Mittwoch, Mai 31, 2006

Filmanalyse

... manche Menschen empfinden sogar ähnlich wie ich, und manche davon muss man nicht erst in Amerika suchen ... Gestern war ich mit dem Kollegen M a r t i n im französischsprachigen Kino. Der Saal war extrem dünn besetzt. Als wir denselben nach dem Film verließen, erwähnte mein Begleiter, rechts hinter ihm habe jemand die ganze Zeit den Film analysiert, nicht sehr laut, aber deutlich wahrnehmbar. Das sei vielleicht nervig gewesen!!!! Komisch. Sonst bin immer ich es, die sich ärgert. Damit ihr’s wisst: ICH HASSE DIESE UNGEFRAGTEN FILMANALYSEN. ICH BIN NÄMLICH SCHON GROSS UND KANN SCHON SELBSTSTÄNDIG DENKEN UND FILME ANALYSIEREN! Solltet ihr also jemals in die Situation geraten, mit mir einen Spielfilm oder eine Theateraufführung anzusehen, nehmt euch gefälligst in Acht.

dirt cheap

Die Amerika-Reise nimmt Formen an. Ich lese jetzt seit einigen Tagen recht besessen das Buch, das ich unbedingt haben musste, nachdem ich auf amazon.com einen Auszug daraus gelesen hatte. Es hält, was es verspricht, so viel kann ich schon jetzt sagen, noch bevor ich die Tipps in der Praxis ausprobiert habe. Titel „Frommer’s NYC FREE & DIRT CHEAP“.
Mit diesem Buch könnte ich vermutlich drei Sommermonate jeden Abend an einem anderen Ort in New York ein Open-Air-Konzert, -Theater oder –Film ansehen, alles kostenlos, versteht sich. Außerdem findet man dort die Bars, die zur Happy-Hour ein Buffet aufbauen (Drinks bezahlen, Essen kostenlos), die Chinesen, die gleich vier Reisgerichte für unter 3$ anbieten, TV-Shows, bei deren Aufzeichnung man gratis im Studio dabei sein kann ... Gerade las ich einen Artikel über einen Käseladen, der ganz nach meinem Geschmack zu sein scheint: „East Village Cheese Store ... 40 Third Ave., between Ninth and Tenth aves. (…) Behind the counter you can find tons of specials on fancy goudas and cheddars for $2,99 a pound. The give-away prices aren’t indicative for quality, either. It’s not second-rate goods, just items picked up when some importer added a mistaken zero to an order. This mom and pop store is uniquely equipped to get rid of it all in a hurry.”
Hm, hört sich fast an, wie Rüdigers Käsestand am hiesigen Markt … nur viel größer ...
Heute habe ich nach Monaten Meghan geschrieben, die ich noch immer unbedingt dort besuchen möchte. Sie hat auch prompt geantwortet. Ihr Mann ist inzwischen ausgezogen und wir haben nun noch mehr gemeinsam als gedacht ...
Hier noch ein paar weitere Kommentare, die perfekt meine Einkaufsmethoden beschreiben. Das Buch ist quasi für mich geschrieben.
Thema Flohmärkte und wann die Preise schlagartig fallen: "Sunday, as closing time approaches, the last thing a dealer wants to do is reload that half-ton armoire back into the truck. Likewise, a sudden rain can make parting with a wooden antique or a suede jacket more sweetness than sorrow. Use the elements to your advantage when it's time to haggle."
Thema Coffee to go: "For me, one of the least appealing aspects of modern American society is the $3.49 cup of coffee. Instead of being gouged every morning, I make my own cup for just pennies." Nachfolgend wird ein besonders guter Kaffeeladen empfohlen, woher der Autor seine Kaffeebohnen bezieht (http://www.cafedumonde.com).
Ja, irgendwo in der Welt gibt es noch Menschen, die wie ich denken ...

féliciations

A propos Bildung. Da muss ich meinem Sohn doch mal gratulieren. Wozu? Zum bestandenen Abitur, natürlich. Die Note ist besser als erwartet. Andere bekommen ein Auto. Du bekommst einen Blog-Eintrag. Das ist doch was, oder?

Samstag, Mai 27, 2006

Flüge

Ihr werdet es kaum glauben, aber ich habe gestern die restlichen Flüge gebucht. Es darf jetzt so allmählich losgehen ... mein Kind lässt dieser Tage die Abschiedsparty steigen, dann trifft sie die Großeltern in Vancouver und dann ... na hoffentlich ist sie dann nicht schon ganz hibbelig, weil sie endlich zurück in die Heimat will ...
Ich habe keinen Schnüff, die ganzen Reiseführer zu lesen und möchte lieber vor Ort spontan sein. Wir haben jetzt vereinbart, dass ich mir interessante Dinge aus dem Internet immer in ein Word-Dokument kopiere, das ich dann auf nem Stick mitnehme, damit wir uns das dann gelegentlich auf dem Laptop ansehen können. Wenn ich alles ausdrucke, befürchte ich, dass ich den ganzen Kram mitschleppe und später doch nicht reinsehe.

fremde Zungen

Es fiel mir gerade so ein, als ich den Teig (pâte brisée) aus dem Kühlschrank holte und, da zu kalt, mühsam in die Tarte-Form drückte ... (mit Aprikosen, klar ...) die Gedanken schwirrten zurück zum Mittwoch, als ich die Doppelkopfspieler erwartete und die tarte aux abricot caramélisés aus der ersten Hälfte des Teigs zubereitet habe. Vielleicht könnte dies ein Beispiel sein, das illustrieren könnte, weshalb ich mich in dem neuen Kollegium wohl fühle ...
In der Runde sind beispielsweise alle recht gut der französischen Sprache mächtig und auch der dortigen Küche recht zugetan – also nicht so im Sinne von da-ist-alles-viel-besser-und-wir-müssen-es-uns-zum-Vorbild-nehmen, aber doch aufgeschlossen und mit dem einen oder anderen in Deutschland eher wenig bekannten Gericht vertraut. Alle sind Naturwissenschaftler, keiner Romanist, außer mir natürlich. Und irgendwann kam dann das Gespräch auf Schweden, wo ich erwähnte, dass ich zwar mal einen Schwedischkurs gemacht hätte, aber das sei unglücklicherweise genau in dem Jahr gewesen, als ich auch mit dem Lernen von Italienisch und Lateinisch anfing. Der Kurs habe mir dann nicht so recht gefallen, woraufhin ich mich mehr im Italienischkurs engagiert habe. Es seien mir nur recht wenige Brocken und natürlich Ausspracheregeln in Erinnerung geblieben. Ein Nicken ging durch die Runde. Sie hatten zugehört und die Information war angekommen. Das war’s. Eigentlich ganz unspektakulär. Kein „Nein, was du nicht alles machst.“ Und auch kein „Jaaaa, du hast ja sooo ein Talent für Sprachen. Das könnte ICH ja nicht.“ Nichts...., denn zwei der drei Gäste beherrschen die schwedische Sprache halbwegs. Eine aus familiären Verstrickungen heraus, aber der andere aus reinem Interesse an einem seiner liebsten Urlaubsländer. Sollte doch irgendwie normal sein, dass man, wenn man sich dort häufiger aufhält, sich auch mit der Sprache auseinander setzt ...
Dazu aber ein anderes Beispiel: der Vater, der keinen Unterschied zwischen Abitur und Fachabitur macht. Er ist sogar in Schweden geboren, als siebtes Kind eines deutschen Forstarbeiters, der nach zwanzig Jahren dort wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist, dessen älteste Tochter aber dort bereits verheiratet war. Mein Bekannter, nennen wir ihn mal so, kann also weder mit dem Schwager, noch mit den Nichten und Neffen kommunizieren. Man sieht: Es ist nicht allein sein Fehler, der vielmehr auf allen beteiligten Seiten liegt, aber trotzdem ...
Sicher ist das ein Aufwand, aber andersherum ist es eben auch eine Leistung, die man – z.B. bei Gastarbeitern – würdigen sollte. Niemandem fällt das mal eben so zu. Immer muss man auch an der Sprache arbeiten, aber das ist es doch wert. Es erweitert den Horizont und bietet einem viele viele Möglichkeiten der Kommunikation.

Freitag, Mai 26, 2006

Intelligenz

Gestern, als ich den Post zum Thema Bildung losschickte, dachte ich noch „Na ja, eine Runde Sache ist das hier nicht, bloß so einige Gedanken eben.“ Aber als ich heute morgen etwas ausführlicher die ZEIT bearbeitete, fiel mir auf, dass dort diverse Artikel auch nicht so recht auf den Punkt kommen. Sie regen die Gedanken an, geben aber nicht wirklich die Richtung vor ... vielleicht gar nicht so schlecht.

Einiges habe ich gestern vergessen zum Thema Bildung.
Der Spruch „Der ist eine sehr intelligente Person.“. Tja, manchmal reicht das eben nicht. Ich darf quasi nie bemängeln, dass gewisse Personen nichts aus ihrem Leben machen, denn dann bekomme ich von irgend jemandem entweder diesen Spruch zu hören oder den: „Er hat aber auch seine guten Seiten.“ GRRRR. Ich habe nach dem obligatorischen Test in der dritten Klasse (und einem einzigen Einstellungstest, den ich jemals absolviert habe – den allerdings sehr erfolgreich) nie wieder testen lassen, bin aber z.B. überzeugt davon, dass ich weniger intelligent bin als z.B. mein Sohn. Mal sehen, was er daraus macht, denn wie gesagt, darauf kommt’s an.
Sehr beliebt auch das Elterngespräch, in dem erwähnt wird, dass das Kind getestet wurde und eindeutige Stärken im mathematischen Bereich habe. Toll. Damit kann man alles erschlagen, z.B. dass es motorisch oder sprachlich miserabel, aber geringfügig besser im mathematischen Bereich ist. Vielleicht sollte ich mich mal in Sachen Diagnostik von Lerntypen etc. fortbilden, um mir selbst eine fundiertere Meinung über Schüler zu machen und konkreter zu helfen?!

Donnerstag, Mai 25, 2006

Bildungsjunkie

Eigentlich wollte ich schon länger mal was zum Wert von Bildung schreiben. Warum? Na ja, weil sie in aller Munde ist, aber so sehr viele Leute gar nicht wissen, was Bildung so recht ist.
Beispiel: das Abitur.
Mein Sohn, der ja nun selbiges gerade im Moment erwirbt, kam nach seiner mündlichen Prüfung zum vierten Fach und lästerte darüber, dass das ja „alles nix“ sei. Früher habe er gedacht, Abitur zu haben sei eine Leistung ... aber nun ... Dann muss ich ihn gelegentlich bremsen und bitten, etwas Distanz einzunehmen und zu sehen, dass das Reifezeugnis doch eine gewisse Aussagekraft hat. Es gibt immer noch genügend Menschen, die daran scheitern. Kurz vorher noch, hatte alles etwas anders geklungen. Er hatte sich mit einer sehr guten Schülerin aus einfachen Migrantenverhältnissen darüber unterhalten, wer doch nun tatsächlich alles beim Abitur noch dabei sei, obwohl offensichtlich dumm oder faul oder beides. Da fielen aus dem Mund dieser Schülerin diverse mir und einigen meiner Leser sehr bekannte Namen. Da wurde zwar vermutet, dass es einfacher sein würde, als möglicherweise erwartet, aber es klang auch an, dass man erwartete, einige Mitschüler noch durchfallen zu sehen. An jenem Dienstag also klang es, als sei alles Pillepup. Schon am folgenden Tag wurde dann das Bild wieder etwas zurechtgerückt. Ein Schüler, von dem mir immer berichtet werde, er sitze „im Unterricht wie ein Stein“, ohne auch nur ansatzweise nachzuvollziehen, worum sich das Gespräch dreht. Und er könne vor allem auch nicht wiedergeben, was vor wenigen Monaten behandelt wurde, da in seinem Hirn ein großes Vakuum sei ... Dieser Schüler nun, hat in der Prüfung zum vierten Fach genau einen Punkt erreicht. Also schafft sie doch offenbar nicht jeder – die Reifeprüfung.
Ich möchte das auch alles gar nicht so übermäßig hoch hängen. Das Abitur zu schaffen, sollte einen erleichtert zufriedenen Seufzer wert sein, aber eben auch kein Grund, die Nase allzu hoch zu tragen. Wenn ich allerdings manche Menschen darüber urteilen höre, dann denke ich mir häufig, dass sie gar keine Ahnung haben, wovon sie da reden. Z.B. wenn mir ein Schüler im Unterricht erzählt, das, was ich ihm da gerade in der neunten Klasse Realschule abverlange, mache ja seine Schwester auch gerade und die mache schließlich Abitur ... Halt, denke ich, welche Schwester meint er (denn er hat derer fünf, aber es kann sich nur um eine handeln, da alle anderen vom Alter her nicht in Frage kommen), während die meisten Mitschüler denken „Wow, dessen Schwester macht Abitur, wusste gar nicht, dass die so schlau ist.“. Auf meine Nachfrage hin bestätigt sich mein Verdacht: Er spricht von der Schwester, die gerade eben erst die zehnte Klasse der Realschule verlassen hat und nun an einer Gesamtschule in der 11 die Wiederholung des Stoffes aus der Sekundarstufe I durchläuft. Es ist also nicht so, dass ich Unmögliches vom Schüler verlangt habe, weil ich ihn mit Oberstufenstoff gequält hätte und auch ist über den Erfolg seiner Schwester in der Gymnasialen Oberstufe noch kein Wörtchen gesprochen. Aber man geht eben mit dem Wörtchen „Abitur“ allzu gerne schon vorzeitig hausieren.
Ein Freund meines Sohnes z.B. macht nun gerade seine Fachhochschulreife. Die Fachrichtung tut hier nichts zur Sache, aber wir mögen den Jungen gern, haben ihn aber schon immer für recht „einfach“ gehalten. Offenkundig ist sein Englisch-Niveau das, was ein mittelmäßiger Gymnasiast circa am Ende der 7. Klasse hat (also kaum höher als das Europäische Referenzniveau A1), wie mein Sohn mehrfach feststellen konnte und ich zuletzt auch, als ich mal einen Blick auf seine Englischhefte werfen durfte. Die Eltern aber, beide nach der 9. Klasse Hauptschule ins Leben entlassen, berichten stolz, er habe echt viel „gelernt“ (gemeint ist „gearbeitet“ oder was so aussieht wie arbeiten – am Tisch sitzen und den Kopf in Bücher und Hefte stecken, eben). Auf der Sportplatz-Tribüne dann der Spruch „Wenn die jetzt verlieren und nichts mehr trinken, um so besser, dann ist er morgen für die Klausur fitter und dann noch Donnerstag die Klausur und dann war’s das mit dem Abitur.“ „Hallo,“ denke ich „FACH-Abitur, nicht ABITUR.“ Mal sehen, ob er’s schafft?!
Oder mein Vater angesichts der moderaten Noten meines Sohnes: „Leuten mit so Zeugnissen, haben wir schon lange keine Jobs mehr angeboten.“, davon ausgehend, dass man so moderate Noten ganz offensichtlich hinterher geworfen bekommt. Das mag in einigen wenigen Fächern auch der Fall sein, aber Schülern, die auch bei regelmäßigem Nachfragen, kaum einen gescheiten Satz zu den behandelten Zusammenhängen sagen können, geben wir in der Regel weniger als 5 Punkte – nicht immer mit aller Konsequenz, aber doch so, dass die Selektion am Ende insgesamt funktioniert und genügend Fehlkurse zusammen kommen. Klar darf auch einer über Bildung urteilen, der „nur“ die Realschule absolviert hat, aber ich wäre da eben doch auch vorsichtig. Beim Abitur geht es eben auch um Studierfähigkeit und kritisches Denken (auch ein Begriff, der hier vielleicht erklärt werden sollte – gemeint ist jedenfalls nicht so was wie eine ich-stehe-allem-fürchterlich-skeptisch-und-ablehnend-gegenüber-Kritik) und nicht nur darum, Fleiß und Pflichterfüllung zu zeigen, wie es so mancher Arbeitgeber von Mitarbeitern auf einem bestimmten Niveau erwartet.

Durch Bildung kann man sich entfremden. Ich erlebe es immer wieder. Wenn ich z.B. auf die Frage hin, wie es denn in meinem Schwimmverein so ist, sage, es handele sich im Gegensatz zu den Konkurrenz-Vereinen um einen Proleten-Verein, wo unsere kleine Akademiker-Clique eigentlich gar nicht wirklich integriert ist, wir da nur aus alter Gewohnheit hingehen und uns auch deshalb wohlfühlen, weil dort alle vor allem Spaß am Schwimmen und Wasser – auch bei nicht ganz so hohen Temperaturen – haben und man sich dabei so schön in der Natur aufhalten kann, da dort noch bis recht spät abends die Sonne scheint, dass die Tatsache, dass wir dort niemanden näher kennen, aber auch Vorteile habe, da wir beim A... vermutlich vor lauter Bekannten aus dem Quatschen nicht mehr rauskämen, dann springt mir mein Nachbar schon an die Kehle, ob der Wortwahl „Proleten-Verein“ und unterstellt mir Arroganz und Gott-weiß-sonst-was. Wer aber auch nur einen Sommernachmittag dort verbracht hat, die Gespräche der Mütter und ihre Rufe und Anweisungen zu den Kindern hin verfolgt hat, der weiß 100%ig, was ich meine: Unsere Clique ist TOTAL ANDERS. Dass sie besser ist, habe ich nicht gesagt. In jedem Fall aber sind zur Unterscheidung die Schubladen „Proleten“ und „Akademiker“ aussagekräftig und absolut passend.
Man kann sich aber auch durch den oben angesprochenen kritischen Geist entfremden. Man liest mit Begeisterung z.B. einen Roman, trifft zufällig auf jemanden, der diesen Roman ebenso begeistert gelesen hat und stellt schließlich fest, dass man sich überhaupt nicht darüber unterhalten kann, da beide Leser völlig verschiedene Kategorien an diesem Roman interessant fanden. Ich z.B. neige dazu, sehr auf Stilistisches, auf Intertextualität und auf das Spiel mit Gattungsgrenzen und den Erwartungshaltungen der Leser zu achten (bei Filmen übrigens, hat mein Geschmack ganz stark abgefärbt – vor allem auf meinen Sohn – das ist, zugegebenermaßen nicht allein ein Bildungs- sondern auch ein Generationenproblem). Der Andere hat z.B. auf der rein denotativen Ebene gelesen. Das macht ja nun Kunst häufig aus, dass man sie auf verschiedenen Ebenen und hinsichtlich verschiedenster Kategorien betrachten kann ... Dennoch sind die Gespräche eben oft doch enttäuschend. Letztlich macht es nicht wirklich was, denn der Kunstgenuss an sich sollte genügen. Die Besprechung ist immer nur ein Abklatsch der Kunst.
Hatte ich erwähnt, dass ich an meiner jetzigen Schule – auch in Sachen Bildungsniveau - erstmals das Gefühl habe, am rechten Ort zu arbeiten? An den bisherigen Schulen war es mir so deutlich gar nicht aufgefallen. Ich war unter Menschen, die das Wohl des Kindes im Blick hatten, also in pädagogischen Kategorien dachten, Fleiß und etliche andere Tugenden selbst überzeugend verkörperten und weiter vermittelten, den Eindruck einer reifen abgerundeten Persönlichkeit ohne allzu viele Ecken und Kanten hinterließen und die recht angenehm im Umgang waren. Nun aber – und das führe ich schon darauf zurück, dass ich jetzt an einem Gymnasium bin – empfinde ich erstmals, dass ich unter Meinesgleichen bin hinsichtlich der Art Probleme anzugehen, zu thematisieren, sich Neues anzueignen ... Die Kollegen sind sehr viel analytischer. Von meinem Welt-Wissen, meinen sprachlichen, analytischen und anderen intellektuellen Fähigkeiten her, habe ich das Gefühl, mich dort im Mittelfeld zu bewegen und empfinde zahlreiche Gespräche dort als sehr viel fruchtbarer, als die meisten meiner sonst geführten Gespräche es sind. Dafür bin ich übrigens sehr sehr sehr dankbar. Das Wohlgefühl steigert sich aktuell noch, da ich nun dort auch noch dabei bin, echte Freundschaften zu knüpfen.
Ihr seht: Ich bin ein Bildungs-Junkie. Habe ich erwähnt, dass es totalen Spaß macht, Schülern davon etwas mitzugeben? Meine Mutter sagte letztens, die Tatsache, dass ich so viele Defizite an meinen Schülern wahrnehme, klinge so negativ. Eigentlich ist es das aber nicht. Anfangs, muss ich zugeben, war ich über vieles an der neuen Schule geschockt, vor allem das Sprechen ohne Artikel und Präpositionen („Ich konnte Hausaufgaben nicht machen. Ich war gestern Geburtstag.“, „Gehen wir heute Computerraum?“, ...), die fehlende Deklination („Kann ich mal Herr Müller sprechen?“), das Rotzen auf den Schulhof, die mangelnden Tischsitten und all die vielen Sprachfehler sind nur einige wenige Beispiele, aber eigentlich war mir sehr schnell klar, dass ganz viele dort es eben nie anders vermittelt bekommen haben. Dennoch habe ich von der ersten Minute an sehr deutlich erlebt, dass die Mehrheit der Schüler den Bildungsinhalten gegenüber sehr offen ist und viele Anregungen dankbar annimmt – in dem Wissen, dass sie das so leicht verdaulich sonst nirgends präsentiert bekommen werden. Viele Schüler genießen es, dass sie sehr viel mehr Kenntnisse in bestimmten Bereichen haben, als ihre Eltern.
Schwierig finde ich es allerdings doch auch z.B., wenn ein Schüler auf meinen Hinweis hin, dass „tout à coup“ nicht etwa „sofort“ sondern „plötzlich“ bedeutet und der Schüler dann meint, das sei doch dasselbe. Oder wenn ich in der gleichen zehnten Klasse frage, was denn „une occasion“ heißen könnte, was möglicherweise aus dem Englischen bekannt sei und dann die einzige Schülerin, die das Wort kennt, von zahlreichen Schülern ein Kopfschütteln erntet, da man nicht fassen kann, wie man solche abstrusen Wörter auch noch kennen kann. Nein, also sooooo genau wollen sie die Dinge dann doch nicht wissen ...
Wie gesagt - ich bin wohl ein abartiger Junkie

Ewig nicht gebloggt - Was ist passiert?

Nein, es ist nicht, nichts passiert, aber auch nicht wirklich viel. Die Dinge, über die ich nachdenke, sind entweder nicht neu oder zu privat oder aus anderen Gründen zu riskant. Über manche habe ich hier bereits genug geschrieben und wenn ich sie erneut ausbreitete, wäre es als hätte ich kein anderes Thema – und zwischendurch bin ich auch einfach mal mies drauf und dann weiß ich auch nicht so recht, ob ich das hier so ausbreiten sollte ...

Was ist passiert? Der Herr Sohn hat sein Abitur absolviert (noch einige Tage, dann wissen wir Genaueres – aber die Indizien 4. Fach und praktische Leistungen in Sport – deuten weder auf eine Existenz- noch auf eine Abweichungsprüfung hin). Ich habe einige Klassenarbeiten (nicht wirklich viele in diesem Jahr) und viele Klausur- und Abiturvorbereitungsraum-Aufsichten überstanden und dabei doch tatsächlich ein ganzes Buch gelesen „Das Handwerk des Schreibens“ von David Lodge, was schon ewig ganz oben auf meinem zu lesenden Bücherstapel lag. Ich kann es weiterempfehlen.
Ich habe ausgerechnet an einem der heißesten Wochenenden an einem ewig langen Seminar zum Thema „Schreiben fürs Fernsehen – Sitcom und Comedy“ teilgenommen. Morckel und das Töchterlein habe ich in erste Schreibideen in dieser Richtung eingeweiht. Mein Computer hat nun einen eigenen Ordner dafür und dann gucken wir mal, ob daraus ein Hobby oder gar eine Leidenschaft entstehen kann.
Ein weniger gepflegtes Hobby, die Imkerei, bin ich mal wieder angegangen, da das Wetter so gut war und ich befürchten musste, dass mir die Völker mangels Platz abhauen würden, wenn ich nicht bald den Honigraum aufsetzen würde. Ich tat es, war dabei schweißgebadet, weil ich auch so dick angezogen war etc. und hatte nachher ein echt gutes Gefühl und freue mich mittlerweile sehr auf den kommenden Honig. Ach ja: Es war höchste Zeit, da bereits mindestens eine Weiselzelle da war. Da ich noch immer mächtige Panik habe, gestochen zu werden, habe ich nicht alles durchgesehen. Die aus der Weiselzelle entstehende Königin habe ich einfach drin gelassen und hoffe, dass sie nicht mit einem Teil der Bienen abgehauen ist, sondern, dass sich das Königinnenproblem nun, mit dem ausreichenden Platz im Stock zwischen alter Königin und neuer Königin auf „natürliche Art“ geregelt hat.
Morgen werde ich mich endlich an ein Reisebüro wenden und die noch offenen Leerstellen in meiner Reiseplanung füllen. Das Zimmer meiner Tochter, habe ich bereits angefangen aufzuräumen, damit sie hier wieder all ihren Kram unterbringen kann.
Was habe ich noch getan? Ach ja: Ich habe eine weitere Kartenspiel-Runde eröffnet, die sich gestern erstmals bei mir zum Doppelkopf traf und echt nett ist ... ist doch immer wieder nett, wenn sich Leute beim Spiel engagieren. Beim Tennis oder so, möchte man ja auch kein Gegenüber haben, das die Bälle völlig lustlos übers Netz löffelt!
Lediglich das Schwimmen kam bisher zu kurz. Dort war ich erst zwei schlappe Male, habe dort erfahren, dass die eine der beiden M a r i a n n e n, mit denen ich dort alljährlich die Sommer-Nachmittage verbringe, sich bereits im Februar vom Vater ihres jüngsten Kindes getrennt hat. Oops! Unter Anderem war ich im letzten Jahr ja an Weihnachten nicht in der Kirche, wo ich so was sonst hätte erfahren können, aber vielleicht hätte sie zu dem Zeitpunkt ja darüber noch gar nicht gesprochen.
Bei einem der im Stufenforum angekündigten Kneipentermine bin ich gewesen. War nett! Ich glaube gestern war wieder einer, bei dem ich nicht war. Es boomte die ganzen Osterferien lang und viele haben sich dort die Nächte um die Ohren geschlagen und sich in vielen vielen Posts dargestellt. Aber dann kam das gute Wetter und es ließ nach. Mit einem Klassenkameraden habe ich mich allerdings dann doch noch hier bei mir getroffen, da er Interesse an dem Schreibseminar hatte und noch vergeblich versucht hatte, sich dort anzumelden. Ich habe ihm dann taufrisch davon berichten können.
Was mich gerade so bewegt?
Nichts Neues. Der Herr Sohnemann ist zwischendurch recht ungenießbar, aber längst nicht immer. Wieso schreibe ich das jetzt eigentlich hinterher? Drücken wir es doch einfach so aus: Der Herr Sohnemann ist häufiger recht ungenießbar PUNKT. Normalerweise verarbeite ich meinen Groll darüber ja recht still. Am letzten Wochenende aber, war mal zufälligerweise A n d r e a Zeugin eines Gesprächs, bei dem mir die Tränen kamen und als wir kurz darauf allein waren, tröstete sie mich, indem sie mich in den Arm nahm. Komisch! Das macht tatsächlich nie jemand mit mir. Zwar habe ich mich im darauf folgenden Gespräch auch nicht wirklich wiedergefunden – A n d r e a startete mit einer größeren Analyse meiner Lebensverhältnisse und Erziehungsbedingungen, aber ich konnte sehr bald den Bezug zu meinem konkreten Leben nicht mehr wiederfinden. Sie redete und redete ... Dennoch bleibt das Gefühl, dass da jemand ist, der irgendwie mitfühlt. Am nächsten Tag hatte ich ein ähnliches Erlebnis. Ich habe P e t r a und B e r n h a r d angerufen – eigentlich um sie für demnächst irgendwann mal einzuladen, aber es stellte sich heraus, dass sie spontan für sehr bald einen Urlaub gebucht hatten und in nächster Zeit gar kein Termin mehr möglich wäre. Also lud sie mich ein, sofort zu kommen, da sie beide schon zu viel Wein getrunken hätten. Ich sollte bei ihnen schlafen, was ich zunächst nicht annehmen wollte. Habe ich dann aber doch getan und es war echt ganz nett. Sie hatten mir schon am Telefon gesagt, sie hätten über mein Anreiseproblem zum Flughafen für meinen New-York-Trip gesprochen und wollten mir anbieten, mich dorthin zu bringen. Als ich dann bei ihnen war, stellte sich raus, dass eine ihrer sehr guten Freundinnen, eine Freundin in genau der Stadt hat, von der aus ich abfliegen möchte. Wir werden uns nun wohl gemeinsam einen schönen Tag dort machen, abends einchecken, bei der Freundin übernachten und früh morgens werde ich dann zum Flughafen gebracht, den man übrigens vom Haus aus sehen kann. Die beiden werden sich dann einen weiteren schönen Tag dort machen und dann wieder nach Hause reisen. Ich habe allein die Spritkosten zu tragen. Seeeeeehr schööön! Den beiden wird es hoffentlich auch nützen, dass ich der Landessprache mächtig bin ... A propos der Sprachen mächtig:
Letzte Woche war ich mit Schülern einen Tag in Belgien. Die Busfahrerin hat tatsächlich nur die Scheibe runtergekurbelt und einen Linienbus-Fahrer einfach so auf Deutsch gefragt, wo sie denn den Bus parken könne. Und dann hat sie sich gewundert, dass sie keiner versteht. Nee, nee. Ich fand’s gut, denn so haben unsere Schüler wenigstens erlebt, dass es wirklich sinnvoll ist, diese Sprache zu lernen.
Jedenfalls habe ich die Nacht neben P e t r a im ehelichen Bett verbracht, da Monsieur so sehr schnarcht ... Na ja und da war es dann auch wieder, dieses Gefühl, dass ich so was ungeheuer selten tue und selten Menschen so nahe bin ... Es gibt nicht so ganz viele Menschen, die ich zur Begrüßung drücke und umarme – und ganz besonders selten sind das Paare – meist komme ich nur mit einem von beiden so gut klar. Aber diese beiden machen da definitiv ne Ausnahme.
Gestern dann hatte ich allerdings das dritte Erlebnis dieser Art innerhalb nicht einmal einer Woche. Beim DoKo-Abend telefonierte U l l a kurz mit ihrem Gatten, von dem ich mir sehr sicher bin, dass der nen ziemlichen Narren an mir gefressen hat. Er ist eigentlich immer, wenn ich ihn sehe, sehr interessiert. Das letzte Mal ganz besonders, aber das war auf einer Feier gewesen, wo dann gegen fünf Uhr morgens ich die einzig Nüchterne war. Dass Monsieur zuletzt dann auch noch unbedingt mit mir tanzen wollte, muss also nicht unbedingt etwas aussagen. Aber dann gestern, war es so ähnlich. Er kam auf die kurze telefonische Nachfrage hin noch vorbei, wollte auch gar nicht mitspielen, aber doch ganz offensichtlich unbedingt auch mal bei mir gewesen sein – und dann kam es: feste drücken zur Begrüßung und so ... Nett!! Nicht, dass ich so Freunde bisher überhaupt nicht hatte, aber es waren irgendwie immer nur einzelne Personen, die sich dann sozusagen von ihrem Partner frei nehmen mussten, mit denen man sich zwar zum Quatschen traf, seltener aber zu gemeinsamen Unternehmungen, zum Sport, zum Spielen, zum Theater, Museumsbesuch, zum Schwimmen, zu einem VHS-Kurs oder so ... Der Kulturteil liegt noch ziemlich brach und in meinem Niederländischkurs die Leute werden auch alle nicht meine Freunde, aber es gibt doch mittlerweile eine Auswahl an Personen, die für verschiedenste gemeinsame Aktionen zur Verfügung ständen. Nur immer Quatschen oder bestenfalls Shoppen finde ich nämlich auch etwas wenig. A n d r e a war da übrigens schon immer eine Ausnahme. Die kulturellen Interessen sind zwar auch da nicht vorhanden, aber dennoch haben wir viele ähnliche Dinge, mit denen wir unsere Tage verbringen ...

Kurzes Fazit also: Sohn häufiger schwierig – restliche Sozialkontakte im Aufwind, wenn auch nur durch deutlich erhöhtes eigenes Engagement ... ja und dann kommt ja auch irgendwann noch das Töchterlein zurück – und die wird hoffentlich nicht ganz so häufig „scheele Kopp für mich sagen“.

Ach, und letzten Samstag war ich dann auch noch in Düsseldorf – nein, nicht um meine Studien zu treiben – es hatte einen Termin gegeben, der früh beendet war – aber letztlich lief es doch darauf hinaus: Leute beobachten, Klamotten gucken und sich gelegentlich wundern. Ja, eigentlich ist es nett, Menschen in bestimmten Städten zu betrachten, weil die Klamotten dort einfach anders sind – besser ...
Die Woche über ist das in Düsseldorf ja auch der Fall, aber am Wochenende kommen die ganzen Zugereisten und die Menschen auf den Straßen sind für die Stadt selbst zumindest nicht mehr repräsentativ. Jedenfalls war ich in einigen sehr schönen Läden und habe auch Dinge gesehen, die ich tatsächlich hätte haben wollen. Aber wie ihr schon vermutet, waren sie mir zu teuer und ich habe nun einige dieser Dinge auf meiner eBay-Liste zur Beobachtung. Interessant fand ich in diesem Zusammenhang aber mal wieder folgende Beobachtung: Ich war z.B. in einem Laden mit Camper- und Think!-Schuhen, die mir echt gefielen. Dort waren die Verkäuferinnen mit mehreren Kundinnen sehr beschäftigt, die allerdings die allerlangweilisten Schuhe anprobierten. Da fällt mir dann wieder mein Vater ein, der seit neuestem auch Camper-Schuhe besitzt. Ratet mal, welches Modell. Oh graus! Also, dass bestimmte Marken sich einen guten Ruf und einen guten Marktwert erarbeiten, das kann ich nachvollziehen. Aber dass dann ganz viele Leute so hässliche Schuhe kaufen, bloß weil die von der Marke sind ... und von 100 Euro aufwärts ... merkwürdig, echt.