Sonntag, Oktober 15, 2006

Gute Fahrt - oder - Autos, jedem das Seine

Nachdem ich letztes Jahr erstmals ein Auto auf dem freien Markt kaufen musste, beschäftigen mich immer mal wieder die Fragen: „Welches Auto braucht man eigentlich? Welches Auto passt zu mir?“.
Nun haben unlängst meine Eltern nach langen Jahren einen vergleichsweise spektakulären Autokauf getätigt und an diesem Wochenende wurde ich der Tatsache gewahr, dass sowohl Steffi, als auch meine Freundin A ein neues Auto haben. Heute morgen dann, lag die Samstagszeitung quer über den Tisch gebreitet (mein Sohn hatte das Haus offenbar frühzeitig verlassen, aber noch Zeitung gelesen), obenauf ein Artikel über die motorstarken Spezialeditionen aus den Häusern BMW, Audi und Mercedes (z.B. AMG) und die Frage, welchen Markt sie bedienen. Deshalb hier folgende Überlegungen:
Als ich mein Auto suchte, muss ich zugeben, waren mir die Kriterien, die ICH persönlich anlegen wollte, recht unklar. Die Schadstoffklasse war wichtig. Eine gewisse Knautschzone war mir angenehm (ein Smart war und ist somit ausgeschlossen). Dann stellte sich die Frage, wie viel Platz ich WIRKLICH brauche. Da tendiere ich zu der Aussage, dass es viel weniger als es letztlich geworden ist, nicht hätte sein sollen, denn ja, ich kaufe 10 Wasserkästen auf einen Schwung (und zwar die aus Glas, da die deutlich häufiger befüllt werden können, als die aus Plastik – gelegentlich ist also auch bei mir der Umweltgedanke noch vorhanden). Dann die Frage nach dem Hubraum!!! Vorher hatte ich ja jahrelang Passats gefahren. Nun stellte sich heraus, dass sowohl der Passat, als auch alle vergleichbaren Kombis anderer Hersteller nur noch mit sehr viel mehr Hubraum verkauft werden als früher. Mehr wollte ich nicht, denn mein letzter Wagen hatte im Stadtverkehr meist 11 Liter geschluckt. Wenn ich bei mobile.de den Hubraum einschränkte, blieb letztlich überhaupt kein Kombi mehr übrig. Es hieß also, auf eine ganz andere Kategorie von Auto auszuweichen. Ich muss sagen, dass ich die Entscheidung für eine Art ‚Kastenwagen’ nicht bereue. Noch ist für mich nicht die Zeit des winzigen Stadtflitzers angebrochen, aber vermutlich kommt die. Warum ich mich letztlich für den größten Motor dieses Modells entschieden habe, weiß ich nicht so recht. Häufig wird ja erwähnt, man könne schneller zu Überholmanövern ansetzten, etc.. Nicht erwähnt, wird dann meist, dass die von einem neueren Modell erhoffte Spritersparnis dann ja auch ausbleibt. Es gibt den Wagen tatsächlich auch mit 64 und 75PS (oder so ganz ähnlich), wäre sicherlich noch sparsamer gewesen.
Es war abzuwägen, was so ein Auto kosten darf, dann gesucht und schließlich ein Auto gewählt, das doch etwas älter war, als ich es mir gewünscht hätte und bei dem möglicherweise nicht jedes Detail meinen Wünschen entsprach. Mein Sohn allerdings nörgelt schon mal gerne, das sei ein Scheißauto. Was genau ein Auto ist, das nicht Scheiße ist, wird nicht deutlich. Seit dem Kauf jedenfalls denke ich häufiger darüber nach, was ein Auto bieten soll, was nicht, welche Autos man kaufen sollte, etc.. Außerdem springen mir immer mal wieder Zeitungsartikel ins Gesicht, die Details beleuchten, sodass sich schließlich doch allmählich eine Position abzeichnet. In vielerlei Hinsicht weiß ich nun, welche Autos ich nicht für gut befinde.
Meine Freundin A sagt immer „Das hat die Leute/Nachbarn einen Scheißdreck zu interessieren, welches Auto ich fahre. Das ist doch ganz allein meine Sache.“. Hintergrund ist die Tatsache, dass sie von den Nachbarn noch hundert Mal kritischer beäugt wird als ich, mal 911er Cabrop fuhr und auch jetzt eines der Autos ein etwas teureres Modell ist.
Die Nachbarn, die eine reine Neidattacke fahren und dann gleich anfangen, zu überschlagen, wie viel Geld sie denn wohl verdienen kann, sind natürlich nervig, aber ICH habe gestern und vorgestern doch auch aufgehorcht, als ich zunächst, am Freitag Abend in Steffis Auto stieg und sich in etwa folgender Dialog ereignete: „Äh, das ist aber ein neuer Wagen, ne? Was ist das für einer?“, „Ein BMW.“, „Warum ist es der jetzt geworden?“, „Weil der der beste ist.“, „Äh? Der beste? In wiefern?“, „Ja, wir haben mehrere Probe gefahren. Und der hier ist der beste.“ PUNKT. Ja gut, Steffi, ich weiß, dass du meinst, dass du dich nicht zu rechtfertigen hast, aber ICH musste mir schließlich schon recht lange die Details der Autosuche anhören, ich war zwei Mal mit beim Volvo-Händler, wobei du dich beim letzten Mal in mehrere Modelle gesetzt hast und ich wartend daneben stand. Und dann frage ich schon mal, warum es denn dieser oder jener sein soll oder warum du dich gerade in einen Offroader setzt, wo du doch kein Pferd auf der Koppel stehen hast und auch keine Almhütte, zu der nur Schotterwege führen, und dann wird nur gesagt „Der gefällt mir eben besser.“ Und warum schwarz? Ähnliche Antwort. Nein, Steffi, du musst dich nicht rechtfertigen! Aber deine Entscheidungen begründen, wäre doch mal ein netter Zug, einer Freundin gegenüber, die sich den Roman vorher auch brav angehört hat.
Ähnlich gelagert war die Sache mit A. Ich kam gestern vorbei, um ihr einen meiner vielen günstig erstandenen Endiviensalate mitzubringen. (Sie hatte genau gestern Endivien auf dem Speiseplan stehen, allerdings nur einen sehr schönen großen teuren erstanden, von dem sie nicht wusste, ob er reichen würde – ja, das sind gut eingespielte Freundinnen, die genau wissen, was die andere zu welcher Jahreszeit vornehmlich auf den Tisch bringt ...), als sie gerade im Begriff war, mit klein Sohnemann aufzubrechen. Da vernahm ich plötzlich „Hol mal den Kindersitz aus dem Auto deiner Schwester.“. Ich dachte „Was? Wie bitte?“ Hatte ich nicht erst unlängst gehört, dass es für sie gar keinen Nutzen hätte, wenn die Tochter einen Führerschein hätte, da die Autosituation aus verschiedenen Gründen den Anforderungen des Lebens nicht entspräche. Hatte ich nicht noch nachgefragt, ob nicht ein Tausch auf ein kleineres Auto für Fahranfänger sinnvoll wäre, dass aber ein sehr großes Auto zu fahren auch lernbar sei. Ich hätte als totale Anfängerin damals auch gelegentlich das LT28-Wohnmobil meiner Eltern bewegt (und Blut geschwitzt, vor allem, wenn im Gegenverkehr die gleiche Bauart auf einen zukam, die unglücklicherweise die extrem großen Spiegel auf gleicher Höhe hatten). Nein, nein, wurde mir alles als totale und einzige Wahrheit präsentiert. Genau danach habe ich dann gestern gefragt: „Warum wird mir erst etwas als einzige und totale Wahrheit doziert und wenige Wochen später werden ganz andere Entscheidungen getroffen?“. Ich kann es verraten: A hatte Antworten, die zufriedenstellend waren. Sie machte Aussagen über den Entscheidungsprozess. Wahrscheinlich war es für diesen Prozess total okay, dass ich damals kritisch nachgefragt hatte und dass ich ihr gestern das Dozieren vorwarf, war auch okay, denke ich, denn so bekam ich mal Einblicke, wie in der Familie so manche Entscheidungen fallen. Und es gab tatsächlich Gründe für genau diese Wahl des ‚Fuhrparks’. Soweit okay. Dafür, denke ich, sind Freundinnen auch da.
Nun zur Autowahl meines Vaters!!!! Oder sollte ich besser sagen meiner Eltern?! Wie ich unlängst in einem Gespräch mit meiner Mutter erfuhr, hat eine Aussage, die ich vor geraumer Zeit mal getätigt habe, sie tatsächlich dazu bewogen, zu dieser Entscheidung ihr Okay zu geben. Damals nämlich – die genaue Situation habe ich nicht mehr vor Augen – sprach mein Vater mit wem auch immer zum wiederholten Male darüber, dass er sich einen Rover kaufen wolle. Sternchen in den Augen! Da höre ich es aus der Küche keifen „Wir brauchen kein Auto. Nein ...“, woraufhin ich zurückgekeift habe (schon wegen der Distanz, ich habe mich dafür natürlich nicht erhoben war eine gewisse Lautstärke nötig), meine Mutter solle ihn doch wenigstens ausreden lassen. Schon seit Jahren höre ich von dem Rover und immer dieses strikte Nein! Wenn er doch diesen Herzenswunsch habe, dann solle er den doch kaufen. Das Geld sei doch da! Nicht, dass mein Vater sich für die Hilfe bedankt hätte, nein. Er hat dann auch gekeift, ich solle mich nicht in diese Diskussion einmischen, da sie beide das „sehr gut“ allein regeln könnten. Können sie nicht, behaupte ich. Aber dies nur am Rande.
Ursprünglich war der Traum auch gar kein Rover gewesen, sondern ein Jaguar. Ich habe den Eindruck, dass dieses Detail in letzter Zeit zu sehr in Vergessenheit geraten war.
Was in diesem Jahr dann die Notwendigkeit eines Neukaufs unterstrich, war die Tatsache, dass die Steuern für das mittlerweile sehr betagte Modell (aber längst nicht im Oldtimer-Bereich – das finde ich, sollte auch gelegentlich in die Überlegungen mit einbezogen werden. Einer meiner Kollegen fährt gleich mehrere Oldtimer. Garagen hat er zur Genüge. Die Steuerlast ist gering. Die Umwelt kann er alleine auch nicht mehr verschmutzen, als Menschen, die nur einen Oldtimer fahren, denn er kann ja nur immer ein Auto zur gleichen Zeit fahren. Er kommt auch häufiger im Jaguar zur Schule!!!) ohne Umrüstung deutlich gestiegen wären. Der Rover schied aus, da man der Übernahme durch Chinesen nicht traute und befürchtete, nie wieder an Ersatzteile zu kommen. Warum die Jaguars dann vergessen wurden? Ich weiß es nicht. „Zu angeberisch“ kann kaum das Kriterium gewesen sein, da es ja jetzt ein CLK wurde!!! Und da muss man mal sagen: Ich glaube, dass ich die oben erwähnten Autokäufe gut nachvollziehen kann, im ersteren Fall, denke ich, werden tatsächlich häufiger lange Strecken mit der ganzen Familie zurückgelegt und so ganz viele andere Farben bieten die Hersteller auch nicht an, vor allem, wenn man Silber nicht mag. Außerdem gehört keine der hier erwähnten Personen zu denen, die allzu häufig neue Autos kaufen, die dann schnell an Wert verlieren und dann schnell wieder für ein neues eingetauscht werden und so sehr viel Geld verschwenden. Die Wahl des Fuhrparks von A mag den Nachbarn Rätsel aufgeben, mir nicht. Ich kann die Dinge – auch wegen der Gespräche – nachvollziehen. ABER: Die Wahl des CLK kann ich nicht nachvollziehen!!!! Warum bitte, kauft sich ein 66jähriger, dessen Frau ungern und unsicher fährt und einparkt und der selbst noch häufiger Reparaturen an zwei (wenn ich meines einschließe 3) Häusern durchführt, also auch gelegentlich Dinge transportieren muss (auch über 600km Entfernung zum zweiten Haus), außerdem auch mit mehr Personen Unternehmungen macht, mal mit dem eigenen Nachwuchs, häufig aber mit einem befreundeten autolosen Paar, einen zweitürigen Sportwagen, der losschießt, wenn man das Gaspedal auch nur antickt und in dem man vor allem ungefähr auf Achsenniveau (oder doch Borsteinkantenniveau, bin mir da nicht sicher) im Sitz liegt/sitzt? Und das alles als einziges Gefährt der Familie! Gut, es ist nicht verboten, dass ein Auto auch Spaß macht. Und alle hier beschriebenen Personen haben einen gewissen finanziellen Spielraum. Keiner von ihnen geht für das Auto an dessen Grenzen. In sofern sind in jedem Fall alle vernünftig, wenn sie auch deutlich mehr als das eigentlich Notwendige investieren. Ich glaube aber, dass mein Vater, weder das Auto hat, was ihm den optimalen Spaß/Zufriedenheit bringt, noch das Auto, was die Bedürfnisse meiner Eltern im Alltag befriedigt.
Ich denke, dass hier etwas mehr Nachdenken und darüber Sprechen, vielleicht eine bessere Wahl ergeben hätten.
Zu den möglichen Kriterien der beim Autokauf oder bei der Bewertung von Autos möchte ich jetzt hier meinen Senf geben. Ich erhebe keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, denke aber, dass über das eine oder andere der Kriterien im Allgemeinen viel zu wenig gesprochen und nachgedacht wird.
Deutschland wird von der Automobilindustrie regiert. Große Teile jedenfalls. Deutschland, das Land der Autobahnen ohne Tempolimit, das Paradies der Raser. Angeblich soll es ja Pauschalreisen für Reisende aus Übersee geben, die hier eingeflogen werden, sich in München einen Leihwagen nehmen, den sie nach wenigen Stunden, höchstens einem Tag, in Flensburg, Kiel, Hamburg, keine Ahnung wo genau, wieder abgeben und dort wieder in einen Flieger steigen, um nach Hause zurückzukehren oder sich einer anderen europäischen Attraktion zuzuwenden. In jedem Fall aber regiert die Automobilindustrie die Politik. Vieles, was uns als umweltfreundliche Politik verkauft wurde, war allein ein Anreiz, mehr Autos mit veränderter Technologie zu verkaufen. Hauptsache, wir rüsten nicht um, sondern kaufen direkt neu. Das schafft Arbeitsplätze und ist in der Gesamtheit gar nicht so umweltfreundlich wie es sich verkauft. Erst waren es die Katalysatoren, dann die Turbo-Diesel mit Feinstaubfilter und HastDuNichtGesehen. Vorher waren die Diesel teuer in der Steuer, danach waren andere Diesel steuerbefreit. Jetzt gerade fahren zumindest die Kleinwagen wieder Benzin. Die Turbodiesel werden getreten als handelte es sich um Benziner und geben dann auch recht schnell ihren Geist auf, was wieder dazu führt, dass auch bei den größeren Autos die Benziner wieder größeren Absatz finden. Parallel dazu diskutieren die Presse und die Politik Umweltthemen noch und nöcher. Sparautos müssten her, war eine Weile ein ganz besonderes Thema. Die Politik tat so, als nehme sie die Industrie in die Pflicht und nicht umgekehrt. VW brachte den Lupo raus. Und? Was hat das gebracht? Wer hat den gekauft? Ungefähr niemand. Nein, stimmt nicht ganz. Nachdem die Produktion jetzt eingestellt wurde, stiegen Nachfrage und Preise auf dem Gebrauchtmarkt. Warum? Weil es eben doch einen Markt der Lupo-Nachfrager gibt. Der ist nur eben sehr sehr klein. Aber doch auch sehr vernünftig, oder?
Nein, die Leute kaufen Autos mit Motoren, die immer größer werden. Wie groß die Motoren auch vermeintlich normaler Familienkutschen sind, war mir vor meiner Autosuche überhaupt nicht bewusst. Erschreckend! Wie wenig Einfluss hat der Umweltgedanke beim Autokauf? Wie viele Autos können ihr Potenzial nie und nimmer ausreizen? Der Artikel heute in der RP stellte wie gesagt einige der Powerautos vor, die sich in Deutschland und den USA wahnsinnig gut verkaufen. Das Tempo wird bei 250 elektronisch gestoppt. 300 zu erreichen, wäre für den Motor eine Leichtigkeit. Den echten Freak ruft das doch zu Chip-Tuning auf. Heißa! Wie viele Unfälle gab es wegen überhöhter Geschwindigkeiten? Wie viele Tote, weil z.B. in einem Mercedes Sprinter die Ladung nicht angemessen gesichert wurde, was bei den Geschwindigkeiten, die diese Autos erreichen, bei Vollbremsungen oder rasanten Beschleunigungsmanövern fatal sein kann? Wie oft wurde die Beschleunigung, eines großen schnellen Vans von anderen Verkehrsteilnehmern falsch eingeschätzt, so dass es zu Unfällen kam, an denen der Fahrer des Vans selbst keinerlei Schuld hat?
Klar, macht es Spaß, solche Autos zu fahren, keine Frage! Aber gelegentlich finde ich es auch anstrengend, wenn nämlich auch nur das leichteste Anticken des Gaspedals an einer Rechts-vor-links-Kreuzung in einer 30er-Zone schon einen Höllenlärm verursacht.
Ich denke, man sollte sich der Gefahren bewusst sein und entsprechend fahren, wenn man selbst in einem solchen Powerauto sitzt, oder auch, wenn einem ein solches im Verkehr begegnet.
Die Frage ist doch: Warum fahren so viele mit so viel mehr PS unterm Hintern rum, als sie auch nur ansatzweise brauchen? Warum tanken sie all die Liter Sprit? Warum zahlen sie all die Steuern und die hohen Versicherungsprämien? Nur weil die Werbung ihnen das ständig einbläut? Du bist cool, wenn du dieses Auto fährst! Oder ist es nur wie mit der Rolex? Wer eine solche trägt, zeigt seinen Geschäftspartnern nicht etwa, dass er Geschmack hat, sondern, dass er zahlungskräftig ist. Entsprechend muss man zu geschäftlichen Verhandlungen/Verkaufsgesprächen mit dem entsprechenden Wagen vorfahren und ein möglichst teures Restaurant/Hotel wählen.
Gewöhnen wir uns doch an, bei einer gewissen Fahrzeugkategorie immer gleich anzunehmen, dass es sich um einen Firmenwagen handeln muss. Und denken wir nicht „Wenn der Nachbar sich den leisten kann, brauche ich genau den auch.“ Versuchen wir etwas Abstand zu bekommen und uns zu überlegen, ob nicht ein anderes Modell eine viel größere Zufriedenheit brächte.
Dann das Thema Offroader! Hallo! Geht’s noch? Was ist da los? Schon vor Jahren, mindestens fünf Jahre dürfte es mindestens schon her sein, las ich in der ZEIT einen langen Artikel über die Gefahren durch Offroader. Die Stoßstangen seien so hoch, dass bei Unfällen unverhältnismäßig hohe Sach- und Personenschäden die Folge seien. Sachschäden, aufgrund der Tatsache, dass die Stoßstange des hohen Geländewagens, ob es beim Einparken oder beim Auffahrunfall ist, nie die Stoßstange eines Normalwagens trifft, da die Höhen gar nicht passen. In der Regel ist der Schaden am Gegner dadurch enorm hoch. Stellen wir uns nun vor, ein Kleinwagen oder ein Sportwagen wird seitlich von einem Offroader erfasst, lässt sich leicht ausmalen, wie viel schwerer Personen geschädigt werden. In dem Artikel wurde vor allem erwähnt, dass kleinere Kinder, die von einem solchen Wagen erfasst werden, anstatt eines gebrochenen Oberschenkels oder eines Hüftbruchs nun direkt am Kopf getroffen werden! Das denke ich, möchte man doch wirklich vermeiden! Aufrecht stehende/gehende Kinder kann man mit einer normal hohen Stoßstange überhaupt nicht am Kopf treffen! So kleine Kinder laufen schlicht noch nicht. Die ZEIT sagte, dass die Versicherungen damals sprunghaft die Prämien anhoben, da die zu regulierenden Schäden durch die aufkommende Offroader-Mode beträchtlich waren.
Hinzu kommt, dass diese Autos viiiiiieeeeel zu lange steuerbegünstigt waren. Klar hat das mal Sinn gemacht. Bauern fuhren diese Autos oder Tierärzte, die auf die Koppel gefahren kommen und den Pferdeanhänger von dort wegziehen können müssen. Bergbauern, möglicherweise Surfer, die bis an den Strand fahren können möchten. Jetzt, wo die Steuer angehoben wurde, bzw. sie nicht mehr als LKW eingeordnet werden, meckern natürlich auch die Wohnmobilbesitzer, für die die Änderung nun auch gilt. Für die Offroader jedenfalls, finde ich, war das höchste Zeit.
Ja und dann gibt es noch so kleinere Themen, wie z.B. die Farbe. Ein Nachbar und Freund meiner Eltern, der zugegeben etwas starre Prinzipien hat, fuhr, seit ich denken kann, rote Opels. Es war so einer von der Sorte, der vermutlich beim Kauf des Neuwagens direkt den nächsten Kauf des Nachfolgemodells nach zwei oder drei Jahren auch schon festlegt. Jedenfalls haben wir etliche dieser roten Opels erlebt. Irgendwann hat dann mal jemand nachgefragt, warum es denn rot sein müsse. Die Antwort erfreut mich noch heute: Rot sei nachweislich die Farbe, die man bei verschiedenen Witterungs- und Lichtverhältnissen am besten wahrnehme, was definitiv Unfällen vorbeuge. Nun haben einige Autohersteller in den letzten Jahren auch noch andere Farben angeboten, die möglicherweise dem Rot, das damals, Ende der 70er, Anfang der 80er wirklich die beste Alternative war, Konkurrenz machen könnten. In den 70ern war das ja anders gewesen. Alles war viel bunter, aber in den 80ern, erinnere ich mich auch noch, dass nicht nur die Opels, sondern auch die damals neuen kleinen Mercedes-Modelle 180, 190 und 200 auch in rot erhältlich waren (ohne Metallic, das gab’s nur für die größeren Modelle). BMW bot auch nur die kleinen Modelle in rot an, ansonsten nur die ganz dunklen Farben, Dunkelgrün, Dunkelblau, Schwarz, Braun, alles mit Metallic-Effekt. Einzige helle Alternative für große Autos jedweder Hersteller scheint Silber – wenig fantasievoll, dieser Markt. Steffi z.B. mag kein Silber, das weiß ich. Und Schwarz ist elegant, klar. Aber Schwarz ist auch kein Hingucker. Schwarz ist bestenfalls Understatement, da erst auf den zweiten Blick die Felgen und die Lederausstattung auffallen. Und an Schwarz wird man sich vermutlich nicht satt sehen. Problem: Man sieht es in vielen Situationen (teilweise auch trotz eingeschalteten Lichts) nicht! Und es wird schweineheiß, vor allem, wenn innen und außen restlos ALLES schwarz ist. Aber wer weiß, möglicherweise haben diese Autos ja eine Möglichkeit, die Klimaanlage schon vor dem Einsteigen per Funk in Gang zu setzten? Ich weiß es nicht. Kleinwagen bzw. kleinere Wagen werden ja in bedeutend schöneren Farben angeboten aber eben teilweise mit deutlich minderwertigerer Lackierung, wie ich jetzt bei meinem Wagen sehen kann. Meiner war gebraucht und musste so genommen werden, wie er kam, aber mit der grellen Farbe, bin ich sehr zufrieden. Wenn ich hätte wählen dürfen, wäre es vermutlich eher Grasgrün geworden (sieht man aber „im Grünen“ nicht so gut, deshalb vermutlich nicht so sicher). Oder für einen noch deutlich kleineren Wagen auch gerne Pink. Es ist vermutlich nicht der Sicherheitsaspekt, der aktuell das Autotuning so angesagt werden lässt. Es wird wohl eher die Tatsache sein, dass die angebotenen Autos alle total langweilig sind. Seeeeehr viele Leute kaufen ihre Autos nach ästhetischen Kriterien. Man erinnere sich, an den Run auf den Z3, Ka, auf den Smart, auf Audi TT (ich glaube so in etwa in der Reihenfolge war das), als sie neu waren.
Ich finde, wenn man etliche zehntausend Euro für einen Neuwagen hinblättert, dann kann eine Speziallackierung ruhig mal Thema sein. Vor allem, wenn man auch sonst viel Wert auf Design legt und ja nun auch sonst den einen oder anderen sehr teueren Gegenstand besitzt, der keinerlei Nutzwert hat, ähnlich wie die Rolex. Ich kann schon nachvollziehen, dass man sich einen „Gebrauchsgegenstand“, wie ein Auto, in dem man noch viel Zeit verbringt, schön wünscht. Aber genau so wie ich eben fragte, ob wir die Motoren wirklich brauchen, die uns die Werbung suggeriert, frage ich nun: Sind diese Autos wirklich schön? Oder hätten wir nicht viel mehr Spaß an einem nach eigenen Wünschen getunten oder zumindest ausgefallen lackierten Auto? Wenn ich mir mein Auto wünschen könnte, wäre es vermutlich etwas solider, es hätte eine bequemere Innenausstattung und es wäre nicht nur grell wie jetzt, sondern auch irgendwie individuell lackiert, so dass nicht nur Freunde, sondern auch andere Leute mich immer wiedererkennen würden. Ich gehe ja davon aus, dass sich meine Lebensverhältnisse in nächster Zeit ändern. Vermutlich hätte mein Auto dann statt der Rückseite eine Liegefläche als Bett und Regale und Netze zum Transport z.B. von Pflanzenpaletten (das Bett wäre dann wasserdicht abgedeckt), aber keine komplette Campingausstattung. Ob ich dann später mal einen Jaguar hätte? Einen Mini? Einen Alfa Romeo? Oder gar einen Aston Martin? (Wir erinnern uns, es ging um das Wunschauto, nicht darum, ob ich das Ding bezahlen könnte). Weiß noch nicht, ob ich mich darin jemals wiederfinden könnte. Vorerst ist dieser hier grob das Richtige, könnte vor allem etwas neuer sein und etwas solider schon ... Wo ich hier so sitze und sinniere, habe ich dann doch Steffi in einem etwas anderen BMW vor Augen, grellgrün wäre vielleicht schön, über die Innenausstattung muss ich nachdenken ... Leder, das ist klar ... aber welche Farbe? Weiß wäre nicht heiß und passt tatsächlich gut zu Grün, aber das ist dann doch zu empfindlich. Das würde vielleicht zu Steffi in zehn Jahren passen, aber nicht jetzt mit zwei kleinen Kindern. Jetzt wäre vielleicht Lila schön, so richtig satt, warm und dunkel ...? Ja! Und für Freundin A hätte ich auch schon Vorstellungen, allerdings wird es da einen ganzen Fuhrpark geben, da auch in näherer Zukunft die gerade erwachsen werdenden Töchter mit auf dem Grundstück mit mehreren (noch zu bauenden) Garagen wohnen werden. Man wird die Autos je nach Anlass wechseln. Mehrere der Autos werden eine Oldtimer-Zulassung haben und alle sind von der Sorte schlichte (britische) Eleganz: ein Jaguar, ein 911er Porsche Cabrio, zwei Minicooper und dann vielleicht noch ein neueres Auto, z.B. ein großer (7er?) BMW mit Leder, Sitzheizung und allem Schnickeschnacke (hatte sie auch schon mal). Mit Ausnahme der Minis, die dunkelrot oder dunkelgrün sein können, sind alle Autos marineblau bis mitternachtsblau, mit klassischen Originalfelgen (Chrom?) der Hersteller, kein zusätzliches Schnickschnack. Die Oldtimer würden gelegentlich mal nach Lust und Laune gegen andere Schnäppchen ausgetauscht, bzw. beim Finden eines interessierten Käufers kurzfristig verkauft, oft mit Gewinn, nie mit Verlust, da Autos die eh schon alt sind, ihren Wert recht konstant halten. Klingt auch für den Geldbeutel ganz pfiffig, finde ich. Ach ja, und die Innenausstattung wäre natürlich aus blauem Leder, dass sich das aufheizt, wäre nicht schlimm, da sie ja auch mindestens ein Cabrio hätten.
Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass wir uns von dem Werbescheiß lösen sollten und auch von dem, was die Nachbarn oder Geschäftspartner denken und uns das gönnen, was wir wirklich wollen, auch beim Autokauf. Ein Auto, das wirklich unseren Bedürfnissen entspricht, das wir vor möglichen Unfallgegnern und der Verantwortung, die wir der Sicherheit der Allgemeinheit und der Umwelt gegenüber verantworten können und das uns von Komfort und Optik her wirklich gefällt. Ich dachte, der Kunde wäre König und auch, dass viele Einzelne den Markt ausmachen. Das soll keine fürchterliche Kritik an Steffis Autowahl sein (ich weiß, der Gatte hat auch mit entschieden), es war bloß der Anlass, sich jetzt mal hinzusetzen und ältere Gedanken zu diesem Thema aufzufrischen und an diesem konkreten Beispiel weiter zu spinnen. Meine Freundinnen Steffi und A, sind sicherlich beide dem Auto, das zu ihnen und ihrem Geldbeutel passt, sehr viel näher, als meine Eltern. Dies hier ist nämlich – ja, und damit schließt sich der ewige Kreis und wir sind wieder bei meinen Eltern gelandet – eine Kritik an ihnen. Vatter, ich gönne dir den Spaß, aber denk doch mal nach! Letztens warst du ernsthaft sauer, dass ein Sportkollege dir vorwarf, du wolltest nur dein Angeberauto zeigen. Du warst restlos überzeugt, dass die Tatsache, dass du das „Angeberauto“ mehrheitlich in der Garage stehen hast, ein Beweis ist, dass du nicht angeben willst, denn sonst stände es schließlich vor deiner Tür. Also, den Vorwurf musst du dir schon gefallen lassen, denn Sportkollegen wollen schon verstehen, warum. Und das fällt ihnen schwer, genau wie mir.
Wenn du das Auto behältst, kannst du sicher gehen, dass deine Frau, meine Mutter noch viel weniger an ihrer Scheu, Auto zu fahren, arbeiten wird. Du wirst dir ständig mein Auto ausleihen müssen, auf Reisen zumindest keine sperrigen Teile mehr auf die Insel transportieren können, z.B. mit einem mal schnell gekauften Tablett Kuchen auf der Hand kaum aus dem Auto kommen, da man sich ja irgendwie abstützen muss, um sich in den Stand hochzuklimmen. Stattdessen wirst du das Stück Kuchen vermutlich im Kofferraum transportieren müssen, denn sonst hieße es um nur mal ein Beispiel zu illustrieren, Beifahrertüre auf, aufpassen, dass kein nebenan parkendes Auto beschädigt wird, denn die Türen sind extreeeeem ausladend, tiiiieeeef bücken, um den Kuchen vorsichtig auf den Beifahrersitz zu legen, dann auf der Fahrerseite einsteigen (tief fallen) und nach der Ankunft zu Hause (wieder hochklimmen) auch wieder die Beifahrertüre öffnen, sich wieder sehr tief bücken und den Kuchen vorsichtig entnehmen. Vater!!!!! Hast du denn überhaupt nicht nachgedacht? Hat es denn nicht wenigstens ein einziges Mal Klick gemacht, dass der Grund des Verkaufs durch den Erstbesitzer „Rückenprobleme“ waren? Kennst du irgendjemanden, der (in deinem Alter) ein solches Auto als einziges Auto fährt????? Ich nehme dir diesen Kauf nicht übel. Meinetwegen kannst du den Wagen fahren. Aber kauft bitte noch einen anderen normalen Wagen!!!! Und jetzt kommt mir nicht mit der Umwelt! Beide Autos zusammen werdet ihr auch kaum mehr bewegen als eines alleine! Die Umwelt würde also auch nicht unnötig mehr belastet. Ihr würdet ein klein wenig die Wirtschaft ankurbeln und etwas Kapital binden und hättet eine überschaubare monatliche Mehrbelastung (kannst du von meinem Erbteil nehmen, kicher). Himmel Hergott! Als ich damals die Idee zum Kauf eines Rovers unterstützen wollte, habe ich doch so was nicht gemeint. Euer Neffe, mein Cousin, hat auch ein Spaßauto und zwar ein WIRKLICH schönes (geile Farbe übrigens auch und totaler Wiedererkennungswert – wenn ich den irgendwo in der Ferne sehe, weiß ich immer sofort, wer drin ist, das finde ich gut – musste auch mal erwähnt werden)! Vatter, denk drüber nach! Und ärgere dich nicht über dies hier und auch nicht über die scheinbar dummen Bemerkungen im Sportverein, denn wenn Andere auch nichts dazu sagen, denken werden sie ähnlich wie dein „frecher“ Tenniskumpel K l a u s und ich ...
Ach und noch eins: Welcher Idiot hat eigentlich die lackierten Stoßstangen (und Rückspiegel) erfunden. Das kann ja wohl nur ein schlitzohriger Unternehmensberater in Deutschland gewesen sein. Der hat sich gesagt: Die Leute sind so doof, die kaufen alles. Diese Teile bekommen recht häufig Kratzer und da bekommen wir fürchterlich viele Aufträge, die Teile wieder neu zu lackieren. Vermutlich hat er für die Durchsetzung dieser Idee auch noch eine fette Prämie von den Automobilversicherern bekommen! Astrein!
So, jetzt, muss ich wirklich mal Anderes tun. Ich wünsche euch allen auch weiterhin GUTE FAHRT, denn, ja, Autofahren kann und darf Spaß machen, vor allem bei einem Wetterchen, wie wir es heute haben.