Freitag, Februar 03, 2006

Das Sozialleben einer Alleinerziehenden konkret – Ferien und Urlaub

Nein, es ist nicht so, wie manche es gerne hinstellen. Ich verreise nicht ungern, aber es gab für mich bisher recht viele Gründe, die gegen das Reisen sprachen:
Ein Campingurlaub der preiswerten Sorte hat mich nie so recht angesprochen, erst recht nicht allein mit Kindern. Als die Kinder klein waren, reichte es mir schon, die Sonntage zu überstehen, nicht dass ich mich da die ganze Zeit gequält hätte, aber Verabredungen mit anderen Eltern waren da meist tabu, da diese die Zeit mit ihrer kleinen Familie oder ihren Eltern verbrachten, auf Spielplätzen war mir immer klar, dass es auffiel, wenn eine Frau sich dort am Sonntag allein mit ihren Kindern aufhielt und sofort klar war, dass ich alleinerziehend bin. Ähnlich ging es mir im Urlaub. Wenn ich auf Sylt war, wo ich für die Ferienwohnung nichts bezahlen musste, ging ich bei Wind und Wetter auf irgendwelche Spielplätze, nur um mal draußen gewesen zu sein. Mal irgendwo einzukehren, war sehr teuer und mit Kindern auch keine allzu große Freude. Ehrlich gesagt war es schon bald so, dass ich mich an meinen Alleinerziehenden-Alltag gewöhnt hatte, im Urlaub auch alles mit Kindern zu absolvieren, denen dann auch noch die gewohnten Sozialkontakte fehlten und die möglicherweise quengeliger waren als zu Hause, das hat mir dann doch zu sehr mein Alleinsein deutlich gemacht und sich nicht gut angefühlt. Das hat sich auch mit fast erwachsenen Kindern nicht so wahnsinnig geändert. Selber zahlen tun diese Kinder noch immer nicht. Wohl fahren sie mittlerweile schon länger mit Freunden und ohne „erwachsene“ Begleitung weg.
Es ist nicht so, als hätte ich nicht gelegentlich mal was versucht. Ich habe drei Mal (ein viertes Mal war ich mit einer meiner kurzen Männer-Bekanntschaften auch dort) jemanden nach Sylt mitgenommen. Ich will nicht behaupten, dass es sonderlich toll gewesen wäre. Wir hockten einander ziemlich auf der Pelle und da es alle drei Male nicht das allerbeste Wetter war und wir immer Kinder dabei hatten, war es so na ja. Wir haben die Zeit rumgekriegt. Ein einziges Mal habe ich meine beiden Kinder zum von unserem Club veranstalten Ski-Urlaub mitgenommen. Mir hat es ehrlich gesagt ganz gut gefallen, aber meine Tochter ist nicht so sehr fürs Ski-Fahren zu haben. Gut war da die Tatsache, dass wir uns über den Club sowieso alle recht gut kannten, dann das Ski-Fahren und schließlich die Spiele-Abende, in denen in den letzten Jahren wohl exzessiv Doppelkopf gespielt wurde, da fuhr aber mein Sohn dann immer alleine mit, ohne uns Frauen.
Andersherum hat mich noch nie jemand zu einem Urlaub eingeladen (so nach dem Motto: „Wir haben da im letzten Jahr ein so schönes großes Haus entdeckt. Da möchten wir eine Woche allein sein, aber in der zweiten Woche wird uns häufig langweilig. Möchtest du da nicht mit deinen Kindern dazu kommen?“ oder so ähnlich). Doch, um genau zu sein, hat Andrea mal erwähnt, wir könnten doch mal ein größeres Haus (Frankreich oder z.B. Mallorca) mieten und dann jede Menge Jugendliche dahin einladen. Das klingt mir ganz so, wie eine meiner ehemaligen Kolleginnen es immer berichtet. Sie verbringt seit Jahren nahezu jeden einzelnen Ferientag in ihrem Haus auf Mallorca. Die mittlerweile studierenden Kinder sind alle (wegen des Vaters) zweisprachig aufgewachsen und laufen dort auch dann und wann auf, wie sie gerade lustig sind und mit wechselnden Freunden und Partnern. Das klingt zugegebenermaßen ganz gut. Andrea hat auch mal eine Wellness-Woche angeregt. Das ist nun gar nichts für mich. Das interessiert mich nicht und kostet außerdem auch noch echtes Geld. Ehrlich gesagt, möchte ich meine Zeit auch nicht vergeuden. Wenn sich keine Urlaubsidee findet, für dich ich mich begeistern kann, dann nutze ich die Ferienzeit auch lieber für Basteleien und Dinge, die ich schon immer mal machen wollte (auch hier wieder vorausgesetzt, dass sie nicht zu kostspielig sind). Da wird dann im Garten ein Sitzplatz gepflastert, das Treppenpodest bemalt, im Treppenhaus die Wände gestempelt, Claudia und Steffi W. endlich mal wieder angerufen, mit meiner Tochter die Zimmer getauscht und umgeräumt, die andere Steffi besucht, dieses Blog endlich mal angefangen, die Schulhomepage endlich neu konzipiert, endlich mal angefangen, Mails an hospitalityclub-Mitglieder zu schreiben und in Zukunft werden sich da auch noch weitere Projekte finden. Wenn es zu heiß ist, bleiben solche Projekte auch mal liegen. Im Schwimmverein werden dann höchstens ein paar Socken gestrickt oder Kissen bestickt ... weiter nix, denn so gänzlich unproduktiv bin ich eigentlich nie, wie man hier und heute an meinen Ergüssen sieht, die einzig der fetten Erkältung zu danken sind.
Doch, ich finde Reisen eigentlich gut. Nicht das ständige Nix-wie-weg, wie es meine Bekannten betreiben – trotzdem toll, was die so alles schaffen und mit wie wenig Geld die letztendlich sehr viel Zeit überall in der Welt verbringen – VOX-Videotext sei Dank – aber Land und Leute zu erleben finde ich schon gut und denke auch gelegentlich ernsthaft über eine Bewerbung für den Auslandsschuldienst nach.
Aber bleiben wir vielleicht doch mal bei meinen Bekannten. Er spricht ein ganz ordentliches Englisch und ist vielseitig interessiert – auch wenn er sich zu Hause häufig merkwürdig paschamäßig gebärdet. Seine Frau spricht nur sehr wenig Englisch. Zusammen haben sie eine zwölfjährige Tochter, die noch alles gerne mitmacht, was die Eltern so zu bieten haben. Eine herausragende Eigenschaft dieser Familie ist es tatsächlich, recht ausgefallene Urlaube für recht wenig Geld zu planen, diese auch irgendwie immer zu einer harmonischen, gelungenen und interessanten Unternehmung werden zu lassen (das sagt sicherlich auch etwas über die Qualität der Ehe aus). Wie also sieht so ein Urlaub aus? Sie sieht sich häufig die VOX-Programme wie VOX-Tours etc. an und ist immer auf der Suche nach Schnäppchen. Da sie seit einigen Jahren an Schulferien gebunden sind, werden teilweise nicht mehr die Schnäppchen, sondern bei den Reisebüros dort quasi à la carte gebucht (die Schnäppchen nehmen sie dann teilweise trotzdem noch mit, wenn sie regelmäßig das Kind bei Oma unterbringen und zu zweit abhauen). Um den größten Teil des Organisatorischen kümmert sie sich also. Er hat beruflich mit sehr vielen Menschen zu tun, die aus sehr verschiedenen Schichten und Bildungsbereichen kommen. Darunter sind auch einige (nicht viele) weitgereiste Menschen und Ausländer. Er ist aber auch ansonsten ungeheuer gesellig und nimmt an jeglicher Art Geselligkeit teil, vom Kegelverein, über den Stammtisch, die Karnevalssitzung, den Motorradverein, den Schwimmverein, bis hin zur Kirchengemeinde. Seine Frau wirkt im Hintergrund und macht z.B. die Besorgungen für zahlreiche Bewirtungen – er kocht allerdings selbst. Kurz und gut ein echter Tausendsassa. Er bekommt an jeder Ecke Anregungen für seine Reisen und so hatte ihm z.B. eine Kollegin aus Hong Kong für die Reise dorthin für zwei Tage eine Führerin organisiert, die ihnen die Stadt erschlossen hat, was ja sonst vermutlich nicht das einfachste Unterfangen ist. In den letzten Jahren haben sie eigentlich immer pauschal gebucht, oft all inclusive. Letztes Jahr auf Bali allerdings nicht und dazu gibt es eine weitere Besonderheit zu berichten: Dort sind sie abends immer in ein kleines Lokal gegangen, das sie schon zehn Jahre zuvor entdeckt hatten. Dorthin nahm er immer seine Gitarre mit, weil er dann nach dem Essen dort immer mit den Inhabern musiziert hat.
Was sagt man dazu?! Klingt in jedem Fall erst mal gut. Wäre aber irgendwie nix für mich: Erstens spiele ich wohl noch schlechter Gitarre als er (auch weil ich das schon ewig nicht getan habe), außerdem ist das dann doch ein Urlaub, der so nur für Paare funktioniert, denn wenn die Inhaber da gerade zu viel zu tun haben, dann sitzt auch mein Bekannter da nur ganz brav mit seinem Frauchen und seinem Töchterchen und ist auch so ganz zufrieden. Ich wäre das nicht, denn ich säße da ganz alleine. Außerdem bekäme ich nicht die günstigen Preise und müsste vermutlich den gleichen Preis wie die drei für mich ganz alleine bezahlen. Das ist dann auch nicht mehr günstig. Außerdem reichen mir schon meine europäischen Erfahrungen mit Männern, die mich angraben. In Paris schaffe ich es jedes Mal, dass ich einen dieser Araber nicht mehr los werde, weil ich ganz offensichtlich nicht so zielstrebig durch die Gegend hetze wie Einheimische und den mich angrabenden Herren nicht sofort ein „File!“ oder „Piss off!“ entgegenschleudere. Das passiert mir auch hier in der U-Bahn. Letzten Sommer war das mal ganz schlimm, weil ich dann auch nicht wusste, wie ich den Menschen abwimmeln sollte und ihn dann quasi bis zu meiner Haustür mitgenommen habe, weshalb er fortan wusste, wo ich wohne – nur eine Klingel, da ist es ja auch nicht schwer, den Namen herauszubekommen – und er dann noch zwei Mal bei mir geklingelt hat.
Diese Momente, wo ich jemanden abwimmeln muss, sind mir tatsächlich sehr sehr unangenehm, da ich ja nicht prinzipiell keine Männer kennen lernen möchte, ... jedenfalls denke ich mir da tatsächlich oft, dass es nett wäre, zu behaupten, ich sei schon vergeben.
Meine Mutter sieht das ganze Urlaubsproblem ganz anders - ich würde sagen mit der rosaroten Brille. Sie behauptet, sie würde das total genießen, wenn sie mal irgendwo allein wäre. Das liegt daran, dass sie schon seit bald 50 Jahren mit meinem Vater zusammen ist und dass der – ich denke so muss man es ausdrücken – ziemlich nervig sein kann. Im Urlaub streiten sich die beiden eigentlich kaum, denn der scheint tatsächlich für beide heilig zu sein (also quasi die rosarote Brille für beide – etwas scheint ja dran zu sein, also ist es vielleicht nicht nur die Brille sondern echt so harmonisch?!), das (Streiten) tun sie eigentlich nur im normalen Alltagsleben (die Art des Streitens hier darzulegen, ginge zu weit, vermutlich hat aber nicht jeder Leser die gleiche Vorstellung, welche Art von Streit ich hier meinen könnte - in jedem Fall ist es nichts Ernstes, wird aber seit Jahren praktiziert). Meine Mutter also glaubt tatsächlich, dass sie es auch ohne Partner sehr genießen würde zu reisen. Ich will nicht behaupten, dass das alles gar nicht stimmen kann, denke aber, dass sie sich noch umsehen wird, wenn es dazu kommt, dass sie alleine reisen MUSS (das Reisen ist dann aber vermutlich nicht das größte Problem, sondern das allmorgendliche Aufstehen ohne den lebenden Wecker und das Organisieren der ganz normalen Dinge wie Steuererklärung und Beihilfeantrag – viel Spaß dabei – nicht, dass du das nicht schaffen wirst, fluchen wirst du darüber allerdings schon, da bin ich mir sicher).
Ich weiß, dass es Menschen gibt, die ganz alleine reisen. Ich weiß auch, dass die ganz anders daran wachsen und auch viel näher am Land und den Leuten dran sind. Ich habe nur irgendwie die Schnauze voll davon, an Aktivitäten allein zu wachsen. Ich möchte nicht, dass immer alles so anstrengend ist. Mir reicht’s.

1 Comments:

Blogger SONNTAGSKIND said...

Es waere zwar interessant wenn deine Mutter all das allein erledigen muesste, aber du bist dir da doch ein wenig zu sicher dass sie das mal erleben wird...
Und, warum faehrst du nicht nochmal ind den Skiurlaub mit dem Sportverein? Deine Tochter wuerde sicherlich gerne mit Freunden etwas unternehmen...

8:59 PM  

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