Freitag, Februar 03, 2006

Non, je ne suis jamais seule ... avec

… ma solitude. Klar hat für mich, ein Blog zu führen, etwas mit Einsamkeit zu tun und ich wollte dazu schon länger etwas schreiben, war mir aber nicht so recht darüber im Klaren, wie so etwas aussehen könnte. Hier nun will ich einen Versuch wagen.
Zunächst mal ist klar, dass jeder Mensch Einsamkeit kennt und dass sie prinzipiell ihre Vor- und Nachteile hat. Es soll hier aber auch deutlich werden, dass die Einsamkeit einer Alleinerziehenden eine andere ist als die von Singles und erst recht nicht mit der Verheirateter zu vergleichen ist.
Am einfachsten ist es wohl damit anzufangen, wie ich als Jugendliche mit Alleinsein umgegangen bin. Letztens erst erzählte mir meine Mutter, wie schön ich mich sonntags morgens immer um mein Brüderchen gekümmert und sie lange schlafen lassen habe. Ich glaube da werden schon die ersten Aspekte deutlich. Auch damals brauchte ich keine Unterhaltung, sondern bin die Gestaltung des Tages selbst angegangen. Ich habe es – so weit ich mich erinnern kann – immer genossen, das zu tun, wonach mir gerade war und war dabei immer recht zufrieden. Eine ähnliche Art sich zu beschäftigen, erlebe ich bei meinen beiden Kindern. Mein Sohn, dessen Sozialkontakte wie bei meinem Bruder zu 90% innerhalb des Sportvereins stattfinden, in dem immer etwas los ist, man sich also zwangsläufig irgendwann mal rausziehen muss, wenn man mal Ruhe haben möchte, nimmt sich sehr viel Zeit für ausgedehnte Mittagsschläfchen, Netzwerk-Schach oder ähnliche Klassiker mit wildfremden Menschen oder ausgiebiges ICQ oder Mailing. Meine Tochter macht häufig am Wochenende zunächst gar keine Termine, sieht sich zunächst das Vorabendprogramm auf Kabel1 an, wirft dann einen ihrer Lieblingsfilme ein – meist romantisch wie „Notting Hill“ oder „Sweet Home Alabama“, schläft am Samstag tierisch lange und beginnt dann, ihr Zimmer umzustylen. Wenn ich dann am Sonntag per Handy anrufe – z.B. vom Flohmarkt oder vom Sportplatz – um sie endlich mal aus ihrer „Lethargie“ oder aus dem Bett zu holen, ist sie meist schon unterwegs, hat spontan eine Freundin angerufen und sich verabredet, häufiger sogar zu Aktivitäten in anderen Städten, was mich dann gelegentlich erstaunt, da sie vorher nichts von ihren Plänen erzählt hat. Sie braucht also erst mal ihre Ruhe, wird dann aber sehr wohl aktiv. Bei meinem Sohn geht das Bedürfnis allein zu sein sogar so weit, dass er völliges Unverständnis für seine mit Mädchen liierten Freunde zeigt, denen diese beinahe ständig am Rockzipfel hängen. So weit zu meinen Kindern.
Zu meiner Zufriedenheit mit meiner Einsamkeit als Jugendliche muss ich doch folgende Einschränkung machen: Mit der Pubertät oder eigentlich eher mit dem Erwachsenwerden (also so mit 15) kam sehr stark die Unzufriedenheit mit den äußeren Gegebenheiten, mit der Tatsache, dass meine Eltern den Rahmen vorgaben, die äußeren Gegebenheiten, wo Gäste zwar willkommen waren (mein Zimmer z.B. aber ein Durchgangszimmer war), andere Freundinnen aber schon mit 16 eine winzige eigene Wohnung hatten, wo sie selbst bestimmen konnten; die finanziellen Gegebenheiten, das Taschengeld war nicht gerade reichlich; und die Tatsache, dass ich noch ein Weilchen zur Schule gehen musste. So richtig zufrieden war ich damals also doch nicht. Trotzdem habe ich viel in Ruhe geplant und nachgedacht (z.B. habe ich damals noch per Hand sehr viele Briefe geschrieben z.B. um Informationen zu Töpferkursen in französischen Schlössern, Sprachkurse in Spanien oder Studiengänge in ganz Deutschland zu erhalten – auch habe ich zahlreiche VHS-Kurse besucht, auch das habe ich ganz allein reiflich überlegt) und alle bedeutenden Schritte, die ich später getan habe, waren – wenn ich sage wohlüberlegt, dann klingt das, als hätte ich lange darüber gebrütet, nein, so war es nicht – Schritte, die aus einer sehr großen Selbstsicherheit heraus gegangen wurden. Selbstsicherheit im Sinne von „Ich weiß, dass das jetzt die für mich richtige und stimmige Entscheidung ist. Das ist es was ich will, nicht nur jetzt sondern auch für die Zukunft.“ im festen Bewusstsein, dass mich niemand dazu gedrängt hat und dass ich mit den Konsequenzen leben will. Diese Sicherheit entsteht auch heute noch in den Zeiten der Besinnung, die ich mir doch recht häufig gönne – auch jetzt mit meiner aktuellen krankheitsbedingten „Arbeitsunfähigkeit“. So viel zum Thema Alleinsein – was also eine gute Sache ist. Dass meine Kinder diese Art „geerbt“ haben, scheint mir eine gute Sache. Sie wissen, was sie wollen oder nicht wollen, was nicht immer heißt, dass sie ein klares Ziel vor Augen haben, aber sie werden sich auch nicht von Anderen in Richtungen drängen lassen, wenn sie dies selbst nicht wollen. Man könnte also sagen, dass wir alle recht stur sind.
Gleich geht’s weiter zum Thema Einsamkeit ...