Freitag, Februar 03, 2006

Das Sozialleben einer Alleinerziehenden konkret - Kollegen

Gehen wir sie mal durch, die verschiedenen Arten der Sozialkontakte: Die Verwandtschaft lasse ich zunächst mal beiseite.
Die Kollegen: In meinem Fall muss da bedacht werden, dass es sich um Lehrer handelt. Nicht nur, dass Lehrer ein sehr eigenwilliges Völkchen sind, sie sehen sich auch fast nie. Im Unterricht spielen sie den Alleinunterhalter und in Deutschland gibt es so gut wie keine Tradition von Supervision oder Team-Teaching. Man ist also eigentlich immer alleine mit den Schülern und was man da so sagt, muss man nicht immer auf die Goldwaage legen, aber Vorsicht ist dennoch geboten – schließlich ist Schule ein Ort, der sehr vielen juristischen Bestimmungen unterliegt. Die längste Pause des Tages dauert zwanzig Minuten, in der tausend Dinge zu klären sind. Gemeinsam arbeitet man eigentlich nur dann, wenn in Konferenzen oder Schulprogramm-Arbeitsgruppen Grundsätzliches meist aus dem organisatorischen oder allgemein pädagogischen Bereich geklärt werden muss. Außerdem spricht man über einzelne Schüler, vor allem über schwierige. Interessant wird gemeinsames Arbeiten erst, wenn man die gleichen Fächer hat. Dazu gibt es in meinem Fall zu sagen: Informatik mache ich im Moment alleine und in Französisch sind wir zu dritt. Ich habe mich deshalb in letzter Zeit ziemlich ins Zeug gelegt, um mit Fachkollegen (oft von anderen Schulen und meist per eMail) in Gedankenaustausch zu bleiben. Aber das betrifft in erster Linie fachliche Fragen. Die Sozialkontakte beeinflusst das wenig.
Kurz und gut: Man geht nach 5 bis 8 Stunden wieder nach Hause und setzt sich dort mindestens an die Vorbereitungen für den nächsten Tag, möglicherweise aber auch an riesige Heftstapel zur Korrektur.
Ich glaube nicht, dass ich schlecht bin im Knüpfen von Sozialkontakten, aber an der aktuellen Schule bin ich seit 18 Monaten und war bisher zweimal beim Kollegen D. zu Hause – das erste Mal bei einem opulenten Mal, zu dem unsere französischen Austausch-Lehrer eingeladen wurden und ein weiteres Mal, um unser schulinternes Curriculum zu stricken, was sehr nett im Leeren mehrerer Mousseux-Flaschen endete. Letzten Sonntag war ich bei einer alleinstehenden Kollegin eingeladen (der Rückbesuch steht aus) und im Sommer ist mal eine andere Kollegin nach einer Lehrerratsitzung noch eine Weile kaffeetrinkend mit mir in meinem Garten geblieben. Nächste Woche bin ich auf einem 50. Geburtstag einer weiteren Kollegin eingeladen. Ach übrigens: Mit Ausnahme des Kollegen D. kannte ich alle hier genannten Kollegen schon vorher aus diversen Zusammenhängen. D. habe ich übrigens schon mehrfach vergeblich eingeladen. So viel also zur Ausbeute an Sozialkontakten unter den 60 Menschen, die ich beinahe täglich sehe.
Gut, ich binde mir da kein Schild mit der Aufschrift „Einsamkeit“ oder „Mir mangelt’s an netten Sozialkontakten“ um den Hals, aber ich war bisher bei allen sozialen Aktivitäten zu denen ich kommen konnte (nicht aber bei allen Aufführungen in der Aula, das muss ich zugeben).
Mein Fazit zu dieser Situation: Ich denke nicht, dass es an meiner Art liegt, eher an den Gegebenheiten an Schule und am Gymnasium im Besonderen und ich lade in diesem Jahr groß zu meinem Geburtstag ein, auch Kollegen und auch wenn es kein runder ist. Ich werde berichten, ob sich da etwas bessert.