehweg im Vorgarten und den Bürgersteig zu fegen (schließlich auch an der frischen Luft). Ja, am Sonntag! Schon als ich anfing, war ich mit dem Fegen nicht alleine! Der Oberfeger war in unmittelbarer Nachbarschaft eh schon zugange, immerhin ohne 1,5PS-Motor, sondern mit dem Rechen, aber dennoch jedem einzelnen Blatt auf der Spur! Und als ich da so am Fegen war, kamen dann auch etliche Spaziergänger vorbei. Z.B. Nachbarn, die sechs Häuser weiter wohnen. Ich grüßte – nicht überschwänglich, aber doch laut und deutlich – keine Reaktion. Schließlich sprach mich eine mir fremde Spaziergängerin an und sagte, dass ich hier aber auch „sehr nett wohne“, ja und da musste ich der dann mal flüstern, dass das aber auch alles „sehr spießig“ sei. Nein, ich habe ihr nicht von der Parkaktion erzählt, sondern nur davon, dass ich das Fegen nur betreibe, wenn ich Lust dazu habe und dann zum Vergleich auf den Nachbarn gedeutet ... Es war echt nett und wir haben da sicher länger als fünf Minuten gestanden. Diese Spaziergängerin wohnt übrigens zwei Straßen weiter. Wenn wir uns demnächst wiedersehen, werden wir uns jedenfalls grüßen!
Aber wenn ich mal umziehe (diese Hütte hier verkaufen oder vermieten, geht ja beides), dann jedenfalls nicht aufs Dorf, sondern mittenrein, es muss nicht total prollig sein, kann auch gerne eine ‚richtige’ Großstadt sein, wie Düsseldorf, Essen, Köln, Berlin, Paris, weiß nicht ... musste ich doch in letzter Zeit mehrfach daran denken, dass ich mich in einigen wenigen Jahren mal für einen einjährigen Lehreraustausch mit Frankreich bewerben sollte – erscheint mir greifbarer als der offizielle Auslandsschuldienst – dann jedenfalls muss hier eh ein Untermieter rein. Nein es ist schön hier, wäre aber noch schöner, ohne all diese .... GRRR!
Kaum einer hat ja ne Ahnung vom Ausmaß der Fege- und Putzsucht! Diese Woche aber, hatten mehrere Gäste der Geburtstagskaffeetafel meiner Tochter die Gelegenheit, sich einen Eindruck zu verschaffen. Hätten sie nur geparkt und wären dann zügig ausgestiegen, hätte sich nicht das ‚wahre’ Bild abgezeichnet. Sie parkten also, stiegen aber nicht aus, da noch ein Kuchen mit diversen Kerzen versehen und diese angezündet werden mussten. Währenddessen fegte die Nachbarin mit kräftigen Bewegungen die letzten drei Sandkörner auf dem Bürgersteig hin und her. Diese Gäste trauten sich dann erst gar nicht mehr, aus dem Auto auszusteigen. Sie hatten aber auch angenommen, sie könnten, wenn sie nur noch ein Weilchen im Auto blieben, das Ende der Fegeaktion abwarten um dann nicht Gefahr zu laufen, der Fegerin in den Weg zu geraten. Man bedenke, dass der eigentliche Bürgersteig nicht viel mehr als 7qm Fläche hat. Irgendwann MUSSTE es doch ein Ende haben! Aber nein, sie waren schließlich doch gezwungen es zu wagen, denn es wurde immer weiter gefegt! Ein weiterer Gast, der einige Minuten nach den Kuchenbäckern ankam, reagierte schneller und umsichtiger, ließ sich von dem Anblick der Fegerin gleich so verschrecken, dass er zehn Meter weiter parkte ... Hatte ich erwähnt, dass diese Fegerin mich auch dann nicht zurückgrüßte, als ich bei strömendem Regen unter einer Boutiquenmarkise keine andere Wahl hatte, als auf meinem Weg unmittelbar zwischen ihr und ihrem Gatten (dem Laubfeger von heute) durchzugehen? Vermutlich hätten sie sich demonstrativ umgedreht, wenn sie mich rechtzeitig erkannt hätten, wie ich da so auf sie zukam. Da wir uns aber einige Kilometer von der Heimat entfernt aufhielten, hatten sie dort nicht mit mir gerechnet, denke ich.
Vielleicht sollten diese Geschichten hier ja der Anlass sein, den Namen diesen Blogs mal zu ändern?! Hätte schon was.
A propos! Neuer Blogname! Blase hat jetzt auch ein Blog: http://blase-kommt.blogspot.com/
Ach ja, zum Thema Midlife-Crisis wollte ich auch noch was schreiben. So habe ich nämlich meinen Zustand heute einem Klassenkameraden gegenüber umrissen, der mich in unserem Jahrgangsstufenforum fragte, was ich denn so treibe. An solchen Wochenenden fällt es mir dann immer wieder auf, wie es so steht um mein Leben. Die letzten zwei Wochen waren mir irgendwie zu hart. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass ich nicht die neun Tage auf Sylt hätte verbringen dürfen und dass sich das jetzt rächt, indem ich mit zahlreichen Arbeiten einfach nicht mehr nachkam (hinzu kam die Party letzte Woche, der Geburtstag und die Cocktailparty, das Nachtreffen meines VHS-Kurses bei mir, der Basar ...). Jetzt, nach anderthalb Tagen Arbeitshaft hinter verschlossenen Türen, geht es wieder! Es ist nicht alles geschafft, aber Land in Sicht. Nein, hart habe ich nicht gearbeitet, aber doch eben sehr viel. Ich habe mir etliche Kerzen angezündet, es mir nett gemacht und drei Klassensätze an Tests und einen Klassensatz Berichtigungen hintereinander abgearbeitet. Ja, ich hatte Zeit, bin häufiger zwischendurch aufgestanden, habe dies und das getan, immer wieder Partyreste oder dreckige Wäsche mitgenommen, wenn ich mal oben war, etc.. Und später lief dann auch der Fernseher dabei – einer meiner Lieblingsfilme „L’amant“ nach Duras (schon lange nichts mehr von ihr gelesen – vielleicht genau das Richtige, für eine kleine Midlife-Crisis?! Ich glaube, es gibt kein Buch von ihr, das ich nicht besitze. Gelesen habe ich sie aber noch nicht alle. Die ist jetzt auch schon zehn Jahre tot, unglaublich!) Aber ich muss sagen, dass ich es so liebe. Dann sitze ich da, habe was zu tun und zwischendurch, wenn ich so die Namen der Schüler und ihre guten und schlechten Leistungen und all die so sehr verschiedenen Schriften vor mir habe, dann denke ich z.B., dass ein bestimmter Kurs unbedingt mal eine neue Sitzordnung bräuchte – und dann mache ich die auch direkt, was gar nicht so ganz einfach ist ... Ja und so vergeht die Zeit. Es ist schön, was zu tun zu haben, aber nicht schön, immer zu denken, man müsse noch dieses oder jenes. Wenn mich jemand fragt, ob ich Lust hätte, einen Spaziergang zu machen oder eine Radtour, winke ich dann oft schon ab, weil dann ja die Arbeit liegen bleiben könnte. Heute hätte ich vermutlich ja gesagt, aber am Freitag hatte ich tatsächlich zum ersten Mal ein Angebot für eine Segeltour an diesem Wochenende auf meiner Mailbox. Schön! Ich hatte auch in den letzten Wochen bereits Interesse an solcherlei Aktivitäten signalisiert, aber soooooo spontan werde ich wohl nur selten auf so eine Sache aufspringen. Neee, das ging nicht. Nicht dieses Wochenende! Wir hatten Gäste und die nächste Woche wäre ich trotz Feiertags im totalen Chaos versunken, wenn ich nicht das Wochenende fürs Aufräumen und so gehabt hätte ... Dieses Dilemma ist es irgendwie, was mich heute zu der Aussage über die Midlife-Crisis trieb. Von außen betrachtet, finde ich meine Wochenenden so jämmerlich, aber mehr schaffe ich nicht! Ich mache echt nicht wenig Anderes, aber ich brauche recht häufig einfach Ruhe und Zeit, meinen Kram zu machen.
Aber ab und zu muss man mal ausbrechen, oder? Ab und zu sollte man die Arbeit mal liegen lassen. Ja und dazu hatte ich ja vor einigen Monaten geschrieben, ich wollte mal einen Kurztrip nach Schottland machen. Heute habe ich mir dann mal die Zeit genommen, bei einigen Fluggesellschaften zu gucken, denn HLX hatte ja die letzten Tage (bis vor wenigen Minuten, wie ein Blick auf die Uhr mir gerade sagt) diese 4€-Geburtstagsangebote. Ich möchte nicht sagen, dass die überhaupt nichts taugen, aber das war nicht das, was ich suchte. Nur selten so preisgünstig, wie ich es mir vorstelle, aber vor allem die Flugzeiten und auch die Ziele, die hier aus Westdeutschland angeflogen werden, gefallen mir nicht. Wenn man mehrere Tage hat und nicht nur das Wochenende, dann geht’s ja, aber ich kann mir ja nicht einfach frei nehmen. Am Freitag jetzt hat mir der C h r i s aus o.g. Sprachkurs von seinem letzten Wochenende (will sagen letzte Woche) in Krakau erzählt. Gerade also habe ich auch nach den Krakau-Flügen mit easyjet geguckt und da muss ich sagen: Die Preise variieren kaum, alle Flüge liegen so am Abend und auch an jedem Wochentag, dass man wunderbar z.B. von Freitag Abend bis Sonntag Abend fliegen kann. Die Termine, die ich ausgesucht habe, kosten für zwei Personen um die 120€ (alles inklusive). Das reizt mich jetzt irgendwie eher, als die Großbritannien-Dinger, die ich spontan finden konnte. Und über Karneval oder Pfingsten könnte man ja auch mal noch weiter (die Seglerin ereiferte sich diese Woche mir gegenüber über Flugreisen und Umweltsünden – ich habe diesbezüglich noch so wenig gesündigt, dass ich da jetzt mal etwas nachhole. Zur exzessiven Fliegerin werde ich wohl kaum werden). Sardinien habe ich gesehen, Budapest, oder vielleicht doch lieber Nizza oder Barcelona, weil wir dort dann die Sprachen auch sprechen?
Ich glaube, ich werde demnächst mal nach Krakau fliegen. In Danzig war meine Tochter ja schon, sonst wäre das mit wizz-Air natürlich auch mal wieder nicht schlecht ... Sollte noch jemand Interesse daran haben, der melde sich, es muss ja schließlich nicht (nur) mit der Tochter sein ...