Freitag, Juli 28, 2006

Belgien

Eigentlich sollte ich ja was über meinen USA-Urlaub schreiben, aber gerade muss ich mal wieder an Belgien denken. In den letzten Monaten war ich einige Male dort und hatte wieder Erlebnisse, die ich im Nachhinein als typisch belgisch qualifizieren würde. Zwar weiß ich eigentlich, dass besagtes Land nicht gerade der Prototyp des gelungenen Umgangs mit dem Sprachenkonflikt ist, aber wenn ich dann da bin, vergesse ich es jedes Mal aufs Neue.
Als ich anlässlich meines Fluges nach Mailand in Brüssel durch die Sicherheitskontrolle musste, fragte mich eine Dame zunächst „English, Français, Nederlands?“ und ich, erst etwas verwirrt, dann „Euh ... pareil, les trois, peu importe ...“ und das war bereits der Fehler, denn es handelte sich offensichtlich um eine Flämin (!!!). Die forsch gebellten Kommandos, die nun folgten, klangen nur wenig französisch. Ich musste mich arg konzentrieren, um zu verstehen ...
Der Belgien-freundliche Leser könnte nun meinen, ich hätte überzogene Erwartungen an eine Frau, die ja nun nicht den besten Job hat und vermutlich auch nicht die beste Bildung genossen hat. Mag ja sein, aber warum passiert einem solches dann sonst nirgends? Weder in den USA noch in Italien sind mir solche Dinge untergekommen. U.S.-Zöllner (kein Latino) hörte ich in differenziertem Spanisch, alitalia-Stewardessen, ob in der Luft oder am Boden, Italienisch und gutes Amerikanisch sowieso, aber bei Bedarf sowohl auf Spanisch als auch auf Französisch und Ersteres war kein Gestümpere, wie es hierzulande häufig Leute hervorbringen, die behaupten, sich auf Niederländisch hervorragend verständlich zu machen – für Niederländer gilt dasselbe entsprechend im Deutschen auch immer häufiger (so nach dem Motto „Das kann man ja automatisch.“). In Italien, muss ich zugeben, habe ich geschwächelt und Englisch gesprochen. Zwar hatte ich im Flugzeug noch alles auf Italienisch bestellt, wenn ich denn so angesprochen wurde, aber als ich dann meinen Anschlussflug verpasst hatte und nach meinem Gepäck fahnden musste (es war nur noch ein Koffer – der erste war bereits auf dem Flug von Chicago nach New York City abhanden gekommen), da war mir Englisch irgendwie lieber. Die Belgien-Geschichte geht aber tatsächlich noch weiter. Selbstverständlich flog ich auch auf der Rückreise wieder nach Brüssel, wo ich dann abermals Belgien-Erfahrungen machen durfte. Diesmal war es ein Herr an einem Eisenbahn-Informationsschalter. Mal wieder hatte ich vergessen, dass Brüssel ja zweisprachig ist und sprach ihn in französischer Sprache an. Es kam wieder dieser Höllenakzent und zu allem Überfluss wurde ich auch noch durchgehend geduzt. Einem Engländer hätte ich das ja zugestanden, aber ein Niederländisch-Sprecher kennt ja nun doch das „Sie“, auch wenn er es häufig nur im allerersten Satz benutzt, um dann möglichst sofort ins „du“ zu verfallen ... Neee, neee, neee, ich war wieder mal schwer geschockt, wie extrem das doch ist.
Warum ich gerade heute daran denke, wo das doch schon ganze elf Tage her ist? Das kann ich euch verraten. Ich habe heute in einer Filiale einer niederländischen (ich gebe es zu, nicht belgisch!!!) Einzelhandelskette ein Produkt erstanden, das zunächst nur für den Benelux-Bereich beschriftet war und für den Verkauf in Deutschland ein extra Etikett bekam (ähnlich wie die lustigen Aufkleber, die in Asienläden immer über die für mich hieroglyphen-gleichen Zeichen geklebt werden). Bei Produkten aus Asien ist man ja gewohnt, dass die Gebrauchsanweisungen mittlerweile mit schlechten Computerprogrammen übersetzt werden, aber hier – könnte ich schwören – war ein Niederländer am Werk – einer aus Fleisch und Blut: „Anwendungsempfehlungen: Die Öl Auf die Haut streichen und lassen sie die Öl Schäumen und Spüle die schaum ab. Weich die Haut trocknen.“. Okay. Wir wissen was zu tun ist, das schon - und vermutlich habt ihr auch alle erkannt, dass es sich um Duschöl handelt ...