Mittwoch, April 19, 2006

schwierige Kommunikation

Dass ich nicht gebloggt habe, hat noch andere Gründe: Die mir derzeit durchs Hirn geisternden Gedanken eignen sich nicht wirklich zum Bloggen. Die Gefahr, missverstanden zu werden oder Menschen zu verletzen ist irgendwie recht groß. Trotzdem hier zumindest die Themen: „These: Es sind gar nicht immer die Singles, die so komisch spleenig und abgedreht sind, sondern häufig noch viel mehr Menschen, die in Partnerschaften leben.“ – zweites Thema: „Eltern-Kind-Kommunikation“.

Hier also mal ein Versuch zu letzterem Thema. Hierzu sei vorab gesagt, dass ich nicht wirklich weiß, wie ich das alles finden soll. Ich selbst bin schließlich auch als Mutter in einer ähnlichen Situation, mit zwei Kindern, die kurz davor stehen, meinen Haushalt zu verlassen. Meine Kinder könnten vermutlich ähnliche Situationen zu Hauf zitieren, wie sie sie mit mir erleben durften. Dennoch bin ich regelmäßig arg genervt und wünsche mir, dass meine Eltern weniger so tun, als wüssten sie, wie die Dinge zu sein haben und wenn sie sich in meinem Haushalt mehr wie Gäste benähmen.

Ich habe auch schon fast ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich das hier veröffentliche, aber andererseits ist es ja nichts wirklich Schlimmes oder fürchterlich Intimes. Nichtsdestotrotz bin ich genervt. Vielleicht findet sich ja jemand in diesen Situationen wieder und kann berichten, wie sich diese Strukturen aufbrechen lassen, bzw. wie damit umgegangen werden kann. Hier also einige kurze Spots auf mein Leben als Tochter:

Geburtstagskaffeenachmittag meines Sohnes – vor einigen Wochen:
Meine Mutter entdeckt, dass am Ende des Tisches zwischen Blumenvasen und einer Azalee auch zwei Terracottatöpfe mit Schnittlauch stehen und beginnt daran herumzunesteln.



Mutter:
Ist das etwa Schnittlauch?
Petra:
Ja.


Einige Minuten später bemerke ich, dass die Schnittlauchtöpfe neben dem zur Überwinterung reingeholten Olivenbäumchen auf dem Boden stehen. Vorher hatten sie weder so gestanden, dass sie jemandem die Sicht auf einen Gesprächspartner verstellt hätten, noch die Tränen in die Augen hätten treiben können. Trotzdem MUSSTEN sie offenbar weggestellt werden ...

Anruf meiner Mutter am Tag vor meinem Geburtstag:



























Mutter:
Wie sieht’s aus? Kann ich dir noch irgendwie helfen?
Petra:
Ja, du könntest Besteck mitbringen.
Mutter:
Okay, mach ich. Sonst noch was?
Petra:
Nee, eigentlich nicht.
Mutter:
Was machst du denn?
Petra:
Frische Aprikosen gab’s nirgends und da habe ich beschlossen, einen Erdbeerboden zu machen. Den Boden habe ich gerade gebacken und jetzt backe ich noch Muffins für die Kollegen.
Mutter:
Und brauchst du morgen noch Hilfe?
Petra:
Nein, da mache ich nur noch einen frischen Salat. Den muss ich dann verlesen und waschen und mehr nicht.
Mutter:
Was für Salat denn?
Petra:
Ich habe gerade auf dem Markt sechs Köpfe gekauft, verschiedene Sorten, Eichblatt und Lollo und so und dann habe ich auch noch drei Packungen Feldsalat.
Mutter:
Machst du die Soße (Vinaigrette) aber extra, ne?
Petra:
Nee, das gefällt mir nicht so, dann schwimmt der Salat häufig so in Vinaigrette. Ich lagere den gewaschenen Salat und die Vinaigrette getrennt und mische dann immer neu, wenn die Schüssel leer ist.
Mutter:
Ach, mach doch die Soße extra.
Petra:
(Grummel)
Mutter:
Ach MACH doch die Soße extra.
Petra:
Schweigen.
Mutter:
Und was machst du sonst noch?
Petra:
(Schweigen - denn, alles Andere war bereits fertig, größtenteils eingefroren und sollte nun wirklich nicht mehr diskutiert werden)
Mutter:
Und was machst du sonst noch?
Petra:
(erneutes Schweigen)
Mutter:
Und was machst du sonst noch?
Petra:
(abermals Schweigen)
Mutter:
Möchtest du mir das nicht sagen?
Petra:
(Schweigen)
Mutter:
Soll das ne Überraschung sein?
Petra:
Ja, so in der Art.
Mutter:
Ah so, okay.
Petra:
(Seufzer)


Am Geburtstag selbst:
Mein Vater gestikuliert wild, um allen Anwesenden außer einem zu zeigen, dass dieser schon mächtig besoffen ist und der nun wirklich nix mehr zu trinken braucht und um mir was auch immer anzudeuten – vermutlich, dass ich diesem Gast nicht nachschenken solle.
Vater, was denkst du dir? Der Gast ist 60 Jahre alt und trinkt vor allem in Gesellschaft reichlich. Zwischen Neujahr und Karneval trinkt er allerdings alljährlich nicht und zeigt damit, dass er nicht zu den allerschlimmsten Trinkern gehört. Soll ich den Herrn jetzt an meinem Geburtstag spontan heilen?

Heute:
Ich bei der Gartenarbeit. Möchte mir aus dem Keller einen Spaten holen, als ich feststelle, dass die Tür geschlossen ist und ich damit ausgeschlossen. Überlege kurz, ob ich möglicherweise vergessen hatte, das Schloss der geöffneten Tür zu schließen, so dass sie nicht zufallen kann. Eigentlich ausgeschlossen. Das tue ich nach anfänglichen schlechten Erfahrungen eigentlich immer. Ich gehe also voller Panik durch den Garten der Nachbarn auf die Straße, kein Schlüssel in der Tasche, das Handy an der Ladestation in der Küche, kein Fenster geöffnet, mein Sohn bei seiner Freundin, circa 9km entfernt, wohl ein schnurloses Telefon im Garten, das sich aber ausgeschaltet hat, als ich mich offenbar zu weit von der Station entfernt habe. In der Garageneinfahrt treffe ich auf meinen Vater, der offenbar gekommen war, um am Fahrrad meiner Tochter zu werkeln.


Ich:
Ach, du bist das. Du hast mich also ausgeschlossen. Du immer mit deinem Ordnungstick. Ich war schon voller Panik. Wäre gar nicht mehr reingekommen.
Vater:
(laut und bestimmt)Guten Morgen erst einmal. (Pause)Ich konnte NIRGENDS erkennen, dass jemand da war. Da habe ich die Tür abgeschlossen.

Ja klar konntest du nirgends erkennen, dass jemand da war, war ja auch keiner da. Ich war ja im Garten. Da hätten Monsieur wohl mal in den Garten gucken oder vielleicht sogar kurz „Petra?“ rufen müssen.
Was hätte ich mich gefreut, wenn ich mit meinen Gartenschlappen bis zu meinen Eltern hätte latschen müssen, um einen Schlüssel zu holen. Alle netten Nachbarn sind nämlich im Urlaub!

2 Comments:

Blogger steffi said...

Ich wüsst' schon was... sag' ich aber nicht, jedenfalls nicht hier. Ist mir zu öffentlich.
Aber ehrlich gesagt... ich glaube, du weißt auch selbst, was zu tun wäre, oder?
Fürs Erste immerhin dies:
"-------------------------!" oder *grummel* sagen isses NICHT.

12:09 AM  
Blogger Morckel said...

Lange habe ich überlegt ob, und was ich dazu schreiben soll... in den letzten Tagen bin ich wegen meiner eigenen Familiensituation mehr, als überfordert wegen meiner Schwester, schreibe Hilfebriefe an Sozialrichter und und und

Was ich damit sagen will, es gibt noch sehr viel schlimmere Dinge im Leben!

Du regst Dich bei deinen Eltern und deine Eltern bei Dir über Kleinigkeiten auf und diese Kleinigkeiten schaffen es eine Wut im Bauch entstehen zu lassen, so daß Du Dir hier auch Luft machst....mit Wut lassen sich die Probleme nicht lösen, die Sache wird nur immer eingefahrener, weil wir alle Fehler in den Augen der anderen machen.

Ich habe warscheinlich auch durch die Sache mit meiner Schwester gelernt, Situationen schon fast stoisch zu sehen. Man kann Verhaltensweisen von anderen nicht ändern, man kann sich nur darüber ärgern oder man lässt es halt!

Dann steht das Schnittlauchpöttchen halt auf dem Boden, oder Du stellst es wieder rauf und sagst, lass es bitte dort stehen, ich möchte es gerne!

Sicherlich wäre es ärgerlich gewesen, wenn Du auf Puschen deinen Schlüssel hättest holen müssen, mußtest Du aber Gott sei Dank nicht.

Ich glaube, viele Sachen werden Dich und Deine Eltern in Zukunft auch weiterhin nerven, das wird sich nicht ändern, aber der Umgang miteinander, bzw. der Umgang mit Situationen, die einen nerven, den kann man ändern und dann werden sich Kleinigkeiten in Nichtigkeiten auflösen.

Ich wünschte, ich hätte noch eine Mutter, über deren Schrabbeligkeiten ich mich ein wenig aufregen könnte... es kann manchmal ganz schnell vorbei sein!

10:50 AM  

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