Sonntag, Januar 08, 2006

„Nein, was du nicht alles kannst!“ – Folge 2

Damals im Studium: „Was studierst du denn so?“ – „Lehramt, Informatik, Französisch.“ – „Nein, das ist ja interessant!“. Ja, total interessant, so interessant nämlich, dass das Gegenüber sodann verstummte oder zu einem anderen Thema überging. Sprach ich mit Informatik-Kommilitonen, hieß es „Nein, dass du Französisch kannst!“, waren es Romanisten, dann „Nein, dass dich das interessiert!“. Es ist ja schön und gut, wenn die Leute etwas Respekt haben, aber man möchte sich auch mal über Inhalte austauschen und nicht nur beeindrucken. Klar, ich wollte etwas studieren, was am Schulmarkt und möglicherweise auch in der freien Wirtschaft Chancen hatte und vor allem kein Fachidiot werden. Französisch war seit jeher mein Lieblingsfach und Informatik, war eine Sache, die mich interessierte und die ich mir in Kombination mit Französisch (da war ich gut, das hatte ich bereits zwei Semester lang erprobt) zutraute zu lernen. Wenn ich in Frankreich bin (im letzten Jahr war das endlich wieder mehrfach der Fall, erinnere ich mich sehr gut, wie erfüllend ich das Eintauchen in eine andere Sprache und Kultur erlebt habe und wie sehr man plötzlich einen Außenblick auf die eigene Kultur erhält, auch jetzt da ich Niederländisch lerne) und Informatik liegt mir einfach, da es abstrakt und gleichzeitig angewandt ist, auch im Unterricht. Man braucht nicht viel methodisches Schnickschnack zu machen, der Computer ist Motivation und Abwechslung. Aber: Die Fachschaften sind immer so klein: Wir sind vier Französisch-Kollegen (ja, du lachst jetzt vermutlich, Kollege D. und malst dir aus, wie es mir nach deiner Pensionierung ergehen wird) und drei Informatiker. Es sei nur so viel gesagt: Man sollte versuchen, sich mit diesen wenigen Kollegen zu verstehen, da man sonst mit seinen Fragen und Problemen ganz alleine ist. Dazu muss ich sagen, dass ich Glück hatte: Einer der Informatiker ist ein ziemlicher Sprachen-Freak (nicht allein auf Frankreich beschränkt), der ins Französische Kino geht und sich auch in französischsprachigen Internet-Foren bewegt. Ein Freak bin ich nie gewesen, die waren mir immer unsympathisch, sowohl die F-Kommilitonen, die Frankreich über alles stellten und die F-Ausbildungs-Lehrerinnen im Referendariat, die alle jeweils mit einem Franzosen verheiratet waren und deshalb genau wussten, wo es lang ging, als auch die ungewaschenen, blassen Computer-Freaks. Trotzdem ist es mal schön, jemandem erzählen zu können, dass man sich Sorgen macht, weil Schüler Bezeichnungen wie Parameter oder Objekteigenschaft noch immer nicht im terminologischen Repertoire haben oder wie es einen freut, wenn ein Schüler eine Programmidee auf ganz eigene Art, sinnvoll und strukturiert umsetzt oder selbstständig seine Fehler findet.