Freitag, Februar 03, 2006

Das Sozialleben einer Alleinerziehenden konkret – Wochenenden

Jetzt habe ich doch einen wichtigen Aspekt kurz angerissen, bin aber dann ausgeschweift ...
Allerdings habe ich das Gefühl für heute genug geschrieben zu haben und werde, der Vollständigkeit halber, das Thema nur kurz anreißen.
Meine Wochenenden sind nicht Scheiße, sie sind nur immer so fürchterlich von mir selbst gesteuert. Ich mag es eigentlich immer sehr, wenn man mit netten Leuten am Spielfeldrand steht (besonders schön, bei halbwegs schönem Wetter) und sich gemeinsam für die sportlichen Aktivitäten „unserer Jungs“ begeistern kann, danach vielleicht noch ein Getränk einnimmt und sich vielleicht sogar noch ein Spiel einer anderen Mannschaft ansieht – dann Tennis zu spielen wäre auch ganz nett, ist aber bisher nicht passiert. Auch gehe ich sehr gerne samstags über den Markt, wo ich mich auch immer an jedem einzelnen Sonnenstrahl erfreuen kann, auch wenn es bitterkalt ist und wo ich es genieße unter freiem Himmel mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, notwendige Besorgungen, wie z.B. frisches Brot, Obst und Gemüse, zu machen, gleichzeitig aber auch die Versorgung mit aktueller Mode zu extrem günstigen Preisen hier beinahe vollständig gelingt, ohne dass man noch groß durch die Innenstadt oder Kaufhäuser ziehen muss und hier und da mit einzelnen Händlern zu quatschen, die mich übrigens alle schon länger kennen. Mit einem, Sedat, trinke ich ja auch beinahe jedes Mal einen Kaffee – gestern übrigens wieder. Das möchte ich nicht missen und dabei brauche ich auch gar keinen Partner an meiner Seite (Sedat und ich treiben immer Studien: bei den Deutschen gehen immer die Frauen voraus und die Gatten trotten mit der dicken Einkaufstasche hinterher, bei den Türken ist es umgekehrt – das ist sicherlich nicht das, was ich mir von einer Partnerschaft erhoffe). Dies sind mir „heilige“ Wochenendrituale, die ich nicht missen möchte.
Ein gelungenes Wochenende beinhaltet für mich zudem einen unkomplizierten geselligen Abend, also z.B. mit Gesellschaftsspielen oder im Garten mit Lagerfeuer, meist mit etwas Alkohol.
Mein Sohn hat häufig einige Jungs eingeladen und ich war dabei meist recht gerne auch gesehen, sowohl als Mitspielerin (Skat, Doppelkopf, Tabu, Whizzard, großer Dalmuti, egal), aber auch als diejenige, die ihre (Wohn-)Küche bereitwillig hergibt und immer einen vollen Getränkekühlschrank hat. Die Eltern der Freunde tun so was übrigens mit sehr wenigen Ausnahmen nie. Sie halten sich alle total fern von den Aktivitäten der Jungs. Zwei Ausnahmen wären zu nennen: Bernhard, der schon viele Fahrten mitgemacht hat, da er auch Zeit hat und Reiner, Betreuer der 1. Herren, der es – nicht nur meiner Meinung nach – etwas übertreibt, aber in jedem Fall immer ein akzeptiertes Mitglied der „Jungs“ war.
Im Vergleich zu den anderen Eltern habe ich einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Ich wohne im eigenen Haus mit großer Küche, sehr Innenstadt- und vor allem Kneipennah, da einige der angesagtesten Kneipen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft liegen. Bei uns ist also alles möglich: Sich auf ein Bierchen vor dem Kneipengang treffen, nach einer Disco-Nacht hier pennen, längere Spiele-Abende, aber eben auch Partys mit bisher bis zu 70 Personen. Das ist sonst nirgends möglich. Entweder wohnt man in Miets- oder Eigentumswohnungen, in der Nachbarn noch schneller gestört würden, oder das Eigenheim ist so weit außerhalb, dass nachts ein Taxi die einzige Möglichkeit ist, dort hin- oder wieder weg zu kommen. Man sieht: Es lohnt sich, für das Bezahlen dieser Hütte auf vieles zu verzichten.
Mit Andrea klappen übrigens Spiele-Abende auch immer wunderbar. Entweder sie kommt dazu – sie kennt ja eh alle Jungs, da ihre Kinder den gleichen Sport teilweise auch noch immer im gleichen Verein betreiben und eine der Töchter die gleiche Schule besucht ... Sie findet garantiert immer gemeinsame Gesprächsthemen, im Zweifelsfall ist es immer wieder der Sport, spielt aber auch immer mit Engagement (und jahrelanger Erfahrung) jedes beliebige Spiel mit. Oder aber wir/ich gehe/n gleich zu ihr rüber, wo mindestens sie und ihr (jüngster) Sohn immer bereit sind für ein Spielchen.
Manchmal ist mir das allerdings zu wenig. Aber wo ich hier sitze und dies schreibe wird mir allmählich klar, dass ich das wohl selbst in die Hand nehmen muss:
Ich werde den Skat-Abend zu einer regelmäßigen Institution werden lassen (nicht zu häufig, denn wie gesagt, meine Ruhe habe ich auch gelegentlich ganz gerne), aber auch häufiger zu anderen Ereignissen einladen, mich vielleicht häufiger (an Wochenenden) bei den entfernter wohnenden Freunden und Verwandten aufdrängen (im letzten Jahr war ich immerhin zwei Mal in Holland und fünf Mal in Hamburg, aber das waren nicht alles ganz private Anlässe). Und dann werde ich mit meinem Sohn mal darüber reden, wie es wäre, regelmäßig gemeinsam zu Spiele-Abenden einzuladen und sie nicht immer nur so zufällig spontan entstehen zu lassen (am Tag vor Sylvester habe ich es vergeblich versucht, spontan einige jüngere Erwachsene rund um den Club einzuladen, mit denen ich mich dort immer gut verstehe, die aber auch mein Sohn alle mag – keine bzw. kaum eine Reaktion – der Termin passte wohl nicht so recht).
Ja und dann gibt es ja auch noch die Klassenarbeiten und Gartenarbeit an den Wochenenden. Zu voll soll das Programm ja nicht werden, nur möchte ich mehr Geselligkeit und nicht immer zu allem selbst einladen müssen.
Das ähnlich gelagerte Thema Ferien schaffe ich jetzt wirklich nicht mehr zu behandeln. Ich habe nämlich Hunger. Aber dass sich da mittlerweile was tut, seht ihr ja an meinen Aktivitäten bzgl. meiner USA-Reise. Übrigens habe ich gestern Abend eine weitere sehr nette eMail-Reakion über hospitalityclub.org bekommen, ein schwules Paar, klang echt nett. Vielleicht wird das alles ja ein Anfang sein zu vielen vielen zukünftigen Reisen UND Sozialkontakten, wo Reisen bisher in meinem Leben aus finanziellen und alleinerziehenden-Gründen ja eher ein kümmerliches Dasein führten.