Sonntag, Juli 30, 2006

Sonntag

Musste gerade darüber nachdenken, was für eine Scheiße ich hier heute wieder mal geschrieben habe und wie fürchterlich lang. Nein, das ist eigentlich gar nicht wirklich wichtig, beschäftigt mich allerdings regelmäßig und einkaufen muss man ja nun mal. Es ist Sonntag, das Wetter durchwachsen, kein Mensch zu Hause, außer mir, mein Schreibtisch ist nun endlich aufgeräumt, die ersten wichtigen inhaltlichen Vorbereitungen fürs kommende Schuljahr sind zumindest durchdacht und teilweise schon in die Tat umgesetzt und ... wieder mal werde ich nachdenklich. Denke darüber nach, wer wichtig in meinem Leben ist ... und so ... Zwei Menschen, nein drei, haben heute ne Mail von mir bekommen. Ihr seid mir wichtig und dann noch einer, dessen Mail-Adresse ich überhaupt nicht habe, bloß die Handynummer, aber die ist auf meiner Karte und die liegt gerade handylos auf meinem Küchentisch, nachdem wir den familieninternen Handytausch durchgeführt haben, blieb ich ohne Gerät und muss mir jetzt möglicherweise mal eines kaufen (falls Ralf das hier liest – zu einem der beiden letztens geschnorrten Handys fehlt die PIN-Nummer) – oder wir kramen noch mal gründlich ... Jedenfalls, wollte ich dem Herrn, der gelegentlich ein Weizenbier mit mir trinkt noch sagen, dass ich mich auf unser Wiedersehen freue ... und vielen Dank für die SMS zum Ferienbeginn ... Dass du das hier (gelegentlich) liest, weiß ich ja ...

Dinge, die ich nie kaufen würde – Folge ? – oder meine Liebe zum Wochenmarkt

Nein, Leute die Emmi Caffè Latte kaufen, sind nicht unbedingt doof, aber ich würde das Zeug halt nie kaufen. Ich fühle mich da von Werbung und Herstellern tatsächlich verarscht und frage mich tatsächlich, wie weit es mit unserer Gesellschaft gekommen ist, wenn wir soooo viele Produkte dieser Art haben. Die Mehrzahl dieser Produkte floppt ja dann allerdings auch, weshalb die großen Marken ja auch ständig damit argumentieren, dass sie wegen der hohen Kosten in Sachen Produktentwicklung und Markteinführung all ihre Produkte so teuer verkaufen müssen. Auch ein wirklich gutes Produkt muss natürlich durch eine solche Markteinführung und floppt möglicherweise zunächst, bis es vielleicht auf einem einzelnen nationalen Markt oder sonst irgendeiner Nische Erflog hat und von dort aus möglicherweise seinen Siegeszug antritt ...
Als ich diese Serie hier anfing, wollte ich irgendwie darstellen, wie ich einkaufstechnisch geprägt bin. Meine konkrete Variante des kritischen Konsumenten. Da tritt eine Prägung zu Tage, aus einer Familie, die sich auch als bewusst oder kritisch konsumierend sieht. Ein wesentlicher Unterschied, der sich beim Caffè Latte zeigt, ist der, dass meine Mutter z.B. gar nicht weiß, dass es so was überhaupt gibt. Zwar kauft sie immer in einem gut sortierten Supermarkt ein (kein Discounter), aber sie nimmt nur Dinge wahr, die sie auch sucht. Es wird wirklich keinerlei Firlefanz gekauft, aus Überzeugung UND weil sie weder die Werbung noch die neuen Produkte selbst auf den Sonderständen und in den Regalen wahrnimmt. Bei mir ist das anders. Ich sehe sie und frage mich, ob ich das brauche. Irgend so einen Oxy-Reiniger habe ich dann irgendwann tatsächlich gekauft, als er für einen Euro zu haben war. Ein Qualitätsurteil kann ich darüber aber noch nicht fällen.
Werbung ist ja nun mal ein Teil unseres Lebens. Ich glaube, dass es für meine Generation typisch ist, dass wir sie immer schon sehr bewusst wahrgenommen haben. Mein Bruder und ich haben z.B. auch häufig das Werbespot-Produkt-Ratespiel gespielt. Er verdient ja heute tatsächlich auch sein Geld mit Werbung, aber Steffi und ich, um nur ein Beispiel zu nennen, haben uns auch immer für das Thema interessiert. Werbesprache war eines unserer Prüfungsthemen in französischer Linguistik. Jetzt, da ich nach Jahren mal wieder eine besondere französische Käsemarke im Kühlschrank habe, da es die auf dem Markt recht günstig gab, fällt mir dazu ein Klassiker ein „Du pain, du vin, du Boursin, on n’a jamais fait aussi bien.“. Womit wir wieder beim Thema Brot vom letzten Post wären ...
In Frankreich muss es ja bekanntlich weißes Brot sein, welches das Volk sich in der Revolution erkämpfen musste ...
Wieso ich heute wieder auf dieses bekloppte Thema komme? Weil der aktuelle E d e k a-Prospekt (ja, eigentlich lese ich die sowieso nicht mehr – sind halt Ferien ...) so unsäglich ungeschickt wirbt, wie ich finde. Es fängt schon damit an, dass auf der Titelseite die Deutschland-Tour 2006 beworben wird („Sieger tragen gelb.“), wo doch im Moment die Welt auf den Radsport recht schlecht zu sprechen ist ... und dann ist natürlich neben besagtem Milchkaffee (wie gehabt 0,99€) auch wieder die „Fruchtparty“ im Angebot (150g Schale 2,49€, 100g = 1,66€) – übrigens in der Rubrik „fix & fertig – für Sie frisch zubereitet!“. Darunter außerdem Wassermelonen-Scheiben (was man neuerdings auch in solchen Prospekten merkwürdigerweise ohne Bindestrich schreibt), zum ungeheuer günstigen Preis von 1,99€ für 300g, also 6.63€/kg. Der Hammer sind allerdings fertige vegetarische Schaschlik-Spieße, 2 Stück für 2,49€. Ein solcher Spieß enthält laut Abbildung drei Scheiben Aubergine und je zwei Cocktailtomaten, Zucchini- und gelbe Paprikascheiben. Das können die ja meinetwegen so teuer verkaufen wie sie wollen, aber muss man das auch noch bewerben, dass der Konsument in buntem Druck quasi Schwarz auf Weiß lesen kann, wie er sein Geld das Klo runter spülen soll ????
Ist alles nur ein Beispiel und nicht wirklich wichtig, aber vielleicht eben doch symptomatisch?
Nun ja, ganz ohne Werbung geht es nun mal auch nicht. Man kann und soll ruhig einen großen Teil der auf den Menschen einprasselnden Werbung abperlen lassen, aber gelegentlich enthält Werbung ja interessante Informationen und manches würde ich gar als künstlerisch wertvoll bezeichnen. Wichtige Informationen sehe ich z.B. in den neuesten Angeboten der Telekommunikation. Da ist ständig was in Bewegung und das Hingucken lohnt sich (will sagen, dass sich das im Portemonnaie sehen lässt). Die Sache mit den Stromanbietern scheint auch nicht ganz uninteressant (der hiesige ehemalige Monopolist wirbt übrigens neuerdings mit Kino-Spots, die echte Heimatgefühle ansprechen ... erstaunlich gut gemacht, wie ich finde).
Wie kaufe ich also ein? Ist bei mir tatsächlich alles kritisch und fürchterlich durchdacht, möglicherweise ökologisch korrekt? Dreimal Nein. Mein Kaufverhalten ist ganz erheblich über den Preis definiert. Symptomatisch für große Teile meiner Generation ist möglicherweise tatsächlich die Tatsache, dass ich mein Kaufverhalten sehr schnell verändere und nur wenige Traditionen pflege, wie z.B. jede Woche beim gleichen Metzger kaufen etc. Einen Laden mit gutem Sortiment, hoher Qualität oder besonders freundlicher und fachmännischer Beratung zu unterstützen, wäre für mich zwar ein Argument, letztlich praktiziere ich das aber selten. Die Ausnahme ist für mich tatsächlich der Wochenmarkt und dort vor allem derjenige, der in Arbeiterstadtteilen stattfindet. Dort kann man tatsächlich pfiffige und freundliche Unternehmer konkret unterstützen und wirft nicht irgendwelchen Ketten, die möglicherweise noch Aktiengesellschaften (es mag ja Spaß machen, sein Geld an der Börse zu verdienen, dennoch ist mir da viel zu viel Image und heiße Luft im Spiel ... da ich eh kein Geld über habe, das ich dort investieren könnte, interessiert mich das wenig ...) sind, das Geld in den Rachen. Mir gefällt es, am Samstag bei Sonnenschein (kalt darf es dabei ruhig sein, stürmisch auch ...) über den Markt zu schlendern und meine Wahl zu treffen. Die Hemmschwelle Ladentür besteht nicht und man ist sofort mittendrin. Auch finanziere ich keine horrenden Ladenmieten und freundliche hübsch gestylte Verkäuferinnen mit, die die halbe Woche lang nur dumm rumstehen. Ich finde es klasse, hochwertigen Käse zu kaufen, der möglicherweise dem Haltbarkeitsdatum gefährlich nahe kommt, oder Überproduktionen an T-Shirts zu kaufen, die genau so aktuell wie im Laden sind.

Eine Einkaufsstrategie, die von Ökos immer wieder propagiert wird, ist ja die, am Trend vorbei zu kaufen, also z.B. einen sehr eigenen Stil zu haben, wodurch man für Artikel des Massenkonsums wenig anfällig ist. Die totale Energieverschwendung liege nämlich ganz extrem im Bereich der Artikel, die plötzlich jedermann haben wolle. Angeblich wird diese Spirale beim Kauf von Überproduktionen gerade nicht angekurbelt, da die Produktion lediglich für den Erstmarkt angekurbelt wird. Niemand würde Artikel eigens dafür produzieren, dass sie nachher zum Schleuderpreis auf irgendwelchen Märkten landet. Nun behaupte ich nicht, dass dieser ökologische Gesichtspunkt meine Haupt-Triebfeder wäre. Ich möchte lediglich zeigen, dass auch unter ökologischen Gesichtspunkten nicht alles an meinem Kaufverhalten schlecht ist.
Also kurz und gut: Ich liebe Wochenmärkte. Gestern war z.B. mal wieder ein richtig guter Wochenmarkttag. Ein Händler hat wieder palettenweise Pflanzen verschenkt, die nicht mehr so ganz top waren. Ich war nicht die einzige, die dreißig Pflanzen mitgenommen hat. Entsprechend oft musste ich zum Auto laufen!!! Wenn ihr also demnächst von mir einen Terracottatopf mit irgendwelchen Blühpflanzen als Mitbringsel bekommt, dann handelt es sich möglicherweise um ein (hochgepäppeltes?) Pflänzchen aus dieser Charge.
Wo wir also beim Thema Einkaufen sind, muss ich wohl doch noch ein paar Worte zu den Discountern sagen. A l d i hat sich ja nun schon seit einigen Jahren den Spitzenplatz am Lebensmittelmarkt erkämpft. Kein Mensch rümpft mehr die Nase über A l d i-Einkäufe und nur wenige Menschen kaufen dort nicht wenigstens gelegentlich mal ein. Wie das aber so ist mit Marktführern, die nutzen ihr Beinahe-Monopol mächtig aus. Bei A l d i ist nicht alles günstig!!! Vor allem Obst, Gemüse und Nonfood nicht. Außerdem gibt es einige wenige Artikel, die nicht so wunderbar hochwertig sind, wie manch einer meint. Wer keine Lust auf Preisvergleiche hat, kann natürlich sicher gehen, dass er vergleichsweise günstig wegkommt, aber Vorsicht!!! Das Obst- und Gemüseangebot ist superfrisch, aber recht spärlich in der Auswahl und nicht günstig. Schlimm ist derzeit das Thema Salat (hat jemand letztens den Artikel über Deutschlands größten Salat-Produzenten in der Zeit gelesen? Sehr interessant!). A l d i wie H und M wollten ja offensichtlich eine hohe Marktabdeckung, was sie mittlerweile erreicht haben. Damit einher geht, dass nicht jede Filiale unbedingt Gewinne bringt. Die hier jeweils nächstgelegenen Filialen der beiden Ketten gehören sicherlich nicht zu den Gewinnbringern, deshalb lässt es sich dort auch angenehm entspannt einkaufen. Die Bedienung jedenfalls ist immer freundlich, was man bei den „gut sortierten“ Supermärkten nicht gerade sagen kann. Was mich an A l d i, L i d l und S c h l e c k e r stört, ist die superschlechte Presse, die sie haben, nur weil sie (mehr oder weniger geschickt) die Personalmitbestimmung unterwandern. Mich, als ökonomischen Laien, wundert das. Lohnt es sich, das auch weiterhin durchzuziehen, wenn man dafür solch eine schlechte Presse bekommt? Ich kaufe dort recht gerne ein, weil die Preise vergleichsweise gut sind und man dort immer freundlich behandelt wird (anderswo ist es teuer und man bekommt allzu häufig nicht mal die Tageszeit genannt!!! Und dieses Schneckentempo bei der Arbeit – kann doch nicht wirklich sein, dass wir das auch noch fördern wollen! Da frage ich mich doch wirklich, was los ist mit unserer Gesellschaft ...), aber wenn ich wüsste, dass in Sachen Mitbestimmung dort alles normal liefe, fände ich das doch beruhigender.
Fragt sich, warum ich das hier schreibe? Weil mir meine Art Einzukaufen Spaß macht. Es ist nicht mein größtes Hobby, aber einkaufen muss man nun mal und es ist schön, wenn es dann Freude bereitet. Außerdem glaube ich, dass der eine oder andere Tipp hier für einige Leute interessant sein könnte. Schließlich glaube ich tatsächlich, dass der Kunde so einiges in der Hand hat und sich überlegen darf, wo er sein Geld lässt. Wie unser Markt aussieht, bestimmen wir selber, gerade zu einer Zeit wo Liberalisierung der Märkte des Größte zu sein scheint.
Ach übrigens, eine Kette, die ich immer schon recht merkwürdig und wenig ansprechend fand, obwohl ich eigentlich immer in der Nähe einer Filiale gewohnt habe, ist P l u s. Gestern erst ging durch die Presse, man wolle Nummer drei am Markt werden und werde nun viel in die Umgestaltung der Märkte investieren. Na, da bin ich ja mal mächtig gespannt. Skeptisch bin ich allein schon deshalb, weil ich noch in kaum einer Filiale eine freundliche Kassiererin mit etwas Ausstrahlung erlebt hätte. Eine jahrzehntelange Tradition in Unternehmenskultur lässt sich nun mal nicht so schnell aufbrechen.
Ach ja, gestern habe ich am Käsestand die Verkäuferin getroffen, die mich schon in meiner Kindheit immer bedient hat. Schöne Grüße an die Eltern (ich habe vom Amerikaurlaub erzählt und sie von Reisen durch Namibia, hört sich echt nicht schlecht an). Am gleichen Stand begrüßte mich der Kollege am „Wühltisch“ mit der abgepackten Ware der Verkäufer mit den Worten „lange nicht gesehen“, berichtete mir, dass er neuerdings an der Fern-Uni Hagen Wirtschaftswissenschaften studiere, da man den Geist ja immer rege halten müsse, zeigte mir den Studi-Ausweis und später sprachen wir darüber, dass man auf dem Markt so wunderbare Studien treiben könne ... Jaaaa, Markt ist klasse!!!! Und eine gewisse Treue zu guten Händlern ist auch mir nicht fremd.

Freitag, Juli 28, 2006

Komplex geheilt

Die Tatsache, dass ich noch nie den Kontinent verlassen hatte, wuchs sich ja tatsächlich zu so einer Art Komplex aus. "Oh," habe ich gelegentlich gedacht, wenn jemand von seinen Erfahrungen erzählte oder mich nach den meinigen befragte "wunder Punkt. Eigentlich habe ich da gar keine Ahnung." Und dann kam so eine merkwürdige Art von Neid auf. Gut, dem wäre nun also der Nährboden entzogen worden.
Übrigens habe ich kurz vor meiner Abreise im Raucher-Lehrerzimmer in einer Runde gesessen, wo mehrere Kolleginnen noch nicht viel gereist waren. Dort wurde dann aus dem Munde einer Englisch-Kollegin geäußert, das Thema Reisen sei ja "total überbewertet", man dürfe ja weder sagen, dass man in den Sommerferien nicht verreise noch zugeben, wenn man bloß eine Pauschalreise gebucht habe, besonders unter Lehrern.
Das, liebe Kollegin, sehe ich nicht ganz so. Man muss sicherlich nicht ständig verreisen, aber ganz ohne das Reisen werden einem doch zahlreiche Eindrücke und Erkenntnisse über andere Kulturen und mit der Außensicht auch über die eigene kulturelle Identität, verwehrt.
Ja, das war wirklich nett - mit dem Töchterlein war es doch sehr sehr entspannt und angenehm, geradezu bemerkenswert. Aber ich werde jetzt auch nicht total reisesüchtig. Diese Reise war ihr Geld wert. Der Dollarkurs hat dazu beigetragen. Was ganz Großes möchte ich jetzt nicht sofort wieder planen, aber ein Kurztrip nach Schottland mit einem Billigflieger an einem Wochenende und was Längeres nach Polen im Sommer, habe ich schon zu planen begonnen - per Hospitality Club natürlich. Und dann ist auch mal Frankreich dran - am liebsten mit dem Töchterchen, aber tatsächlich melden sich jetzt, wo ich von dieser Reise berichte, Menschen (konkret zwei Frauen), die mir sagen, sie würden auch mal gerne mitkommen ... Mal schauen. Eine wie auch immer geartete Fortsetzung wird in jedem Fall folgen.

Amiland

Hatte ich erwähnt, dass besagter Eisenbahn-Informationsdingsda unmittelbar am Flughafen war? Nicht irgendwo in der Pampa ...

Also, ihr wollt vermutlich wissen, wie’s in Amiland war. Schön! Mir hat’s gefallen. Es war in vielerlei Hinsicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Also wenig Überraschungen! Vieles ist eben so wie zu Hause – schließlich waren wir ja im Osten, wo man z.B. auch zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut klar kommt. Vieles weiß man schon aus hunderten von Filmen, aus denen man teilweise jede Straßenecke kennt. Diese Woche z.B. habe ich einen Film gesehen, der größtenteils in Upper East Side Manhattan spielt. Ich hätte auch vorher schon vermutet zu wissen, dass es sich genau um dieses Viertel handeln muss.
Vielleicht sollte ich mal erwähnen, was mich überrascht hat ... mal nachdenken ...wie sauber NYC ist – von Paris kannte ich bereits die großen Bemühungen, das „Paris poubelle“-Image loszuwerden, aber auch dort verschwanden enorme Müllberge über Nacht von den Straßenrändern, die U-Bahnen schoben quasi keine Staubwelle vor sich her, obwohl es sehr heiß war ... die ganze Woche über war es in jeder einzelnen unterirdischen U-Bahnstation über 40°C (die Stationen in Harlem z.B., die überirdisch liegen, gelten ja wohl nicht ...). Gewundert hat mich, wie relativ niedrig die Preise in den Restaurants waren (zugegeben, in den teureren Läden waren wir natürlich erst gar nicht) und wie ungeheuer teuer Lebensmittel und Drogerieartikel dagegen waren. Okay, ich wusste, dass Milch, Butter und Zucker hier EU-bedingt preisgebunden sind und dieser Preis nichts, aber auch gar nichts mit dem Aufwand zu tun hat, den die Bauern für die Herstellung betreiben ... aber dass ein Quart, also weniger als ein Liter Milch 1,59$ kostet ... Schluck ... Nein, darüber hatte ich mir wirklich keine Gedanken gemacht.
Was mich weniger überrascht hat, aber vermutlich doch sehr untypisch ist, ist, dass wir tatsächlich zahlreiche kostenlose Veranstaltungen besucht haben. Uns Deutschen kommt das so vertraut vor, da es zumindest hier in einem Ballungsgebiet eine Vielzahl kostenloser kultureller Angebote gibt. Amerikaner aus der Provinz müssen für solches Reisen in die Metropolen auf sich nehmen und können dann nur staunen. Wir staunen viel weniger, weil wir das großstädtische Leben sowieso gewohnt sind und außerdem London, Berlin, Paris etc. kennen ... U-Bahn fahre ich z.B. ja täglich. Das ist also für mich nicht neu. Bei einer Beobachtung musste ich gelegentlich denken, dass ich eine Angewohnheit mit vielen Amerikanern gemeinsam habe: Gelegentlich kaufe ich an einer günstigen Döner-Bude in Schulnähe unser Mittagessen ein und steige dann damit in die Bahn. Das habe ich dort sehr häufig gesehen. Die Leute fuhren teilweise mit fünf Portionen Fertigessen in Plastiktüten nach Hause – und zwar nicht nur zwei drei Stationen, wie das bei mir hier zu Hause der Fall ist, sondern richtig weit. Fast Food ist ja tatsächlich auch so ein Thema. Mir war bewusst, dass McDonalds in den USA viel weniger präsent ist als hier ... aber mein Bild entsprach irgendwie nicht dem, was mich erwartete. Nicht dass es schockierend gewesen wäre, aber doch anders als erwartet. Vermutlich war ich nur zu naiv. Man muss sagen, dass ich Fertigessen gegenüber voreingenommen bin. Ich esse es, aber nicht sehr häufig. Auch da ist der Einfluss meiner Eltern (die sind doch auffällig heftige Überzeugungstäter, die wenige Kompromisse eingehen, wenn ich mal so recht darüber nachdenke) deutlich, die allerdings einen so großen Bogen um Fast Food machen, wie ich ihn dann doch für unangemessen halte. Mein Vater war ein einziges Mal bei McDoof und meine Mutter ein weiteres Mal, beide Male waren meine Kinder oder ich die Anstifter.
Wie war das also in den USA mit dem Fast Food? Das Bild von Menschen, die wo sie gehen und stehen einen Pappbecher mit Plastikdeckel in Händen halten, wie es amerikanische Filme vermitteln wurde absolut bestätigt. Das war aber nicht alles. Man sah abgepacktes Essen überall. In Parks, ob zur Mittagspause oder am Abend, die Business-Menschen hatten alle eine vollständige Mahlzeit in Styropor- oder Pappbehältern vor sich, aber auch außerhalb der großen Städte, überall, wo es schön war, wurden Berge von Essen angeschleppt, in Kühlboxen, so groß, wie sie hier überhaupt nicht erhältlich sind. Zunächst war ich nur beeindruckt von der Omnipräsenz dieses vielen Essens. Stellt sich die Frage, wie ich das finde. Zu meinem Urteil musste mir doch tatsächlich Meghan aus Portland verhelfen, die behauptete, ob in Frankreich oder Deutschland, überall habe man nur immer dieses fürchterliche Brot bekommen können. Und da hat sie Recht. Auch in England gibt es immer nur Lunchpakete auf Brotbasis. Mein letzter Aufenthalt in Frankreich im letzten September brachte mir ebenfalls jeden Mittag ein „Sandwich“, da mein Kollege abends zu Hause kochen wollte. Zwar hätten wir – vor allem mittags – überall gut und günstig speisen können, aber zum Mitnehmen, nur immer Brot. Und tatsächlich habe ich in den USA kein einziges Mal jemanden ein Butterbrot, Boterham, Sandwich auspacken sehen. Und ich muss sagen, dass die Auswahl an kompletten Gerichten phänomenal ist. Ich selbst bin ja essenstechnisch ein totaler Asienfan und dort voll auf meine Kosten gekommen. Andererseits frage ich mich, ob man denn wirklich bei jedem kulturellen Spektakel, das länger als eine Viertelstunde dauert, ob es nun ein Open-Air-Konzert oder –Kino oder nur ein ganz normaler Kinoabend ist, IMMER Nahrung zu sich nehmen muss. Speziell bei den Konzerten hat das Rascheln doch extrem gestört. Ach ja, Stich wort Konzerte: Chicago, Milleniumpark, die Sommerkonzerte sind absolut empfehlenswert. Super Ort, super Sound (mit einem ausgeklügelten System von sehr sehr vielen Boxen, die einen riesigen Platz so beschallen, dass kein Nachhall, also keine Verzögerung, entsteht). Eine Reise gezielt um dieses Festival herum zu terminieren, erscheint mir für Musikliebhaber durchaus sinnvoll. In unserem Fall war es ja reiner Zufall, dass das gerade lief. Hier der Link zum Festival: http://www.grantparkmusicfestival.com/
Was mich auch überrascht hat, war das Thema „Melting Pot“. Von den Orten, die wir gesehen haben, war eindeutig New York City der „Melting Pot“, denn an allen anderen Orten mischten sich die Rassen für unsere Wahrnehmung überhaupt nicht. Im Zoo von Chicago (Eintritt frei!!!) haben wir unter den Hunderten von Kindergruppen in jeweils gleichfarbigen T-Shirts kaum rassen-gemischte Gruppen gefunden. Die Gruppen vom (YWCA – weibliche Entsprechung des YMCA) hatten sogar so Slogans zum Thema Rassen-Integration aufgedruckt, aber gemischt waren auch die selten.
Nun sind Rassen ja nicht das einzige Merkmal für ein Zusammenschmelzen, auch unter Weißen kann man da so seine Beobachtungen machen. In Maine (sehr schön, auf jeden Fall empfehlenswert) z.B. sind die Menschen tendenziell sehr klein, da irischer und italienischer Abstammung, in Chicago hingegen muss man Rothaarige suchen, sie sind quasi nicht existent. Dafür erhält man dort den Beweis dafür, dass der Gen-Pool für blonde und sehr hellhäutige Menschen so schnell doch noch nicht ausgeschöpft ist. Von der Physiognomie der Menschen her, würde man meinen, man sei in Polen oder der Ukraine gelandet, kein Wunder, denn dort leben 2 Millionen Polnisch-Stämmige. Deutsch-, Baltisch- und Skandinavisch-Stämmige sind aber auch recht zahlreich. Wir wohnten zufällig sehr in der Nähe des deutschen Viertels. Da wir ja nun auch endlich eine ordentliche Kamera hier haben, könnte ich ja mal mehr Fotos einstellen. Von den Schildern der deutschen Geschäfte jedenfalls, habe ich einige Fotos gemacht.
Ja und ob wir tatsächlich bei wildfremden Menschen privat untergekommen sind, wollt ihr vermutlich auch wissen. Jaaaaa, das sind wir und weitere Unternehmung dieser Art werden gerade geplant (Polen und Schottland – wer Ideen hat, her damit). Wir waren in Portland/Maine und in Boston/Massachussets privat untergebracht. In Chicago hat eine Gastgeberin sehr kurzfristig einen Rückzieher gemacht. Den Hospitality Club halte ich weiterhin für eine super Idee. Ach übrigens haben sich mittlerweile bei mir erste mögliche Gäste gemeldet. Einer wollte gerne das Spiel Argentinien-Niederlande in Frankfurt sehen und dann bei mir absteigen, was sich wegen meiner damals knapp bevorstehenden Abreise nicht gerade anbot und einer möchte im September Orte aufsuchen, die er in den 80er-Jahren in einem Jugend-Camp kennen gelernt hat und kommt vermutlich nur auf einen Kaffee vorbei, um konkrete Tipps für Aktivitäten hier in der Nähe zu erhalten. Ich bin ja mal gespannt.
Zum Thema Englische Sprache könnte man ja auch noch was sagen. Einen Kaffee beim benachbarten Dunkin’ Donut zu bestellen, war z.B. ein großes Abenteuer, da dort Mexikanerinnen arbeiteten, die vielleicht 100 Wörter Englisch sprachen ... Nein, es ist schon schön, in ein Land zu reisen, dessen Sprache man mächtig ist. Aber auch da war ich gelegentlich doch überrascht. Zwar habe ich schon immer behauptet, Englisch sei im Detail sehr viel schwieriger als Französisch, da es dort sehr viel mehr Wortschatz gebe, während der Franzose in den verschiedensten Zusammenhängen immer wieder mit dem gleichen beschränkten Vokabular daher kommt, aber wie ungeheuer groß der Wortschatz ist, hat mich doch mal wieder erschlagen. Gut, das Buch, dessen Lektüre ich mir dort auferlegt habe, richtet sich sicherlich an recht gebildete Leser. Französischsprachige Zitate, die dort nicht selten auftauchen, werden erst gar nicht übersetzt. Der Leser muss sie schon selbst übersetzen oder verstehen ... aber zwischendurch habe ich meine arme Tochter dafür bemitleidet, dass sie der lateinischen Sprache nicht mächtig ist, so zahlreich waren die Lehnwörter lateinischen Etymons, nein, gemeint sind keine Entlehnungen aus dem Französischen, sondern echt lateinische Wörter. Das Verb „to ignite“ ist mir z.B. mehrfach über den Weg gelaufen (auch im Fernsehen, denn am Tag unserer Ankunft ist es genau in der von uns auch genutzten blauen Linie des el-Train, ER-Süchtigen wie mir natürlich bekannt, im unterirdischen Bereich zu einem Feuerausbruch gekommen, der zwei Tage lang die Chicagoer Medien beherrschte). .... Ich würde jetzt mal behaupten, dass ich das vorher noch nie gehört oder gelesen hatte. Würde mich mal interessieren, wie groß der Wortschatz eines Muttersprachlers mit mittlerem Bildungsabschluss ist ... ich könnte wetten, dass die bei PISA in Sachen Lesen auch nicht gerade den High Score geholt haben. Müsste man mal recherchieren ...

Belgien

Eigentlich sollte ich ja was über meinen USA-Urlaub schreiben, aber gerade muss ich mal wieder an Belgien denken. In den letzten Monaten war ich einige Male dort und hatte wieder Erlebnisse, die ich im Nachhinein als typisch belgisch qualifizieren würde. Zwar weiß ich eigentlich, dass besagtes Land nicht gerade der Prototyp des gelungenen Umgangs mit dem Sprachenkonflikt ist, aber wenn ich dann da bin, vergesse ich es jedes Mal aufs Neue.
Als ich anlässlich meines Fluges nach Mailand in Brüssel durch die Sicherheitskontrolle musste, fragte mich eine Dame zunächst „English, Français, Nederlands?“ und ich, erst etwas verwirrt, dann „Euh ... pareil, les trois, peu importe ...“ und das war bereits der Fehler, denn es handelte sich offensichtlich um eine Flämin (!!!). Die forsch gebellten Kommandos, die nun folgten, klangen nur wenig französisch. Ich musste mich arg konzentrieren, um zu verstehen ...
Der Belgien-freundliche Leser könnte nun meinen, ich hätte überzogene Erwartungen an eine Frau, die ja nun nicht den besten Job hat und vermutlich auch nicht die beste Bildung genossen hat. Mag ja sein, aber warum passiert einem solches dann sonst nirgends? Weder in den USA noch in Italien sind mir solche Dinge untergekommen. U.S.-Zöllner (kein Latino) hörte ich in differenziertem Spanisch, alitalia-Stewardessen, ob in der Luft oder am Boden, Italienisch und gutes Amerikanisch sowieso, aber bei Bedarf sowohl auf Spanisch als auch auf Französisch und Ersteres war kein Gestümpere, wie es hierzulande häufig Leute hervorbringen, die behaupten, sich auf Niederländisch hervorragend verständlich zu machen – für Niederländer gilt dasselbe entsprechend im Deutschen auch immer häufiger (so nach dem Motto „Das kann man ja automatisch.“). In Italien, muss ich zugeben, habe ich geschwächelt und Englisch gesprochen. Zwar hatte ich im Flugzeug noch alles auf Italienisch bestellt, wenn ich denn so angesprochen wurde, aber als ich dann meinen Anschlussflug verpasst hatte und nach meinem Gepäck fahnden musste (es war nur noch ein Koffer – der erste war bereits auf dem Flug von Chicago nach New York City abhanden gekommen), da war mir Englisch irgendwie lieber. Die Belgien-Geschichte geht aber tatsächlich noch weiter. Selbstverständlich flog ich auch auf der Rückreise wieder nach Brüssel, wo ich dann abermals Belgien-Erfahrungen machen durfte. Diesmal war es ein Herr an einem Eisenbahn-Informationsschalter. Mal wieder hatte ich vergessen, dass Brüssel ja zweisprachig ist und sprach ihn in französischer Sprache an. Es kam wieder dieser Höllenakzent und zu allem Überfluss wurde ich auch noch durchgehend geduzt. Einem Engländer hätte ich das ja zugestanden, aber ein Niederländisch-Sprecher kennt ja nun doch das „Sie“, auch wenn er es häufig nur im allerersten Satz benutzt, um dann möglichst sofort ins „du“ zu verfallen ... Neee, neee, neee, ich war wieder mal schwer geschockt, wie extrem das doch ist.
Warum ich gerade heute daran denke, wo das doch schon ganze elf Tage her ist? Das kann ich euch verraten. Ich habe heute in einer Filiale einer niederländischen (ich gebe es zu, nicht belgisch!!!) Einzelhandelskette ein Produkt erstanden, das zunächst nur für den Benelux-Bereich beschriftet war und für den Verkauf in Deutschland ein extra Etikett bekam (ähnlich wie die lustigen Aufkleber, die in Asienläden immer über die für mich hieroglyphen-gleichen Zeichen geklebt werden). Bei Produkten aus Asien ist man ja gewohnt, dass die Gebrauchsanweisungen mittlerweile mit schlechten Computerprogrammen übersetzt werden, aber hier – könnte ich schwören – war ein Niederländer am Werk – einer aus Fleisch und Blut: „Anwendungsempfehlungen: Die Öl Auf die Haut streichen und lassen sie die Öl Schäumen und Spüle die schaum ab. Weich die Haut trocknen.“. Okay. Wir wissen was zu tun ist, das schon - und vermutlich habt ihr auch alle erkannt, dass es sich um Duschöl handelt ...

Freitag, Juli 21, 2006

SCHWIMMEN

Was hat Petralein in Amerika gesagt, wenn sie gefragt wurde, was sie denn back home in Deutschland im Rest der Ferien tun wolle? SCHWIMMEN natürlich!!! Hach, ist das schön! Heute waren sie alle da. Morgen sind einige davon schon erneut verreist, aber heute war’s mal wieder richtig nett (Sehr nett auch, dass Hannah da war – mein Babysitterkind aus Teenager-Zeiten). Zum Abschluss war ich dann um halb zehn noch mal ganz allein im Becken – schöööööööön!

Zu heiß zum Telefonieren?
Tja mein liebes Morckelchen, war wohl nix mit dem Telefonieren, wo ich doch den ganzen Tag Zeit dazu gehabt hätte ... Wenn man überlegt, dass ich Steffi auch anrufen wollte, das alte Tantchen und außerdem die Rückmeldung zur Skatrunde durchgeben muss ... Ne, ne, bei der Hitze schiebe ich dann doch tatsächlich alles ... und ab ins kühle Nass, wo ich kein Handy höre ...