Sonntag, Februar 05, 2006

Schon wieder die Frage: Warum bloß schreibt Petra hier?

Nein, ich glaube nicht, dass alle möglichen und letztlich zufriedenstellenden Antworten auf o.g. Frage bereits in diesem Blog gegeben sind. Aber einige Antworten glaube ich schon genannt zu haben. Hier noch mal eine Zusammenstellung:
  1. Ich habe nicht so viele Gegenüber, die sich mein Geseiere von Angesicht zu Angesicht anhören möchten.

  2. Vielleicht nehmen es aber durchaus manche Menschen in meiner Umgebung zur Kenntnis, wenn sie es häppchenweise und im selbstbestimmten Tempo nachlesen dürfen, langsam und im Stillen ihre Gefühle und Gedanken dazu ordnen, möglicherweise erneut nachlesen und sich dann erst zu Wort melden (auf welchem Weg auch immer).

  3. Ja, ich könnte durchaus ein nicht-öffentliches Tagebuch führen und mir da auch Ballast von der Seele schreiben, aber dann wäre es wieder ein weiteres Sich-um-sich-selbst-Drehen, was ich irgendwie schon genug tue.


Ich weiß, dass ihr alle genau wisst, dass ich keinen Partner habe und euch genau wie ich bereits sehr daran gewöhnt habt. Ich erwarte deshalb auch eigentlich nicht, dass ihr mich ständig einladet oder mit Männern verkuppeln wollt. Ihr sollt durchaus weiterhin ganz normal mit mir umgehen. Bloß ab und zu solltet ihr zeigen, dass euch der Hintergrund bewusst ist (und genau deshalb stelle ich das hier so breit dar, denn das Alleinerziehenden-Dasein ist nun mal eben ganz prägend in meinem Leben), z.B. in den folgenden Fällen:
Geschenke – ich weiß, dass das bei mir ein ewiges Thema ist und sich wohl nie zur Zufriedenheit lösen lässt. Denkt daran, dass ich keinen Partner habe, der mir den Einkaräter, das Kabrio oder die Traumreise zu zweit schenkt (alles im Bekanntenkreis schon vorgekommen) und bedenkt, dass euer Geschenk potenziell das schönste und persönlichste sein könnte ... ihr habt eine reelle Chance (ich weiß, ich treffe auch nicht immer ins Schwarze, aber häufiger bemühe ich mich sehr – nicht immer bei allen – zugegeben).
Einladungen bzw. Beteiligung an anderen Geselligkeiten. Ja, ich möchte meine guten Freundinnen häufiger mal ganz privat für mich haben, ohne Kindergeplärr oder den Gatten dabei, aber ich habe es auch gerne mal anders. Wenn ihr mir von euren weiteren Freunden und Bekannten erzählt, möchte ich die auch gerne mal kennen lernen. Vielleicht verstehen wir uns ja alle ganz super und haben Lust auf gemeinsame Unternehmungen? Beispiel Nina! Wer hätte gedacht, dass das so nett ist, dich kennen zu lernen, (zumal du ja auch noch viel jünger und in einer ganz anderen Lebenssituation bist, aber das ist ja letztlich häufig egal)? Und das ist es. Wirklich nett zu wissen, dass du dich hier mittlerweile auch schon mal umgesehen hast und dich das tatsächlich interessiert, was ich hier schreibe. Ich habe ja bereits berichtet, wie wenige Menschen ich im Schulalltag kennen lerne, über meine weiteren Aktivitäten, die ja durchaus vorhanden sind, bei denen ich auch Menschen kennen lerne, aber irgendwie häufig die falschen, werde ich demnächst berichten, versprochen. Falls ihr also im mehr oder weniger großen Kreis einladet, überlegt mal, ob das was für mich wäre (vielleicht habe ich ja Zeit und komme angereist – denn das ist ja das nächste Problem, die Entfernung), auch wenn wir uns gerade erst gesehen haben und mein Besuch vielleicht noch gar nicht wieder fällig ist.
Ja und nun zum Thema Verkuppeln: Nein, Blind Dates möchte ich nicht, aber wie wäre es, wenn ihr mal gelegentlich an mich denkt? Hier sind vor allem auch die Männer angesprochen. Abgesehen von den an anderer Stelle erwähnten männlichen Freunden, verstehe ich mich ja auch mit den Partnern einiger Freundinnen ganz ausgezeichnet (Steffi sagt manchmal: „Merkst du es nicht? Der liebt dich. So ist der sonst zu keiner.“ – Ich hoffe, dass das hier nicht zu privat ist – sag’s mir, dann lösche ich’s wieder). Und nein, natürlich habe ich nicht vor, euch die Männer auszuspannen, aber vielleicht haben die nette Männerbekanntschaften und vielleicht ergäbe sich da mal was? Keine Ahnung was, ein Segelturn, ein Picknick, ein Ski-Urlaub, ein Spiele-Abend, eine Party, weiß auch nicht?! Nicht zu gezwungen bitte, nur bitte mal darüber nachdenken.
Kurz und gut: Hier schreibe ich auch die Dinge auf, von denen ich denke, dass ihr sie nicht in der angemessenen Gewichtung wahrnehmt. Vielleicht habt ihr mich ja als ganz besonders tough und zäh und fürchterlich selbstbewusst wahrgenommen? Stimmt ja auch alles. Überseht nur bitte die anderen Aspekte nicht und ich denke das tut ihr. Jetzt wisst ihr’s also, was ja nicht unbedingt sofort zu einer totalen Verhaltensänderung führt, aber vielleicht ist es doch gut, dass ich es geäußert habe? Ich für meinen Teil, habe jedenfalls das Gefühl, dass es gut ist, das alles gesagt zu haben und zwar nicht nur in dem Sinne, dass es endlich mal gesagt wurde (also ich es mal endlich so für mich formuliert habe, was auch in einem intimen Tagebuch oder gegenüber einem Psychotherapeuten hätte geschehen können), sondern auch, dass ich weiß, dass einige von euch es gelesen haben und dass es möglicherweise irgendwo seine Wirkung zeigt.
Nun gut. Letzter Punkt der oben angefangenen Liste – das Thema Öffentlichkeit: Liest einer von euch schon mal andere Blogs? Ich glaube tatsächlich, dass so was hier für Fremde interessant sein kann. Priesemut war nur ein erster Beweis dafür. Viele Romane sind doch auch nicht anders und die Autoren verstecken sich doch auch nicht allesamt hinter einem Pseudonym. Das Risiko ist bekannt aber größtenteils kalkulierbar (schließlich schreibe ich hier nicht von irgendwelchen sexuellen Abenteuern, Abtreibungen, Drogendelikten, auch nicht über Schüler oder Kollegen und ich lästere auch nicht über das hiesige Schulsystem oder unsere neue Ministerin). Der Gewinn kann doch darin liegen, Fremde zum Nachdenken zu bringen, ihnen die eigene Meinung über sich selbst oder die Welt kund zu tun (als eine sehr persönliche Möglichkeit der Wahrnehmung) und eben möglicherweise auch Reaktionen von völlig Unbeteiligten zu erhalten, die vielleicht Profis im Blog-Lesen sind und eine ganz neutrale Bewertung (inhaltlich, stilistisch, wie auch immer) beitragen können. Das sehe ich als Bereicherung und auch als Abenteuer.
Letztlich ist es jedem selbst überlassen, ob er sich hier genau so outen möchte, aber ich LIEBE zugegebenermaßen das Internet. Es wird häufig zur dreistesten Verarschung und Vermarktung von Produkten gebraucht, die kein Mensch haben möchte – aber es ist auch eine total geniale Möglichkeit, sehr tolle, individuelle, kreative Sachen damit zu machen, da es von Grund auf chaotisch, anarchisch und völlig unstrukturiert ist. Dabei mitzumachen macht eben auch sehr viel Spaß, vor allem auch, da es weltweit wirkt. Ich wirke in diesem großen Chaos gerne mit und trage damit dazu bei, dass es ist, was es ist, das Internet. Ich hoffe, man merkt, dass es Spaß macht?!

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Ich betrachte diesen Eintrag auch als Antwort auf meine Mail.
Ja, du hast es gemerkt, dein weblog hat mich sehr zum Nachdenken angeregt: es gab gute und weniger gute Gedanken meinerseits...
Ich will deinen Spaß daran keinesfalls mindern; wenn es dir gut tut, ist es doch absolut in Ordnung. Ich möchte dir aber sagen, dass ich auch immer mal Zeit für einen Kaffee und ein Plauderstündchen habe.

8:43 PM  
Anonymous Anonym said...

Also ich muss ja gestehen, dass ich zunächst auch sehr skeptisch war, bezüglich Selbstdarstellungen im Internet... Jeder Hans&Franz macht sich 'ne website und walzt Unwichtiges aus... Oder outet sich mit privaten Dingen, die kein Mensch wissen will... Oder es geht nur um Selbstbeweihräucherung....
Nun, ich muss meine Meinung revidieren. Sicher gibt es alles oben genannte - auch!
Im Falle von Steffi finde ich es als 200 km entfernt wohnende Freundin aber wirklich klasse, immer mal was aus ihrem Alltag mitzubekommen - mit schönen Fotos noch dazu!
Und als ich so in deinem blog las, wurden mir noch einige andere Aspekte deutlich:
Es kann eine Atr "lautes Denken" sein, ein Gedanken ordnen, einen Standpunkt finden, in dem ich ihn formuliere; und zwar nicht nur für mich (=Tagebuch, sondern auch für potentielle LeserInnen. Ich brauche oft ein Gegenüber, um mir über mich oder etwas klar zu werden.
Ein weiterer Aspekt ist, dass schreiben oft einfacher ist als reden. Es kann auch ehrlicher sein.
Schwierig scheint mir aber, in einem blog Konflikte klären zu wollen... dann fühle ich als Leserin mich wie eine Voyeurin.. und es wird halt immer an den Punkten schwierig, wo es nicht nur dich, sondern andere Menschen mit betrifft, die vielleicht nicht so öffentlich sein wollen!?
Ich denke, ein blog kann einen gute Anregung sein, ersetzt aber nicht den (notwendigen) persönlichen Kontakt, von Mensch zu Mensch.
Soweit erst mal...

11:51 PM  

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