Sonntag, Oktober 15, 2006

Die doppelte (Spiele-)Tante

Juchhuuu, ich werde Tante und zwar doppelt. Der mit meinem Leben vertraute Leser wird sich fragen, ob meine einzige Schwägerin (ansonsten hätte ich ja nur Ex-Schwägerinnen und Schwager anzubieten, davon aber umso mehr ...) gleich Zwillinge erwartet, aber nein, dem ist so nicht. Ich werde voraussichtlich sehr genau um den 21. Geburtstag meines Sohnes herum (tja, da bin ich zu sehr Mathematikerin, immer wieder zeigen sich Menschen von dieser Zählweise irritiert. Ich bitte, dies zu verzeihen ...) erstmals Tante. Außerdem werde ich in Bälde Patentante. Und nun haltet euch fest, Steffi bekommt einen JUNGEN!!!! Ha ha, falsch gedacht, wenn ihr mit einem Mädchen das Naheliegende erwartet habt.
Mittlerweile hat sich ‚Blase’, so heißt das andere Kind, mein biologisches NichtenNeffeWasAuchImmer, vorläufig schon in meine Hirnwindungen eingegraben und ist schon Teil meiner Familie. Zwar haben beide erwarteten Kinder noch jeweils drei Großeltern zum Betüddeln, aber ich sehe es schon kommen, gelegentlich werde ich zu Hochform auflaufen ...
Bevor ich jetzt in die Schilderung der Details meiner Tantendaseins-Vorbereitung eingehe, werde ich versuchen, zu schildern, wie es war, als Steffi letzte Woche anrief:
Ihre Worte: „Du kannst einen Sekt aufmachen.“ - Ich: „Häh?“ – Steffi: „Du wirst Patentante.“ ... Was genau ich danach sagte, weiß ich nicht mehr, aber ich habe immer den Eindruck, dass ich eigentlich immer verdammt verhalten bin, aber das ist nicht nur ein Eindruck, den die Leute haben mögen, sondern es ist wirklich so. Mir rutscht in solchen Situationen, wo man sich doch einfach mal mitfreuen könnte, einfach nicht ein Stein vom Herzen oder was auch immer, ich bekomme keinen Hormonflash und nix und irgendwie hatte ich nach dem Auflegen auch nicht das Bedürfnis, nen Sekt zu öffnen ... Stattdessen: Grübelei. Nein, nicht von der allerschlimmsten Sorte, aber mir ging durch den Kopf: „Scheiße! Jetzt hat all die Jahre dich nie jemand zur Patentante machen wollen (by the way – wüsste auch nicht, wer das hätte tun sollen ...). Steffi hatte ja so was angedeutet, aber jetzt ist es amtlich. Scheiße, was machst du denn jetzt? Du hast dir ja gar nicht so recht überlegt, was das bedeutet!“ Und dann ging es weiter mit der Grübelei. „Was mag Steffi sich wünschen? Was dient dem Kind? Was kann Patin sein, heute noch bedeuten? Was hast du eigentlich von den Paten deiner eigenen Kinder erwartet? Mal die Patentanten der Tochter fragen, wie sie das Thema sehen, ist sicherlich nicht immer leicht (die Patenonkel des Sohnes nehmen das Ganze viel leichter, aber ja, Brüderchen, du bist präsent, soll keine Kritik sein).“ Und dann: „Wie kann man Patin eines Kindes sein, das erstens schweineweit weg wohnt und außerdem in einer Familie mit schweineviel Asche groß wird? Und zu allem Überfluss hat das Kind auch noch DREI Paten, die anderen beiden haben natürlich auch schweinemäßig Kohle – muss ja mal gesagt werden. Schluck. Na ja, die Schwester hat VIER Paten, da kann ich ja von Glück sprechen, dass ich beim zweiten Wurf dabei bin.“ Soweit also die allerersten Gedanken, die mir durch den Kopf gingen. Dann habe ich überlegt, was Steffi dazu bewegt haben könnte, diese sieben Personen allesamt zu Paten zu machen und was sie erwarten könnte. Ich denke einfach, dass sie davon ausgeht, dass die Familienplanung nun zu Ende sein könnte. Damit sollten alle den beiden Eltern wichtigen Personen als Paten eingebunden werden, deshalb die außergewöhnlich große Zahl. Tja und dann wird sie wohl kaum erwarten, dass wir uns geschenkemäßig gegenseitig übertreffen ... Außerdem bin ich sowieso ne gute Geschenketante ... Mittlerweile habe ich auch Klein-Linus neben Blase in meinen Gedanken und werde gelegentlich an sie denken, wenn ich auf dem Flohmarkt ein Spiel entdecke, was wir immer gern gespielt haben, werde ich es kaufen und vor allem dann mit dem Kind spielen (so müssen sich die Eltern nicht die Mühe machen, die Anleitung durchzulesen – sie können quasi bei mir den Spielelern-Schnellkurs belegen), wenn ich einen netten Spielplatz entdecke oder von einer guten Kindertheateraufführung höre, werde ich dies direkt für gemeinsame Unternehmungen vormerken. Das könnte meine Rolle als Patentante sein. Richtige Tante werde ich erst, aber Spiele-Tante bin ich schon lange, für K a t h a r i n a, J u s t u s und L i l i a n e war ich das seit Jahren (Kommentar der auf der Wiese am See neben uns dösenden Mutter: „Wann ist das Spiel denn endlich zu Ende?“ Antwort: „Hach wir spielen schon mindestens die dreißigste Runde.“ Übrigens drei Kinder, die sich immer gerne, lange und ungeheuer freundlich und zugetan mit mir unterhalten, wenn ich sie heute mal so auf der Straße treffe, hat wohl auch mit dem vielen gemeinsamen Spielen zu tun? Ihre Mutter jedenfalls ist nie meine echte Freundin geworden ...), mit L e a spiele ich auch fast jedes Mal, wenn ich ihre Mutter besuche (letztes Mal habe ich dann irgendwann gefragt: „Deine Tochter ist doch nun schon bald sechs. Da können wir doch endlich mal vernünftige Spiele spielen (die auch mir Spaß machen). Habt ihr denn kein „Halli Galli“ oder „Verrücktes Labyrinth?“ Antwort: „Doch, wir haben das „Junior-Labyrinth“, aber das habe ich noch nie gespielt.“ Und hinterher hieß es, dass das doch ganz nett war!). Und jetzt denke ich mir „Astrein! Ich werde die Spiele-Tante! Nichten, Neffen, ihr könnt kommen! Gut, dass zumindest Klein-Linus schon mal ein Junge ist. Und wenn er zehn ist, spätestens, lernt er Skat. Welche Spiele auf meiner entwicklungspsychologisch gestaffelten geistigen Liste vor Skat stehen, verrate ich nicht, sonst warten die konkurrierenden Paten auch noch mit den gleichen auf. Das geht gar nicht. Ach übrigens: Die beiden anderen Paten finde ich wirklich richtig nett. Es wird also schon schief gehen. Ach ja, dass alle meine Nichten, Neffen und Patenkinder kleine Mathe-Genies werden, versteht sich wohl von selbst, so wie wir logisches Denken trainieren.
Ja und ab und zu wird das Tantchen natürlich auch mal nette Klamotten für das Kind mitbringen. Da bin ich trotz der Differenz im Portemonnaie eigentlich auch zuversichtlich. Die Wahrscheinlichkeit, den Geschmack der Mutter zu treffen, liegt circa bei 80% - heute wieder bewiesen. Auf der gemeinsam besuchten Kleiderbörse hatte ich Steffi bald verloren, kein Handy in der Tasche um sie kurzfristig orten zu können, und musste dann selbst entscheiden, was ich für ihre Kinder kaufen würde. Ich kaufte zwei Teile. Die ganze Veranstaltung fand nicht meine wirkliche Begeisterung, aber ein Stand hob sich wirklich deutlich von den anderen ab – vielleicht nicht auf den allerersten Blick, aber hier habt ihr es ja mit einer Kennerin zu tun – zunächst kaufte ich die ultimativen Outfits für Blase. Kleines, du kannst kommen, für deine Bekleidung ist gesorgt. Wie gut, dass ich meine Schwägerin letztens in eine Kinderboutique geschleppt habe, um zu checken, was genau ihren Gefallen findet (häufig kann man vom Kleidungsstil der Eltern nicht auf ihren Geschmack in Sachen Kleidung für den eigenen Nachwuchs schließen. Die Mutter trägt Schwarz und das Kind ist kunterbunt ... nicht so bei meiner Schwägerin, die völlig konsequent ist: wie die Mutter, so das Kind!). Vermutlich nähere ich mich auch in diesem Fall bereits einer Trefferquote von 80%?! Nach dem Kauf jedenfalls sah ich Steffi dann endlich und lotste sie zu eben jenem Stand, wo wir beide erneut jede Menge Jungenkram kauften. Klein-Linus wird’s passen und Blase wird ja wohl sowieso aussehen wie ein Junge, bis ‚sie’ dann irgendwann anfängt, sich zu wehren und selbst Kleidungswünsche zu äußern. So macht L e a es mittlerweile auch, seitdem ist sehr viel mehr Pink im Spiel als früher ... Von den beiden erwähnten Einkäufen gefiel Steffi einer, der andere nicht, aber da das ‚gute’ Stück viermal so viel wie das missfallende gekostet hat, wären wir wieder bei den 80%.
Ach ja und die Taufgeschenke. War es nicht mein Brüderlein, das neulich Pate wurde und mit dem gewünschten Silberbecher herzlich wenig anfangen konnte, sich dann für einen silbernen Bilderrahmen (mit Gravur?) entschied und mit dieser Geschenkidee nicht der einzige war?! Nein, in diese Kerbe will ich dann nicht auch schlagen. Mal sehen, ob ich rechtzeitig eine kreative, ausgefallene und angemessene Idee haben und umsetzen werde?! Die Kindsmutter/-Eltern ist/sind ja, wie heute aus ihrem Mund bereits gehört „pingelig“, da uns beiden kaum etwas auf der Börse gefiel. Die Pingeligkeit kann man als lästig empfinden, aber es kann auch eine Herausforderung sein und Spaß machen.
Also – langer Rede gar kein Sinn: Nichten, Neffen, Tantchen steht zu eurer Ankunft bereit!