Mittwoch, Februar 15, 2006

Kritisch beobachten? Ja – Bewerten? Manchmal schon! – Von Anderen abgucken? Ja, oft!

Ach was heißt schon „kritisch sein“. Manche Leute sind sehr eigen und etepetete und nennen das dann “kritisch”. Ich glaube, dass ich da anders bin. Ich gucke häufig sehr genau hin (würde aber auch behaupten, dass ich gar nicht so vorschnell urteile – hier z.B. meine ich eigentlich, mich zurückgehalten zu haben – ich beschreibe eher, was ich sehe). Und ja, ich glaube schon, dass ich mir selbst gegenüber auch recht kritisch bin und auch viel von mir verlange. Zu merken, dass mauloffenes Kaugummikauen einem nicht gefällt, ist das Eine, daraufhin den Kaugummigenuss einzustellen, ist das Andere, um nur ein Beispiel zu nehmen, was wir hier noch nicht hatten. Aber allgemein, habe ich immer gerne Kleinigkeiten an mir korrigiert, die andere vielleicht als vollkommen akzeptabel angesehen hätten: die Hände beim zu-Bett-gehen offen zu halten z.B. ist ein Überbleibsel aus der Geburtsvorbereitung oder die Handschrift den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen und einzutrainieren, z.B. während eines Frankreich-Aufenthalts das ‚r’ für Franzosen erkennbar zu schreiben, sich später wieder umzutrainieren, damit Schüler die Schrift lesen können, dann wieder das ‚z’ so verändern, dass Schüler mit vereinfachter Ausgangsschrift es erkennen, etc.. Wie bereits erwähnt, die Gabel beim Schneiden korrekt halten, das Schneiden von Gemüse (gemäß den Vorbildern der Fernsehkochs) möglichst zu optimieren (nicht allein an Eleganz, sondern auch an Effektivität und feiner gewürfeltem Produkt), bei Gartenarbeit den Rücken zu entlasten, Karten möglichst perfekt mischen zu können (gelingt mir nur mit circa 60 Karten, also bei Doppelkopf und beim „großen Dalmuti“, beim Skat mische ich klassisch und nicht sehr elegant). Wenn ich etwas häufig tue, warum soll ich es dann nicht gezielt trainieren?
Bin ich deshalb besser als die anderen? Ja und nein. Nein, weil es natürlich noch tausend Dinge an mir gäbe, die noch zu verbessern wären, wenn sie mir denn auffielen und ja, weil ich daran arbeite, besser zu werden und das in gewissen Grenzen auch glückt. Jemand, der immer nur gerne so bleibt, wie er immer schon war, ist in meinen Augen tatsächlich – wie soll ich’s sagen – na, ich wollte so jedenfalls nicht sein. Hierzu fällt mir der Film „Nicht ohne meine Mutter“ ein, wo ein Transsexueller sagt, sein Körper sei nun, nach etlichen Operationen, genau so, dass er zu ihm passe. Ich glaube schon, dass man sein Leben als eine formbare Masse ansehen sollte und dass man selbst die Zielrichtung vorgeben und bewusst angehen sollte. Das heißt nicht unbedingt, dass derjenige, dem das weniger gelingt, schlecht ist. Schlecht finde ich aber schon, wenn man es nicht versucht.
Die Sache mit dem Stift finde ich vor allem viel zu einfach zu ändern. Deshalb wundere ich mich eigentlich, dass die Leute es nicht tun. Mein Gewicht dauerhaft in den Griff zu bekommen, z.B., finde ich viel schwerer. Extrem schief stehende Zähne (vor allem Daumenlutscher) im Erwachsenenalter korrigieren zu lassen, z.B. ist ja auch eine Kostenfrage. Trotzdem denke ich auch da häufig: Mein Gott. Mach doch mal was. Du kriegst ja bald die Lippen nicht zusammen, vor lauter Zähnen!
Unzufrieden bin ich nur in einem sehr überschaubaren Maße, gerade genug, um sagen zu können, was mir fehlt. Meine Grundstimmung ist Zufriedenheit – die sich in zufriedener Stubenhockerei äußert (ähnlich wie es in der gestrigen Gilmore-Girls-Folge von Loreley benannt wurde: „Ich war schon immer eine Stubenhockerin.“). Meine Tante sagte mir am letzten Sonntag, ihre Leidenschaft sei „Wohnen“, das fange morgens schon an, wenn sie den ersten Kaffee trinke und sich zufrieden in ihrer schönen (immer mit reichlich Blumen – ganz für sie allein dekorierten) Wohnung umsehe und das genieße. So bin ich auch – sehr zufrieden, mit dem, was ich mir hier geschaffen habe – auch damit, dass es hier wirklich so aussieht, wie ich es haben wollte.

3 Comments:

Blogger Prisemut said...

Petra,
ich glaube dir nicht, dass du zufrieden in der Welt bist. "So bin ich auch – sehr zufrieden, mit dem, was ich mir hier geschaffen habe" - aber genau das ist es ja, zufrieden mit deiner eigenen Welt, aber doch offenbar sehr unzufrieden mit dem, was ausserhalb der Welt so alles passiert, und zwar bis in die kleinsten Details. Anerkennung dafür, dass du die Details wahrnimmst - vielen Menschen entgehen diese Einzelheiten, aber dass du deine Sicht der Dinge als die einzig Wahre anerkennst, das bringt dir doch nur Unzufriedenheit.
Fehlt dir da völlig die innere Gelassenheit, über solche Dinge, die ja zusätzlich noch total subjektiv sind, hinwegzusehen? Wie sehr musst du dann jeden Tag leiden, wenn du all die Menschen auf der Straße siehst, die potentiell nicht wissen, wie man die Gabel beim Schneiden halten soll, oder die ihre Zähne nicht von oben nach unten sondern von links nach rechts putzen.

Und vor allem - was glaubst du, wie andere von dir denken,, wenn sie auch so eine innere Haltung haben wie du und wenn sie dich so sehen.
Ich persönlich halte das regelmäßige Anschauen der "Gilmore Girls" für "intellektuelles Stift mit vier Fingern halten" - wenn ich so etwas regelmäßig schaue, dann propagier ich das nicht auch noch.
Ich könnte(!) jetzt ausrufen: "Haben dein Eltern dir niemals beigebracht, venünftiges Fernsehen zu schauen?"
Aber, und da bin ich wohl anders als du, mir ist das egal, was du guckst, solange du es nicht als die einzige Wahrheit des Lebens erklärst, und zwar für dich als auch für andere.
Nichts gegen die "Gilmore Girls" an sich, aber ich hoffe, du erkennst, dass andere deine dir ganz normal erscheinenden Eigenschaften und Vorlieben als genauso kritikwürdig ansehen können. Wenn du damit klarkommst, um so besser. Ich glaube das aber nicht. Und das ist ein weiterer Grund, warum ich dir deine so laut und oft beschriebene Zufriedenheit, die sich doch auch auf ein Leben ausserhalb deiner eigenen Wohnung beziehen soll, nicht abnehme.

10:01 AM  
Blogger Prisemut said...

Petra,
ich glaube dir nicht, dass du zufrieden in der Welt bist. "So bin ich auch – sehr zufrieden, mit dem, was ich mir hier geschaffen habe" - aber genau das ist es ja, zufrieden mit deiner eigenen Welt, aber doch offenbar sehr unzufrieden mit dem, was ausserhalb der Welt so alles passiert, und zwar bis in die kleinsten Details. Anerkennung dafür, dass du die Details wahrnimmst - vielen Menschen entgehen diese Einzelheiten, aber dass du deine Sicht der Dinge als die einzig Wahre anerkennst, das bringt dir doch nur Unzufriedenheit.
Fehlt dir da völlig die innere Gelassenheit, über solche Dinge, die ja zusätzlich noch total subjektiv sind, hinwegzusehen? Wie sehr musst du dann jeden Tag leiden, wenn du all die Menschen auf der Straße siehst, die potentiell nicht wissen, wie man die Gabel beim Schneiden halten soll, oder die ihre Zähne nicht von oben nach unten sondern von links nach rechts putzen.

Und vor allem - was glaubst du, wie andere von dir denken,, wenn sie auch so eine innere Haltung haben wie du und wenn sie dich so sehen.
Ich persönlich halte das regelmäßige Anschauen der "Gilmore Girls" für "intellektuelles Stift mit vier Fingern halten" - wenn ich so etwas regelmäßig schaue, dann propagier ich das nicht auch noch.
Ich könnte(!) jetzt ausrufen: "Haben dein Eltern dir niemals beigebracht, venünftiges Fernsehen zu schauen?"
Aber, und da bin ich wohl anders als du, mir ist das egal, was du guckst, solange du es nicht als die einzige Wahrheit des Lebens erklärst, und zwar für dich als auch für andere.
Nichts gegen die "Gilmore Girls" an sich, aber ich hoffe, du erkennst, dass andere deine dir ganz normal erscheinenden Eigenschaften und Vorlieben als genauso kritikwürdig ansehen können. Wenn du damit klarkommst, um so besser. Ich glaube das aber nicht. Und das ist ein weiterer Grund, warum ich dir deine so laut und oft beschriebene Zufriedenheit, die sich doch auch auf ein Leben ausserhalb deiner eigenen Wohnung beziehen soll, nicht abnehme.

10:01 AM  
Blogger Prisemut said...

Warum erscheint das jetzt zweimal?

10:02 AM  

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