fremde Zungen
Es fiel mir gerade so ein, als ich den Teig (pâte brisée) aus dem Kühlschrank holte und, da zu kalt, mühsam in die Tarte-Form drückte ... (mit Aprikosen, klar ...) die Gedanken schwirrten zurück zum Mittwoch, als ich die Doppelkopfspieler erwartete und die tarte aux abricot caramélisés aus der ersten Hälfte des Teigs zubereitet habe. Vielleicht könnte dies ein Beispiel sein, das illustrieren könnte, weshalb ich mich in dem neuen Kollegium wohl fühle ...
In der Runde sind beispielsweise alle recht gut der französischen Sprache mächtig und auch der dortigen Küche recht zugetan – also nicht so im Sinne von da-ist-alles-viel-besser-und-wir-müssen-es-uns-zum-Vorbild-nehmen, aber doch aufgeschlossen und mit dem einen oder anderen in Deutschland eher wenig bekannten Gericht vertraut. Alle sind Naturwissenschaftler, keiner Romanist, außer mir natürlich. Und irgendwann kam dann das Gespräch auf Schweden, wo ich erwähnte, dass ich zwar mal einen Schwedischkurs gemacht hätte, aber das sei unglücklicherweise genau in dem Jahr gewesen, als ich auch mit dem Lernen von Italienisch und Lateinisch anfing. Der Kurs habe mir dann nicht so recht gefallen, woraufhin ich mich mehr im Italienischkurs engagiert habe. Es seien mir nur recht wenige Brocken und natürlich Ausspracheregeln in Erinnerung geblieben. Ein Nicken ging durch die Runde. Sie hatten zugehört und die Information war angekommen. Das war’s. Eigentlich ganz unspektakulär. Kein „Nein, was du nicht alles machst.“ Und auch kein „Jaaaa, du hast ja sooo ein Talent für Sprachen. Das könnte ICH ja nicht.“ Nichts...., denn zwei der drei Gäste beherrschen die schwedische Sprache halbwegs. Eine aus familiären Verstrickungen heraus, aber der andere aus reinem Interesse an einem seiner liebsten Urlaubsländer. Sollte doch irgendwie normal sein, dass man, wenn man sich dort häufiger aufhält, sich auch mit der Sprache auseinander setzt ...
Dazu aber ein anderes Beispiel: der Vater, der keinen Unterschied zwischen Abitur und Fachabitur macht. Er ist sogar in Schweden geboren, als siebtes Kind eines deutschen Forstarbeiters, der nach zwanzig Jahren dort wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist, dessen älteste Tochter aber dort bereits verheiratet war. Mein Bekannter, nennen wir ihn mal so, kann also weder mit dem Schwager, noch mit den Nichten und Neffen kommunizieren. Man sieht: Es ist nicht allein sein Fehler, der vielmehr auf allen beteiligten Seiten liegt, aber trotzdem ...
Sicher ist das ein Aufwand, aber andersherum ist es eben auch eine Leistung, die man – z.B. bei Gastarbeitern – würdigen sollte. Niemandem fällt das mal eben so zu. Immer muss man auch an der Sprache arbeiten, aber das ist es doch wert. Es erweitert den Horizont und bietet einem viele viele Möglichkeiten der Kommunikation.
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