Freitag, Juli 28, 2006

Komplex geheilt

Die Tatsache, dass ich noch nie den Kontinent verlassen hatte, wuchs sich ja tatsächlich zu so einer Art Komplex aus. "Oh," habe ich gelegentlich gedacht, wenn jemand von seinen Erfahrungen erzählte oder mich nach den meinigen befragte "wunder Punkt. Eigentlich habe ich da gar keine Ahnung." Und dann kam so eine merkwürdige Art von Neid auf. Gut, dem wäre nun also der Nährboden entzogen worden.
Übrigens habe ich kurz vor meiner Abreise im Raucher-Lehrerzimmer in einer Runde gesessen, wo mehrere Kolleginnen noch nicht viel gereist waren. Dort wurde dann aus dem Munde einer Englisch-Kollegin geäußert, das Thema Reisen sei ja "total überbewertet", man dürfe ja weder sagen, dass man in den Sommerferien nicht verreise noch zugeben, wenn man bloß eine Pauschalreise gebucht habe, besonders unter Lehrern.
Das, liebe Kollegin, sehe ich nicht ganz so. Man muss sicherlich nicht ständig verreisen, aber ganz ohne das Reisen werden einem doch zahlreiche Eindrücke und Erkenntnisse über andere Kulturen und mit der Außensicht auch über die eigene kulturelle Identität, verwehrt.
Ja, das war wirklich nett - mit dem Töchterlein war es doch sehr sehr entspannt und angenehm, geradezu bemerkenswert. Aber ich werde jetzt auch nicht total reisesüchtig. Diese Reise war ihr Geld wert. Der Dollarkurs hat dazu beigetragen. Was ganz Großes möchte ich jetzt nicht sofort wieder planen, aber ein Kurztrip nach Schottland mit einem Billigflieger an einem Wochenende und was Längeres nach Polen im Sommer, habe ich schon zu planen begonnen - per Hospitality Club natürlich. Und dann ist auch mal Frankreich dran - am liebsten mit dem Töchterchen, aber tatsächlich melden sich jetzt, wo ich von dieser Reise berichte, Menschen (konkret zwei Frauen), die mir sagen, sie würden auch mal gerne mitkommen ... Mal schauen. Eine wie auch immer geartete Fortsetzung wird in jedem Fall folgen.